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Klimaforscher warnt: Erderhitzung von 2,7 Grad wäre «ein anderer Planet»

Klimaforscher warnt: Eine Erderhitzung von 2,7 Grad wäre «ein anderer Planet»

Der Klimaforscher Johan Rockström warnt vor der drohenden Erderwärmung, die bereits 2070 drastische Folgen hätte und sagt, was getan werden muss.
03.11.2021, 05:3003.11.2021, 05:33
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Der renommierte schwedische Klimaforscher Johan Rockström hat eindringlich vor der drohenden drastischen Erderhitzung gewarnt, auf die die Welt mit ihren aktuellen Plänen zusteuert. «Mit 2.7 Grad würden wir unbekanntes Terrain betreten. Wir würden auf einem anderen Planeten leben als heute», sagte der Direktor des Potsdamer Instituts für Klimafolgenforschung der Deutschen Presse-Agentur auf der Weltklimakonferenz in Glasgow.

Klimaforscher Johan Rockström
Der schwedische Klimaforscher Johan Rockström warnt vor einer drastischen Erderwärmung.Bild: imago images

Die bislang bei den Vereinten Nationen eingereichten Pläne reichen bei weitem nicht aus, um das Ziel zu erreichen, die Erderwärmung auf ein noch erträgliches Mass von 1.5 Grad bis zum Ende des Jahrhunderts zu begrenzen. Der UN-Klimaagentur zufolge befindet sich die Welt stattdessen auf einem 2.7-Grad-Pfad. Dies würde eine so stark zunehmende Häufigkeit von Extremereignissen wie Dürren, Überschwemmungen, Brände, Krankheiten oder Hitzewellen bedeuten, dass diese der Menschheit ein angemessenes Leben auf der Erde beinahe unmöglich machen würden, so Rockström.

«Man würde praktisch auf einem zerstörten Planeten leben»

Bereits im Jahr 2070 – also noch lange vor 2.7 Grad – würden in diesem Szenario 3.5 Milliarden Menschen in Regionen leben, deren jährliche Durchschnittstemperatur ein Risiko für ihre Gesundheit wäre. Darüber hinaus werde man in dieser Zukunft Probleme haben, die Menschheit überhaupt noch zu ernähren. «Man würde praktisch auf einem zerstörten Planeten leben», sagte der Klimaforscher. «Um es klar zu sagen: Man will dort nicht hin.»

Bei der Weltklimakonferenz COP26 ringen derzeit in Schottland rund 200 Staaten darum, wie die drohende Klimakatastrophe abgewendet werden kann. «Wir haben nun mehr wissenschaftliche Beweise als jemals, das wir alles tun müssen, um das 1.5-Grad-Ziel zu erreichen», sagte Rockström. In Glasgow hofft er auf konkrete Enddaten für den Abschied vom Kohlestrom und vom Verbrennungsmotor.

Da bereits so viel Zeit vergangen sei, reichten Allianzen ambitionierter Länder nicht mehr aus, sondern alle Staaten müssten sich bewegen. Beim Klimagipfel zeigte sich jedoch bereits in den ersten Tagen, welche Staaten auf der Bremse stehen. So tauchten die Präsidenten von China und Russland gar nicht persönlich auf. Indien kündigte zwar Klimaneutralität an, zögerte diesen Plan aber bis ins Jahr 2070 hinaus.

«Um wirklich erfolgreich zu sein, müssten alle hier versammelten Nationen ihre Pläne aktualisieren, um bis 2050 netto null Emissionen zu haben und die Emissionen bis 2030 um die Hälfte zu reduzieren», so der Schwede. «Wenn wir das von allen Nationen bekämen, wäre das ein Grund zum Feiern.» (saw/sda/dpa)

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75 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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MRDL
03.11.2021 12:33registriert August 2020
Uff, Glück gehabt.
Ich dachte schon die wollen die Treibstoffpreise erhöhen.

srksoff
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Lowend
03.11.2021 10:57registriert Februar 2014
Der Satz: „Erst wenn der letzte Baum gerodet, der letzte Fluss vergiftet, der letzte Fisch gefangen ist, werdet Ihr merken, dass man Geld nicht essen kann.“ beschreibt die Gier des Menschen wunderschön und sein Sinn gilt analog zur menschengemachten Klimaerhitzung.

Der Spruch wird oft fälschlich den „Weissagung der Cree“ zugeordnet, obwohl er vermutlich von der kanadischen Autorin und Filmemacherin Alanis Obomsawin stammt.

Fakt ist; das tut seinem Inhalt keinen Abbruch.
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Pal_01
03.11.2021 09:19registriert Juli 2020
Mal ein Wissenschaftler, der sich getraut zu sagen was Sache ist. Leider machen das die meisten Wissenschaftler und Behörden zuwenig deutlich. Und deshalb wissen auch die wenigsten Leute, wie gefährlich die Klimaerwärmung ist.
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