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Studie zeigt: Superreiche leben wie ökologische Vandalen

Studie zeigt: Superreiche leben wie ökologische Vandalen

05.11.2021, 07:0105.11.2021, 13:26
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Die Superreichen in aller Welt leben einer Oxfam-Studie zufolge wie ökologische Vandalen. Sie verursachen demnach zigfach mehr klimaschädliche Treibhausgase als der Rest der Menschheit. Dagegen bleiben die Pro-Kopf-Emissionen der ärmeren Hälfte der Weltbevölkerung auch 2030 weit unter der angestrebten 1,5-Grad-Grenze bei der Erderhitzung. Die reichsten zehn Prozent überschreiten 2030 den Wert aber voraussichtlich um das Neunfache, das reichste Prozent sogar um das 30-fache.

Elon Musk und Jeff Bezos als Dagobert Duck
Elon Musk und Jeff Bezos: Mit einem einzigen Weltraumflug verursacht ein Milliardär mehr Emissionen, als jemand aus der ärmsten Milliarde Menschen in einem ganzen Leben zusammenbringt.Bild: watson/keystone

Die Studie wurde von Oxfam auf der Weltklimakonferenz in Glasgow vorgestellt. Sie beruht nach Angaben der Entwicklungsorganisation auf Untersuchungen des Instituts für Europäische Umweltpolitik (IEEP) und des Stockholmer Umweltinstituts (SEI).

Das reichste ein Prozent – das sind weniger Menschen als die Bevölkerung Deutschlands – wird laut Oxfam bis 2030 für 16 Prozent der globalen Gesamtemissionen verantwortlich sein. Nafkote Dabi, Klimaexpertin bei Oxfam, sagte dazu: «Eine kleine Elite gönnt sich einen Freifahrtschein für die Zerstörung unseres Klimas.» Dies habe katastrophale Folgen für Millionen Menschen, die bereits jetzt mit tödlichen Stürmen, Hunger und Not konfrontiert seien.

Mit einem einzigen Weltraumflug verursache ein Milliardär mehr Emissionen, als jemand aus der ärmsten Milliarde Menschen in einem ganzen Leben zusammenbringe.

Die Studie zeigt den Angaben zufolge zudem, dass sich die geografische Verteilung bei den Treibhausgasemissionen zunehmend nicht mehr hauptsächlich aus den traditionellen Industrieländern zusammensetzt. Fast ein Viertel (23 Prozent) des reichsten ein Prozent werden Chinesen sein und ein Zehntel (elf Prozent) Inder.

Tim Gore, Autor der Studie bei IEEP, erklärte dazu, Regierungen müssten ihre Massnahmen auf die extrem Reichen ausrichten. «Dazu gehören sowohl Massnahmen zur Einschränkung des CO2-Verbrauchs für Luxusgüter wie Megajachten, Privatjets und private Raumfahrt, als auch zur Begrenzung klimaintensiver Investitionen wie Aktienbesitz in der fossilen Brennstoffindustrie.»

Erst am Donnerstag war EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen wegen eines rund 20-minütigen Charterflugs aus Wien nach Bratislava in die Kritik geraten. Sowohl vom Europäischen Steuerzahlerbund als auch aus dem Bundestag kamen deutliche Worte. Der Flug sei eine «ökologische Sünde», sagte der Generalsekretär des Steuerzahlerbundes, Michael Jäger, der «Bild»-Zeitung. (sda/dpa)

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78 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Pachyderm
05.11.2021 07:16registriert Dezember 2015
Ich bin der letzte, der Superreiche in Schutz nehmen will (Milliardäre dürfte es gar nicht geben). Aber Schlagzeilen wie diese bergen die Gefahr, dass sich die breite westeuropäische Gesellschaft aus der Verantwortung genommen fühlt, ohne zu realisieren, dass sie global gesehen halt auch zu den Reichen und massiv für CO2-Emissionen Verantwortlichen gehört.
Bei den ebenfalls erwähnten global reichsten 10% gehören die allermeisten Schweizer*innen mit dazu.
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Ökonometriker
05.11.2021 07:38registriert Januar 2017
Wer mehr als 5000 Franken im Monat verdient, ist in den globalen top 1 percent. Das trifft auf die Mehrheit der vollzeit Arbeitenden in der Schweiz zu.
Die Reichen sind nicht immer die anderen.

Die Besteuerung von Jachten wird daher das Problem nicht lösen.
Ist aber deswegen nicht verkehrt.
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MORGLUM
05.11.2021 08:40registriert Februar 2020
Superreiche mit Superjachten sind gemeint. Die eben schnell um die halbe Welt jetten, just for fun. Oder Supersportscars fahren. Und nicht der gut verdienende Schweizer Mittelständer.
Und solcher Reichtum (0.1% der Weltbevölkerung) ist per se nicht korrekt. Ausnutzen aller Ressourcen ist für solche Kreise der Grund des unappetitlichen Reichtums, ergo auch des verhaltens gegenüber der Umwelt. Besteuern nützt zuwenig, besser den Reichtum umvertreilen. Aber nein das darf man ja auch nicht. Ist ja alles mit ganz legalen mitteln geschehen. Wers glaubt wird seelig.
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