Nach dem Missbrauchsskandal in Chile haben alle Bischöfe des südamerikanischen Landes ihren Rücktritt angeboten. «Alle in Rom anwesenden Bischöfe legen ihre Ämter in die Hand des Heiligen Vaters, damit er frei über jeden einzelnen von uns entscheiden kann», teilte die Bischofskonferenz nach einem Treffen der 34 Geistlichen mit Papst Franziskus am Freitag in Rom mit.
Einen vergleichbaren Schritt einer Bischofskonferenz hat es im Skandal um Missbrauch in der katholischen Kirche noch nicht gegeben. «Wir möchten den Papst, das Volk Gottes und das Land um Verzeihung bitten für den Schmerz der Opfer und unsere schweren Fehler und Versäumnisse», hiess es in der Mitteilung.
Der Papst muss nun über die Rücktritte entscheiden. Es gilt aber als unwahrscheinlich, dass er alle akzeptiert, da dann die gesamte chilenische Kirche keinen Bischof mehr hätte.
Der Pontifex hatte bereits angekündigt, dass Rücktritte alleine nicht reichten. «Wir lösen die Probleme der Kirchengemeinschaft nicht nur durch die Absetzung von Personen», hiess es in einem Schreiben an die Bischöfe. «Wir müssen das tun, aber es ist nicht genug. Wir müssen weitergehen.»
m Mittelpunkt des Skandals steht der chilenische Bischof Juan Barros, der Sexualdelikte des früheren Pfarrers und Priesterausbilders Fernando Karadima gedeckt haben soll. 2015 hatte der Papst dem ehemaligen Militärbischof die Diözese von Osorno übertragen. Dort stösst der Geistliche auf heftige Ablehnung.
Bei seiner Chile-Reise im Januar hatte Franziskus noch selbst einen Eklat ausgelöst, als er Barros in Schutz nahm. Später bat er um Verzeihung und räumte ein, die Lage falsch eingeschätzt zu haben. (whr/sda)