International
Naher Osten

Erstmals internationaler Gedenktag für Opfer von Srebrenica

A Bosnian Muslim woman mourns next to the grave of her relative, a victim of the Srebrenica Genocide, prior to the mass burial ceremony in Potocari, Bosnia, Thursday, July 10, 2025. (AP Photo/Armin Du ...
Am 11. Juli 1995 töteten Bosnisch-Serbische Trppen über 8'000 Menschen. Bild: keystone

Erstmals internationaler Gedenktag für Opfer von Srebrenica

11.07.2025, 14:0511.07.2025, 14:19
Mehr «International»

Zehntausende Menschen gedenken in Bosnien-Herzegowina und in weiteren Ländern Europas des Völkermords von Srebrenica. Erstmals wird dieser Tag als internationaler Gedenktag begangen.

Vor 30 Jahren, am 11. Juli 1995, töteten bosnisch-serbische Truppen mehr als 8'000 Menschen, in der Mehrzahl muslimische Männer und männliche Jugendliche. Internationale Gerichte haben die Episode im Bosnien-Krieg als Völkermord anerkannt. Sie gilt als das schlimmste Massaker seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs in Europa.

Die UN-Vollversammlung hatte den internationalen Gedenktag im Mai 2024 beschlossen. Unter anderem Serbien, China, Russland und Ungarn hatten damals dagegen gestimmt. Eine Opfervertreterin, die Präsidentin des Vereins Mütter von Srebrenica, Munira Subasic, sagte: «Vielen Dank an alle, die bei den Vereinten Nationen für die Srebrenica-Resolution (für den Gedenktag) gestimmt haben. Denjenigen, die das nicht getan haben, sage ich, sie sollten weiterhin im Dunkeln leben.»

Subasic sprach vor internationalen Gästen – darunter EU-Ratspräsident António Costa – in Potocari bei einer Gedenkfeier im damaligen Hauptquartier der niederländischen Blauhelm-Truppen. Ihnen wurde vorgeworfen, das Massaker damals nicht verhindert zu haben.

Auf dem gegenüberliegenden Friedhof liegen 6'765 der insgesamt 8'372 bosniakischen Opfer des Massakers. Die Identifizierung weiterer Opfer läuft immer noch. Sieben weitere, darunter zwei damals 19-Jährige, werden nun dort beigesetzt. Die Region gehört heute zum vorwiegend von ethnischen Serben bewohnten Landesteil Republika Srpska.

Hoher Repräsentant benennt Versagen des Westens

Der Hohe Repräsentant der Internationalen Gemeinschaft für Bosnien-Herzegowina, Christian Schmidt, räumte ein Versagen der westlichen Kräfte während des Massakers ein: «Ich danke Ihnen für die Einladung an uns, diejenigen von uns, die 1995 nicht gegen Mladic und seine Komplizen vorgegangen sind», sagte er.

Der bosnisch-serbische General Ratko Mladic war für das Massaker mitverantwortlich. Er wurde 2017 vom Internationalen Strafgerichtshof für das ehemalige Jugoslawien (IStGHJ) zu lebenslanger Haft verurteilt. Der deutsche Politiker Schmidt repräsentiert – auch mit gesetzgeberischen Vollmachten – die internationale Gemeinschaft in Bosnien-Herzegowina aufgrund des Friedensabkommens von Dayton von 1995. (sda/dpa)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Massaker von Srebrenica
1 / 15
Massaker von Srebrenica
Die Tafel der Ermordeten in Srebrenica.
quelle: epa/epa / fehim demir
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Warum die Flüchtlinge der Balkanroute den Winter fürchten
Video: srf
Das könnte dich auch noch interessieren:
2 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
2
In Russland wächst die Angst vor den eigenen Kriegs-Heimkehrern
Ein russisches Gutachten warnt vor steigender Kriminalität aufgrund heimkehrender Kriegsveteranen. Gewalt, soziale Probleme und Betrug könnten zunehmen.
Um seinen Angriffskrieg gegen die Ukraine fortzuführen, greift der russische Präsident Wladimir Putin zu allen denkbaren Mitteln. Ein neues Rechtsgutachten des russischen Innenministeriums legt nahe, dass Putin angesichts der hohen Zahl der neu verpflichteten Soldaten in Zukunft mit Konsequenzen für das eigene Land und seine Bevölkerung rechnen muss.
Zur Story