Ungleichheit, Leistungsdruck sowie Diskriminierung sozialer Minderheit: Im Netflix-Hit «Squid Game» werden verschiedene Gesellschaftsprobleme aufgegriffen und bis an die Spitze der Brutalität getrieben.
500 verschuldete Menschen kämpfen in verschiedenen Kinderspielen um einen Millionengewinn. Wer einen Fehler begeht, wird ermordet. Regisseur Hwang Dong-hyuk sagt, er wollte das «Überlebensspiel als eine Metapher für die moderne kapitalistische Gesellschaft» darstellen. Die Serie ist gemäss Angaben von Netflix die bisher erfolgreichste Produktion mit den höchsten Zuschauerzahlen des Streaming-Giganten.
Nun schwappen die Spiele aus der Serie in abgeschwächter Form ins echte Leben. Verschiedene Schulen und Fachleute schlagen bereits Alarm. Das ist passiert:
Ein 14-jähriger Junge musste aufgrund von Verbrennungen dritten Grades ins Krankenhaus eingeliefert werden, nachdem er Zuhause eine Szene des Netflix-Hits nachstellen wollte.
Der Australier ist nicht der erste, der sich beim sogenannten Zuckerplätzchen-Spiel verletzte. Gemäss australischen Medien mussten alleine auf dem roten Kontinent bereits fünf Kinder mit teils schweren Verbrennungen im Krankenhaus behandelt werden.
Das Zuckerplätzchen-Spiel aus «Squid Game» ist kürzlich vom Video-Portal TikTok aufgegriffen worden. Bei der Challenge geht es darum, eine koreanische Süssigkeit herzustellen, darin Formen einzustanzen und diese dann mit einer Nadel herauszukratzen. Dabei darf die Platte nicht zerbrechen.
Zum Unfall des 14-Jährigen kam es bei der Herstellung des Zuckerkeks. Der Junge wollte die Kekse aus Zucker, Backpulver und Wasser in einem Plastikbecher in der Mikrowelle backen. Als er die Kekse aus der Mikrowelle nehmen wollte, explodierte das Gefäss in seiner Hand.
Die Zuckermischung floss vom Knie bis aufs Schienbein und habe sich wie «Karamell bis in die Nerven gebrannt», wie die Mutter des Jungen berichtet. Bei den anderen Kindern kam es zu ähnlichen Vorfällen.
Nicht nur auf TikTok sind die Spiele der Horror-Drama-Serie angekommen, sondern auch auf den Pausenhöfen. So ist es beispielsweise an einer belgischen Schule zu Prügeleien gekommen. Die Kinder spielten das «Squid-Game»-Spiel «Grünes Licht, rotes Licht». Wer beim Spiel scheiterte, wurde verprügelt.
Die Schule schlug Alarm und warnt nun die Eltern vor der Serie. Daraufhin kritisierten einige Fachleute die Eltern, dass sie ihre Kinder «Squid Game» schauen liessen. Die Altersfreigabe für «Squid Game» liegt hierzulande bei 16 Jahren.
«Squid Game» zu ignorieren sei keine Lösung, findet Stefan Drewes, Leiter des Zentrums für Schulpsychologie Düsseldorf. Eltern und Lehrkräfte kämen nicht darum herum, sich mit der Serie zu beschäftigen. Die Serie sei nun einmal auf dem Markt und werde auch von Kindern und Jugendlichen konsumiert.
Statt jemandem einen Vorwurf zu machen, sei es hilfreicher mit Kindern und Jugendlichen über die starken Gefühle zu sprechen, welche die Serie auslöst und ihnen zu erklären, dass die Gewalt in der Serie sehr überzeichnet ist, sagt Drewes zu RP.