Trump fordert nach Hamas-Reaktion Ende der Gaza-Bombardierungen – die wichtigsten Punkte
Die islamistische Palästinenserorganisation Hamas hat Teile des Plans von US-Präsident Donald Trump für eine Beendigung des Gaza-Kriegs akzeptiert. Darunter sei grundsätzlich die Freilassung aller Geiseln, teilte sie mit. Derzeit sind noch 48 Geiseln in der Gewalt von Islamisten, darunter auch deutsche Staatsbürger. 20 der Entführten sind nach israelischen Informationen noch am Leben. Die Terrororganisation forderte aber zugleich weitere Verhandlungen. Wie es jetzt weitergeht.
Das sagt die Hamas
Von der Terrororganisation hiess es in ihrer am Abend veröffentlichten Antwort, sie sei grundsätzlich bereit, alle lebenden und toten Geiseln freizulassen. Voraussetzung sei die im Friedensplan vorgesehene Entlassung von palästinensischen Häftlingen aus israelischen Gefängnissen und dass «angemessene Bedingungen für den Austausch vor Ort gewährleistet sind» – ohne diese Bedingungen näher zu erläutern.
Berichten zufolge geht die Hamas davon aus, dass sie nicht in der Lage sein wird, alle 48 Entführten innerhalb von 72 Stunden zu übergeben. Sie hat demnach in der Vergangenheit gegenüber Vermittlern erklärt, dass sie nicht wisse, wo sich einige der Geisel-Leichen befinden.
Die Hamas bekundete in ihrer Antwort zudem keine Bereitschaft dazu, ihre Waffen niederzulegen, so wie es der Friedensplan vorsieht. Einverstanden zeigte sich die Islamistenorganisation allerdings damit, dass das Gebiet nach Kriegsende zunächst von einer Übergangsregierung palästinensischer Technokraten unter Aufsicht eines internationalen Gremiums regiert werde. Es blieb aber unklar, ob sie damit auch der Forderung von Trumps Friedensplan zustimmte, dass sie dabei keine Rolle spielen darf.
Die Zukunft des Gazastreifens und die «Grundrechte des palästinensischen Volkes» müssten in einem «einheitlichen palästinensischen Rahmen behandelt werden», teilte die Terrororganisation weiter mit, die Hamas müsse daran beteiligt sein. Sie habe den Vermittlerstaaten ihre Antwort übermittelt und wolle nun die weiteren Einzelheiten in Verhandlungen besprechen.
So reagiert Trump
US-Präsident Donald Trump fordert Israel zu einem sofortigen Ende der Bombardierung des Gazastreifens auf, um die Geiseln aus der Gewalt der islamistischen Hamas freizubekommen.
Trump schrieb am frühen Freitagabend (Ortszeit) auf der Plattform Truth Social: «Israel muss sofort die Bombardierung von Gaza einstellen, damit wir die Geiseln sicher und schnell befreien können!» Derzeit sei das viel zu gefährlich. Man befinde sich bereits in Gesprächen über die auszuarbeitenden Details. «Hier geht es nicht nur um den Gazastreifen, sondern um den lang ersehnten FRIEDEN im Nahen Osten», schrieb Trump weiter.
Der US-Präsident betonte zudem: «Aufgrund der soeben von der Hamas veröffentlichten Erklärung glaube ich, dass sie zu einem dauerhaften FRIEDEN bereit sind.» Nur wenige Stunden zuvor hatte Trump der Hamas eine «letzte» Frist bis Sonntag für eine Zustimmung zu seinem Friedensabkommen gesetzt und ihr gedroht.
In einer Videobotschaft dankte Trump anderen Vermittlerländern für das, was man gemeinsam erreicht habe. Er zählte Katar, die Türkei, Saudi-Arabien, Ägypten und Jordanien auf. «Dies ist ein grosser Tag. Wir werden sehen, wie sich alles entwickelt.» Trump betonte ausserdem: «Alle werden fair behandelt werden.»
So reagiert Israel
Ministerpräsident Benjamin Netanjahu
Netanjahus Büro teilte in der Nacht mit: «Angesichts der Reaktion der Hamas bereitet Israel die sofortige Umsetzung der ersten Phase von Trumps Plan zur unverzüglichen Freilassung aller Geiseln vor.» Israel werde weiter eng mit dem Präsidenten und seinem Team zusammenarbeiten, «um den Krieg gemäss den von Israel festgelegten Grundsätzen zu beenden, die mit der Vision von Präsident Trump im Einklang stehen».
Netanjahus Mitteilung enthält allerdings keinen Hinweis auf Trumps Aufforderung an Israel, die Angriffe im Gazastreifen unverzüglich einzustellen. Erläutert wird auch nicht, was die Umsetzung der ersten Phase von Trumps Plan konkret bedeutet. Es ist allerdings ungewöhnlich, dass Netanjahus Büro während des jüdischen Ruhetags Sabbat, der von Freitagabend bis Samstagabend dauert, eine Erklärung abgibt.
Oppositionsführer Jair Lapid
Israels Oppositionsführer Jair Lapid fordert nach der Reaktion der Hamas von der israelischen Regierung weitere Schritte, um den Friedensplan von US-Präsident Donald Trump umzusetzen. «Israel sollte bekanntgeben, dass es sich an den vom Präsidenten geführten Gesprächen zur Ausarbeitung der Details des Abkommens beteiligt», sagte er in der Nacht.
