Aus aktuellem Anlass lud Roger Schawinski am Montagabend den bekanntesten Whistleblower der Schweiz in seine Talk-Show: Rudolf Elmer. Der 60-Jährige arbeitete unter anderem für die Bank Julius Bär auf den Cayman Islands und für die südafrikanische Standard Bank auf Mauritius. Ein Insider also, er kennt das Offshore-Business aus eigener Erfahrung.
Und tatsächlich, im rund 25-minütigen Gespräch gibt der Familienvater spannende Einblicke in das Leben eines Offshore-Bankers. Die folgenden sieben Dinge haben wir aus dem gestrigen «Schawinski» gelernt.
Das Leben als Offshore-Banker ist kein Zuckerschlecken. Für Schnorcheln und Golfen bleibt gemäss Elmer in der Karibik nur wenig Zeit. Man verdient zwar viel Geld, verbringt jedoch die meiste Zeit im klimatisierten Büro. Steuern braucht man jedoch keine zu zahlen, nicht auf den Cayman Islands.
Die Grösse der Firma Mossack Fonseca, welche 214'000 Gesellschaften auf diversen Offshore-Finanzplätzen gegründet hatte, überrascht. Er habe den Namen der Firma zwar gekannt, so Elmer, doch dass das Unternehmen aus Panama derart viele prominente Kunden hat, wusste auch er nicht.
Stichwort Delaware: Ist die Firma Mossack Fonseca also nur die Spitze des Eisbergs? «Absolut», wenn es nach Elmer geht. In Panama seien ja nur die Briefkastenfirmen gegründet worden, die Trusts, welche diese Gesellschaften verwalten, befänden sich auf den Cayman Islands, Jersey, den Virgin Islands und dergleichen, so der Insider.
Geldwäsche, Umgehung von Sanktionen, Terrorgelder: Dies seien alles Gründe, weshalb man eine Briefkastenfirma anlege, bestätigt Elmer. Auch Steuerhinterziehung spiele immer eine Rolle.
Grundsätzlich gehe es darum, ein Vermögen freizuschaffen und in einen Trust anzulegen, der dann diese Briefkastenfirmen gründet. Somit könne zum Beispiel das Vermögen einer russischen Oligarchen-Familie ausser Landes und in Sicherheit gebracht werden, erklärt Elmer. «Personen, welche in instabilen Ländern leben, müssen so keine Angst mehr haben, dass ihr Geld vom Staat beschlagnahmt wird.»
Und was beinhaltet ein solcher Trust? «Immobilien, Gesellschaften, Kunstgegenstände oder eine Yacht in Monaco», so Elmer. «Diese Vermögen sind allesamt freigestellt und werden nicht besteuert.»
Gestützt auf eine Liste mit den meistgenannten Banken, die in den geleakten Dokumenten vorkommen und bei der sowohl die UBS als auch die Credit Suisse eine Spitzenposition einnehmen, fragt Schawinski, ob die Schweiz ein integraler Bestandteil des ganzen Offshore-Konstrukts sei. Elmer antwortet:
Auch in den USA werde man die Auswirkungen des Leaks spüren. Ob sich dort jedoch bald etwas ändern wird, wagt Elmer zu bezweifeln. Zumal die Vereinigten Staaten Panama in nichts nachstehen und ebenfalls ein sehr lukratives Geschäft mit den Offshore-Gesellschaften betreiben.
Der Druck auf die weltweit 70 identifizierten Steueroasen werde sich zwar erhöhen, sind sich Elmer und Schawinski einig, doch damit wirklich etwas passiere, müsse schon die UNO oder die G7 intervenieren.
Doch Elmer rechnet nicht mit dem Eingreifen von UNO oder G7. Der Trend gehe sogar eher in die andere Richtung: Geht es einer Steueroase an den Kragen, entstehen zwei neue. Und so lautet Elmers Fazit: «Die Steueroasen sind noch längst nicht ausgetrocknet!»