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Zalando und andere Marken warnen vor Nazi-Codes – und dem Kürzel «USA»

Zalando hat viele neue Anh
Zalando nimmt an der Initiative «Fashion against Fascism» teil.Bild: sda

Zalando und andere Marken warnen vor Nazi-Codes – und dem Kürzel «USA»

Mit einer gemeinsamen Initiative warnen mehrere Modemarken vor Nazi-Codes. Auf der Liste finden sich jedoch auch kurios anmutende Beispiele.
12.04.2024, 17:42
Simon Cleven / t-online
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t-online

Mehrere deutsche Modemarken warnen mit einer neuen Initiative vor Nazisymbolik in der Textilindustrie und auf grossen Vertriebsplattformen. Die Initiave «Fashion against Fascism» («Mode gegen Faschismus») ist ein Projekt des gemeinnützigen Vereins «Laut gegen Nazis». Daran beteiligen sich unter anderem die bekannten Marken und Online-Modemärkte Zalando, About You, Baur und Bonprix.

Das Ziel der Initiative ist laut Website, «die Verbreitung von rechten Kürzeln und Codes und damit die Finanzierung der rechten Szene zu stoppen». Mit «Fashion against Fascism» sollen Plattformen und Marken selbst aktiv werden, um die Verbreitung solcher Chiffren zu verhindern. Dazu findet sich auf der Internetseite der Initiative eine Liste mit gut 200 Codes und Abkürzungen.

Viele bekanntere Codes auf der Liste – und «USA»

So finden sich etwa bereits einer breiten Öffentlichkeit bekannte Codes wie «18» oder «88» auf der Liste. Diese stehen für den ersten beziehungsweise achten Buchstaben des Alphabets. «18» bedeutet also «AH», die Initialen des Naziführers Adolf Hitler. «88» steht in diesem Fall für «HH», was auf den Gruss «Heil Hitler» der Nationalsozialisten anspielt. Daneben befinden sich jedoch viele eher weniger bekannte Codes – und eine Kuriosität.

So listet die Initiative auch die Abkürzung «USA», die normalerweise für die Vereinigten Staaten von Amerika steht. Doch auch Neonazis verwenden die Abkürzung als Code. Laut «Fashion against Fascism» stehen die drei Buchstaben in der Szene auch für «Unser seliger Adolf» – noch eine Verherrlichung Hitlers. Zuerst soll die Schwiegertochter des Komponisten Richard Wagner, Winifred Wagner, diesen Code verwendet haben. Die Deutsch-Britin gilt als glühende Anhängerin Hitlers, sogar über dessen Tod hinaus. Sie engagierte sich bereits früh in der Hitler-Partei NSDAP.

«Es kommt immer ganz auf den Kontext an»

Ein Sprecher von «Laut gegen Nazis» erklärte der «Bild» dazu:

«Die Liste ist der erste Anlaufpunkt für Unternehmen, konkrete Sachverhalte zu prüfen. Es kommt immer ganz auf den Kontext an.»

Zwar möge die Aufnahme der Abkürzung «USA» in der Liste auf den ersten Blick «etwas abwegig erscheinen, aber aus der Erfahrung und Recherche wissen wir, dass es nicht das erste Mal ist, dass die rechtsextremistische Szene bestehende Symbole, Kürzel oder gar Marken für ihre Zwecke missbraucht», zitiert die Zeitung.

Mit der Initiative wollen die Macher dem Erfindungsreichtum der rechten Szene vorbeugen. Denn diese passt ihre Codes immer wieder mit Blick auf die aktuelle Gesetzgebung an. «Zum Beispiel ist ein Shirt mit dem Schriftzug I ♥ HITLER verboten, I ♥ HTLR dagegen nicht», heisst es auf der Website von «Laut gegen Nazis». Es sei ein langwieriger Prozess, immer neue Codes zu verbieten, und dann würden sich die Nazis schlicht neue ausdenken. Andere Codes wie «88» liessen sich nach Markenrecht schlicht nicht verbieten.

«Laut gegen Nazis» sorgte bereits für Aufsehen

Manch ein Code, der ebenfalls von der rechtsextremen Szene verwendet wird, findet sich übrigens gar nicht erst auf der Liste wieder: Ein Beispiel dafür ist die polizeifeindliche Abkürzung «ACAB». Gemeinhin steht sie für «All cops are bastards» (sinngemäss «Alle Bullen sind Schweine»). Zumeist findet sie sich in der linken und der Hooliganszene wieder, wird aber auch von Neonazis verwendet, etwa von Rechtsrockbands. Zumeist verwenden Rechtsextreme jedoch die Abwandlung «AJAB», die antisemitisch ist. Diese Abkürzung listet auch «Fashion against Fascism».

Ende vergangenen Jahres hatte der Verein «Laut gegen Nazis» mit einer Aktion gegen Nazicodes für Aufsehen: Er sicherte sich die Markenrechte an der Buchstabenkombination «VTR LND», die in der rechten Szene für «Vaterland» steht. «Damit können wir nun alle Shops abmahnen, die Kleidung mit dem Aufdruck vertreiben. Und das werden wir auch tun», sagte der Vereinsvorsitzende Jörn Menge damals der Deutschen Presse-Agentur.

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