Public Enemy hat Ärger, Ärger wegen Bernie. Wer einen gesunden Medienkonsum hat oder nur Deutschrap hört – wir empfehlen nur eines davon – , weiss jetzt noch nicht Bescheid. Wir klären auf.
Public Enemy ist eine politische Rap-Kombo, die ihren grössten Einfluss in den 80ern und 90ern hatte. Von den ursprünglich vier Mitgliedern stachen vor allem zwei heraus: der kleine dünne Flavor Flav und der etwas grössere kräftigere Chuck D.
Die beiden unterschiedlichen Typen hatten eines gemeinsam: die politische Agenda. Unter dem Motto «Fight the Power» rappen sie gegen die Regierung, gegen Unterdrückung, gegen das Establishment.
Gegen das Establishment? Genau. So lautet bekanntlich auch der grösste Hit des demokratischen Präsidentschaftskandidaten Bernie Sanders. Und weil Sanders auch bei der afroamerikanischen Bevölkerung mit dieser Platte punkten will, hat er Public Enemy eingeladen, bei einem seiner Wahlkampfevents aufzutreten. Und hier beginnt der Ärger.
Flavor Flav will nämlich nicht mehr so sehr die Power fighten. Er will lieber Tantiemen einstreichen und wirft Sanders vor, mit geklauten Zitaten und Symbolen von Public Enemy auf Stimmenfang zu gehen. So ganz unrecht hat er damit nicht.
Wer aber genau hingesehen hat, wird bemerkt haben, dass dieser Insta-Post von Chuck D stammt. Denn während Flavor Flav lieber Motorräder in Las Vegas postet ...
... hat Chuck D die Revolution immer noch nicht aufgegeben.
Chuck D will also unter dem Namen Public Enemy bei der Sanders-Veranstaltung auftreten, Flavor Flav nicht. Es kommt zum üblichen Hin und Her, mimimi, pitschpatschritschratsch Blablablazickenkrieg.
Am Ende tritt Chuck D unter dem Namen Public Enemy Radio bei Sanders auf. Die Menge tobt.
Doch nach dem Konzert geht der Fight in die zweite Runde. Flav bekräftigt seinen Anspruch als vollwertiges Bandmitglied. Man müsse dafür nur ins Publikum schauen, wo viele Uhren (Flavs Markenzeichen) zu sehen seien.
Chuck D kontert und wirft mit der Aussage, Flav könne Barry Sanders (alter Football-Spieler) nicht von Bernie Sanders (alter Politiker) unterscheiden, seinem Kollegen politische Unwissenheit vor. Das ist für Conscious-Rapper natürlich, wie wenn man einem Gangstarapper vorwirft, er könne eine Desert Eagle nicht von einer Glock 19 unterscheiden: ein Diss sondergleichen. Aber nicht nur das:
Spoke @BernieSanders rally with @EnemyRadio. If there was a $bag, Flav would’ve been there front & center. He will NOT do free benefit shows. Sued me in court the 1st time I let him back in. His ambulance lawyer sued me again on Friday & so now he stays home & better find REHAB
— Chuck D (@MrChuckD) March 2, 2020
«Wenn es Geld gegeben hätte, wäre Flav an vorderster Front dabei gewesen. Gratis Benefit-Shows spielt er aber nicht ... ... Sein Anwalt hat mich letzten Freitag erneut verklagt. Soll er doch besser zuhause bleiben und eine Entzugsklinik finden.» So in etwa lässt sich Chuck Ds Tweet übersetzen.
Am Sonntag kam es dann zur endgültigen Trennung. In einem Statement gegenüber USA Today bestätigte Public Enemy den Rauswurf von Flavor Flav. So hiess es in der offiziellen Mitteilung: «Public Enemy und Public Enemy Radio werden in Zukunft ohne Flavor Flav weiterzumachen. Wir danken ihm für seine jahrenlangen Dienste und wünschen ihm alles Gute.»
Die Wortwahl spricht auch Bände.
(tog)
Alles was in der Concious Rap Scene Rang und Namen hat, hat mit ihm kollaboriert. Das neuste Projekt heisst Prophets of Rage.
Währenddessen ruht sich Flav auf den Lorbeeren vergangener Taten aus und macht eine MTV show. Das beisst sich einfach gegenseitig.
Vergleichbare kreative Höhenflüge wären mir von Flavour Flav aus der jüngeren Vergangenheit nicht bekannt. Der lebt nicht nur in seiner Vergangenheit, sondern auch von selbiger. Insofern nur konsequent, wenn ihn Public Enemy nun offiziell in den Vorruhestand schickt. Ein Nachvollzug der Realität, quasi.