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Neuseeland

Neuseeland startet Untersuchung gegen Behörden wegen Kindesentführung

Nach dramatischer Kindesentführung: Neuseeland startet Untersuchung gegen Behörden

Die neuseeländische Regierung lässt prüfen, wie die Behörden mit dem Fall umgingen. Obwohl ein Mann in Gerichtsverfahren verwickelt war, konnte er seine Kinder über Jahre isoliert in der Wildnis festhalten.
27.11.2025, 09:0127.11.2025, 09:01

Eine dramatische Kindesentführung hat in Neuseeland zu einer öffentlichen Untersuchung geführt. Nachdem ein Vater seine Kinder jahrelang in einem Wald versteckt hatte, bevor er entdeckt und von der Polizei erschossen wurde, will die Regierung prüfen, wie die Behörden mit dem Fall umgingen. Untersucht werden soll, «ob staatliche Stellen alle praktikablen Schritte unternommen haben, um die Sicherheit und das Wohlergehen» der Kinder zu schützen, teilte Generalstaatsanwältin Judith Collins am Donnerstag mit.

Die Ankündigung folgt einer Welle der Empörung in Neuseeland darüber, dass der Vater – obwohl er in Gerichtsverfahren verwickelt war – jahrelang entkommen konnte und seine Kinder isoliert in der Wildnis, ohne Bildung und medizinische Versorgung, leben liess.

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Diese Bilder, die am 10. September 2025 von der neuseeländischen Polizei veröffentlicht wurden.Bild: keystone

Tom Phillips verschwand im Dezember 2021 mit seinen drei Kindern – damals fünf, sieben und acht Jahre alt – aus Marokopa, einem kleinen Ort auf der neuseeländischen Nordinsel. Die Kinder wurden im September dieses Jahres in einem provisorischen Camp gefunden, wenige Stunden nachdem ihr Vater nach einem Raubüberfall von der Polizei erschossen worden war. Ein Polizeibeamter wurde bei der Auseinandersetzung lebensgefährlich verletzt.

FILE - This photo released by the New Zealand Police on Sept 10, 2025, shows the main campsite where Tom Phillips and his children were hiding in the bush near Waitomo, in the district of Waikato, New ...
Sie zeigen den Hauptlagerplatz, an dem sich Tom Phillips und seine Kinder in der Nähe von Waitomo im Bezirk Waikato in Neuseeland im Busch versteckt hatten.Bild: keystone

Untersuchung wird Behörden unter die Lupe nehmen

Laut einem Regierungsdokument waren die Kinder seit 2018 Gegenstand von Verfahren vor dem Familiengericht. Geprüft wird nun, ob die Behörden alles getan haben, um das Verschwinden der Kinder zu verhindern. Sichtungen von Phillips, der während seines Untertauchens mit den Kindern Raubüberfälle beging, verorteten ihn immer wieder in der Gegend.

Die Untersuchung wird von Anwalt Simon Moore geleitet, der bis Juli 2026 einen Abschlussbericht vorlegen soll.

Die Familie war schon einmal verschwunden

Kritik gibt es auch, weil Phillips schon früher mit den Kindern verschwunden war. Drei Monate vor dem Verschwinden der Familie im Dezember 2021 löste Phillips eine gross angelegte Suche und landesweite Schlagzeilen aus, als sein Lastwagen an einem Strand gefunden wurde – ohne jede Spur von ihm oder den Kindern.

Tom Phillips Neuseeland
Eine Kamera hat Phillips beim Einkaufen gefilmt.Bild: Polizei Neuseeland

Die Behörden hielten die Familie zunächst für ertrunken, bis Phillips drei Wochen später zurückkehrte und von einem Campingausflug sprach. Er sollte sich wegen der Verschwendung polizeilicher Ressourcen vor Gericht verantworten, als er mit den Kindern erneut verschwand – und nicht mehr zurückkehrte.

Geheimhaltung umgibt den Vorfall

Im September wurden Phillips und eines seiner Kinder gestoppt, als sie nach einem Raubüberfall in Waitomo flohen. Der Beamte wurde aus nächster Nähe von Phillips angeschossen. Er überlebte, brauchte jedoch eine Reihe von Operationen, wie die Behörden mitteilten. Weitere Polizisten trafen ein, und Phillips wurde erschossen. Das Kind, das bei ihm war, wurde in Gewahrsam genommen und half später den Behörden, den Lagerplatz mit den übrigen Kindern zu finden. Dort fanden Ermittler auch Waffen.

This Sept. 8, 2025 photo released by the New Zealand police, shows the campsite where Tom Phillips and his children were hiding prior to his shooting in Waitomo, in the district of Waikato, New Zealan ...
Die Behörden hielten die Familie zunächst für ertrunken.Bild: keystone

Behörden haben keine Angaben zum aktuellen Aufenthaltsort der Kinder gemacht und verweisen auf deren Schutzbedürfnis. Gerichtliche Anordnungen verbieten Medien die Berichterstattung über bestimmte Details des Falls. Einige Medien fechten dies vor Gericht an.

Die Geheimhaltung darüber, was die Behörden wussten und welche Massnahmen sie ergriffen, hat die Forderungen nach einer Untersuchung weiter verstärkt. Die Fragen zum Verhalten der Behörden haben zu hitzigen Debatten in Neuseeland geführt und weltweite Schlagzeilen erzeugt. (dpa) (aargauerzeitung.ch)

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