Seit 4 Jahren versteckt sich ein Vater mit 3 Kindern in der Wildnis
Marokopa, Neuseeland, 9. Dezember 2021: Tom Phillips verschwindet mit seinen drei Kindern Ember (damals 6), Jayda (8) und Maverick (7) spurlos. Es beginnt ein Katz-und-Maus-Spiel.
Die Zeit vor dem Verschwinden
Die Familie lebte früher auf dem Land, besass Tiere und unterrichtete die Kinder zu Hause. Phillips hatte einen Job als Handwerker, die Familie mochte das Leben, wie es war, sagt seine ehemalige Partnerin.
Seit vier Jahren ist dem nicht mehr so. Philipps und seine drei Kinder verschwanden im Dezember 2021 jedoch nicht zum ersten Mal. Bereits drei Monate zuvor waren die Vier plötzlich spurlos verschwunden. Eine grosse Suchaktion wurde gestartet, bis der 34-jährige Vater und die Kinder ein paar Tage später wieder auftauchten. Phillips erklärte damals, dass sie campen waren.
Wegen Verschwendung von Polizeiressourcen wurde Phillips schliesslich angeklagt. Im Januar 2022 sollte er deswegen vor Gericht erscheinen. Das hat er bis heute nicht getan.
Denn im Dezember verschwanden die Vier erneut. Diesmal für lange Zeit. Für Phillips gibt es einen Haftbefehl, die Polizei vermutet, dass das Verschwinden der Familie auch mit einem Sorgerechtsstreit zusammenhängt. Denn das Sorgerecht für die Kinder hat er nicht.
Der Banküberfall
Es ist nicht der einzige Justizfall, den Phillips erwartet. Im Jahr 2023 gab es in Neuseeland einen Banküberfall, die beiden bewaffneten Täter konnten mit Geldbündeln flüchten und schossen auf einen Supermarkt-Angestellten.
Ein Zeuge gab gegenüber der Polizei an, dass es sich bei den beiden um Tom Phillips und seine Tochter Jayda gehandelt haben soll, berichtet das neuseeländische Newsportal Stuff. Deshalb wird Phillips unter anderem wegen schweren Raubes gesucht.
Mittlerweile zweifeln jedoch viele, dass Phillips und seine Tochter die Täter waren. Zumindest dass die 10-Jährige mit einer Waffe an einem Überfall beteiligt gewesen sein soll, halten viele für unrealistisch.
Dennoch sucht die Polizei weiterhin fieberhaft nach der ganzen Familie, auch aus Sorge um das Wohlergehen der Kinder. Mittlerweile wurde eine Belohnung in der Höhe von fast 40'000 Franken ausgesetzt.
Ein paar Monate nach dem Banküberfall kam es zudem zu einem weiteren Vorfall. In Piopio versuchten zwei Personen, die mit einem gestohlenen Quad zum Tatort gekommen waren, in einen Laden einzubrechen. Als der Alarm ertönte, flüchteten sie. Eine Überwachungskamera zeigt die beiden Personen. Die Polizei glaubt, dass es sich um Phillips und eines seiner Kinder handelt.
Rund zwei Jahre später, am 27. August 2025, geriet dieser Laden erneut ins Visier von Einbrechern. Wieder kamen sie auf einem Quad, wieder waren es zwei, wieder in Camouflage-Kleidern.
Und dieses Mal waren sie erfolgreich. Laut der Polizei stahlen sie allerlei Lebensmittel, die sie auf das Quad luden. Die Ermittler vermuten erneut, dass es sich um Phillips und eines seiner Kinder handelt. Sie betont zudem, dass die Liste der mutmasslichen Vergehen des Vaters immer länger wird, während das Wohlergehen der Kinder für die Polizei im Zentrum stehe.
Kontakte zur Aussenwelt
Erstmals in der Wildnis gesehen wurden sie offiziell im Oktober 2024, als junge Jäger sie zufällig entdeckten. Videoaufnahmen zeigen, wie sie in Camouflage-Kleidern und Rucksäcken durch unwegsames Gelände wandern.
Wie die Familie all die Jahre – und kalten Winter – ohne grossen Kontakt mit der Zivilisation überleben konnte, bleibt bisher ein Rätsel. Es wird vermutet, dass Phillips irgendwo einen Unterschlupf gebaut hat. Anfang dieses Jahres meldete die Polizei erneut, dass die Phillips-Familie mutmasslich erneut gesichtet wurde.
Die Polizei vermutet, dass sie von Unterstützern Hilfe erhält. Bereits 2023 gab es immer wieder Meldungen, dass Tom Phillips gesichtet wurde. Mal in einem geklauten Truck, mal in einem Supermarkt. Doch die lokale Bevölkerung schweigt.
Denn die Meinungen über Phillips gehen auseinander. Manche finden, die Kinder müssen zurück in geordnete Verhältnisse, andere sind der Meinung, dass sie in der Wildnis alles lernen, was es zum Leben braucht. Die Familie solle deshalb in Ruhe gelassen werden.
Die Angehörigen
Die Mutter der drei Kinder hat in den Medien mehrfach darum gebeten, dass Phillips die Familie nach Hause bringen soll. Seine Eltern hingegen haben sich eher vor den Medien zurückgezogen. Der Rummel war ihnen zu gross. Phillips Mutter hatte aber schon in der Vergangenheit erwähnt, dass sie froh wäre, wenn ihr Sohn heimkehren würde.
Vor wenigen Tagen hat Tom Phillips Mutter nun direkt Worte an ihn gerichtet: «Jeden Tag wache ich auf und hoffe, dass heute der Tag ist, an dem ihr alle heimkommt», heisst es laut Stuff in einem Schreiben. Sie sei traurig, dass ihr Sohn gedacht habe, er müsse das tun. Und: «Jayda, Maverick, Ember – ich liebe euch so sehr und vermisse es so, ein Teil eures Lebens zu sein.»
Vorgelesen hat den Brief Tom Phillips Schwester. Sie beschreibt ihn als Wildnis-erfahren. In ihrer Kindheit seien sie regelmässig jagen gegangen und in seiner Ausbildung habe Tom ein halbes Jahr Outdoor-Überlebenstraining absolviert.
Das widerspricht den Aussagen der Mutter der Kinder. Sie hatte nach dem ersten Verschwinden beteuert, dass Phillips kein erfahrener Camper sei. Die Kinder seien zudem bei der Rückkehr abgemagert gewesen.
Die Mutter der Kinder
Seit bald vier Jahren wartet die Mutter der Kinder auf deren Rückkehr. Als sie die Aufnahmen der Jäger im vergangenen Jahr gesehen habe, sei das für sie wie Weihnachten gewesen, erzählte sie dem New Zealand Herald. Es war eine Bestätigung, dass die Kinder noch leben.
Über die Gründe ihres Ex-Partners sagt sie: «Er denkt, das ist sein Recht. Er glaubt, niemand könne ihm sagen, was er tun soll.» Die Kinder seien lediglich Figuren in seinem Spiel, und so behandle er sie auch: Als Spielfiguren. Dass Phillipps ausreichend für die Kinder sorge, glaube sie nicht. «Sie haben Besseres verdient.»