Lapid sagte zudem, dass Ministerpräsident Benjamin Netanjahu im Inland politische Unterstützung für den Prozess habe. Rechtsextreme Koalitionspartner sind gegen den Plan, es ist möglich, dass sie die Regierung deshalb verlassen. Es gebe nun eine echte Chance für die Freilassung der Geiseln und ein Ende des Kriegs, so hingegen Lapid.
Israelische Armee
Israels Armee erklärte in der Nacht auf der Plattform X: «Gemäss den Befehlen der politischen Führung wies der Generalstabschef (Ejal Zamir) an, die Vorbereitungen für die Umsetzung der ersten Phase von Trumps Plans zur Befreiung der Geiseln voranzutreiben». Auch die Armee ging nicht näher auf den Inhalt des Befehls ein oder erläuterte, was die Umsetzung der ersten Phase von Trumps Plan konkret bedeutet. Zuvor hatte es israelische Medienberichte gegeben, nach denen die politische Führung die Armee angewiesen habe, ihre Offensive zur Eroberung der Stadt Gaza einzustellen.
Die internationalen Reaktionen
Deutschland
Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU), der französische Präsident Emmanuel Macron und der britische Premier Keir Starmer begrüssten die jüngsten Entwicklungen im Nahost-Konflikt. Merz sagte: «Frieden in Gaza und die Befreiung der Geiseln sind in greifbare Nähe gerückt.» Die Bundesregierung unterstütze den Appell Trumps an beide Seiten – ein Ende der Bombardierung des Gazastreifens, damit die israelischen Geiseln freikommen können.
«Die Kämpfe müssen umgehend enden. Die Geiseln müssen freikommen», forderte auch Merz. «Hamas muss die Waffen niederlegen. All das muss nun sehr schnell geschehen.» Nach fast zwei Jahren Krieg sei dies «die beste Chance auf Frieden». Deutschland werde sich weiter einbringen.
Frankreich
Der französische Präsident Emannuel Macron sieht eine Waffenruhe im Gaza-Krieg in Reichweite. «Die Freilassung aller Geiseln und eine Waffenruhe in Gaza sind in greifbare Nähe gerückt!», schrieb Macron auf der Plattform X. «Die Zusage der Hamas muss unverzüglich umgesetzt werden», schrieb Macron. Man habe jetzt die Chance, entscheidende Fortschritte auf dem Weg zum Frieden zu erzielen.
La libération de tous les otages détenus et le cessez-le-feu à Gaza sont à portée de main !
— Emmanuel Macron (@EmmanuelMacron) October 3, 2025
L’engagement du Hamas doit être suivi d’effet sans plus tarder.
Nous avons maintenant la possibilité d’avancer de manière décisive vers la paix.…
Frankreich werde seinen Beitrag leisten, schrieb Macron. Gleichzeitig dankte er US-Präsident Trump und dessen Team für ihr Engagement für den Frieden.
Grossbritannien
Grossbritanniens Premierminister Keir Starmer bezeichnet die Zustimmung der Terrororganisation Hamas zu Teilen des Friedensplans von US-Präsident Donald Trump als «bedeutenden Schritt nach vorne». «Jetzt besteht die Möglichkeit, die Kämpfe zu beenden, die Geiseln nach Hause zurückzuholen und humanitäre Hilfe zu den Menschen zu bringen, die sie so dringend benötigen», teilte Starmer in der Nacht auf der Plattform X mit.
Hamas’ acceptance of the US peace plan is a significant step forwards. pic.twitter.com/Gj1MprCem3
— Keir Starmer (@Keir_Starmer) October 3, 2025
«Wir rufen alle Seiten auf, die Vereinbarung unverzüglich umzusetzen», forderte Starmer. Grossbritannien sei bereit, weitere Verhandlungen zu unterstützen und «auf einen nachhaltigen Frieden für Israelis und Palästinenser gleichermassen» hinzuarbeiten. «Wir unterstützen nachdrücklich die Bemühungen von Präsident Trump, die uns dem Frieden näher gebracht haben als je zuvor.»
UN-Generalsekretär António Guterres sagte laut einer Mitteilung, er sei «ermutigt» von der Erklärung der Hamas.
Geisel-Familien fordern rasche Verhandlungen
Angehörige der Geiseln wollen, dass Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu sich an Gesprächen über Details eines US-Friedensplans beteiligt. «Wir fordern Ministerpräsident Netanjahu auf, unverzüglich effiziente und zügige Verhandlungen aufzunehmen, um alle unsere Geiseln nach Hause zu bringen», teilte das Forum der Geisel-Familien mit. Das Forum unterstütze Trumps Forderung, alle Geiseln nach Hause zu bringen und den Gaza-Krieg zu beenden, hiess es in einer Mitteilung weiter.
So geht es weiter
Der Plan Trumps sieht auch vor, dass sich die israelische Armee schrittweise aus dem Gazastreifen zurückzieht. Israel darf den Gazastreifen weder annektieren noch dauerhaft besetzen. Zudem sollen die Einwohner des Gazastreifens nicht zur Ausreise gezwungen werden. Eine internationale Stabilisierungstruppe (ISF) soll für Sicherheit sorgen und gleichzeitig palästinensische Polizeikräfte ausbilden.
Ausserdem soll Israel rund 250 zu lebenslanger Haft verurteilte palästinensische Gefängnisinsassen freilassen sowie etwa 1700 nach dem 7. Oktober 2023 Inhaftierte. (sda/afp/dpa/vro)