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Dalai Lama verkündet: Es wird eine Nachfolge geben

Dalai Lama verkündet: Es wird eine Nachfolge geben

Kurz vor seinem 90. Geburtstag am kommenden Sonntag hat der aktuelle Dalai Lama bekannt gegeben, dass er nicht der Letzte sein wird. Es soll eine Nachfolge geben – also einen 15. Dalai Lama.
02.07.2025, 08:2702.07.2025, 17:47
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Kurz vor seinem 90. Geburtstag hat der jetzige Dalai Lama angekündigt, dass auf ihn ein neues geistliches Oberhaupt der Tibeter folgen soll. «Ich bekräftige, dass die Institution des Dalai Lama fortbesteht», sagte er in einer Videobotschaft von seinem Exil in Dharamsala im Norden Indiens. Mit seiner Ankündigung zerstreute er vorerst Spekulationen darüber, ob die seit Jahrhunderten währende Tradition weiterbestehen werde oder nicht.

Zugleich betonte er, allein die Tibeter hätten das Recht, über die Wiedergeburt des Dalai Lama zu bestimmen. Damit forderte er direkt China heraus, das Tibet kontrolliert. Der Dalai Lama selbst lebt seit seiner Flucht 1959 als staatenloser Tibeter im Exil in Indien. Dort wird er am Sonntag nach Angaben seines Büros auch an öffentlichen Feierlichkeiten zu seinem Geburtstag teilnehmen.

Tibetan spiritual leader the Dalai Lama speaks at an event celebrating his 90th birthday according to a Tibetan calendar in Dharamshala, India, Monday, June 30, 2025, ahead of his birthday according t ...
Der Dalai Lama feiert seinen 90. Geburtstag.Bild: keystone

Dalai Lama verbietet sich jede Einmischung - China protestiert

Die Suche nach dem Nachfolger und seine Anerkennung als Reinkarnation des jetzigen Dalai Lamas solle «in Übereinstimmung mit der vergangenen Tradition» erfolgen, hiess es in seiner Erklärung. Nur die von ihm gegründete gemeinnützige Organisation Gaden Phodrang Trust in Dharamsala darf demnach den Nachfolger auswählen. «Niemand sonst verfügt über eine solche Autorität, um sich in diese Angelegenheit einzumischen.»

Kritik und Widerspruch nach der Ankündigung des Dalai Lamas kamen umgehend aus China. Eine Sprecherin des Pekinger Aussenministeriums bekräftigte, nur die chinesische Regierung habe das Recht, über die Reinkarnation des Dalai Lama zu entscheiden. Die Auswahl müsse in China erfolgen.

Peking sieht das tibetische Hochland als Teil des eigenen Territoriums und betrachtet den aktuellen Dalai Lama bis heute als Separatisten. Der Dalai Lama und die tibetische Exil-Regierung in Indien streben dagegen eigenen Angaben zufolge nach einer «echten Autonomie» Tibets. Der Konflikt um die Nachfolgeregelung für den Dalai Lama schwelt dabei schon seit vielen Jahren. Er ist deshalb auch von politischer Brisanz.

Wiedergeburt des Dalai Lama

Die tibetischen Buddhisten glauben, wichtige spirituelle Lehrer (Lamas) werden nach ihrem Tod wiedergeboren. So ist es demnach auch möglich, die jeweils nächste Reinkarnation eines Dalai Lama zu finden. Die Oberhäupter der Tibeter werden von hohen buddhistischen Gelehrten ausgesucht - so wurde auch der jetzige Dalai Lama 1937 als Zweijähriger gefunden.

Die Spekulationen über seine Nachfolge nährte der Dalai Lama, der vielen Menschen auf der ganzen Welt als Sinnbild des gewaltlosen Widerstands seines Volks gegen China gilt, über Jahre hinweg selbst. So sagte er stets, dass er der letzte in der Reihe der Dalai Lamas sein werde, sollten sich die Tibeter gegen den Fortbestand der Institution entscheiden. In seiner jetzigen Botschaft erklärte er, schon in den vergangenen 14 Jahren seien unter anderen Würdenträger der religiösen Traditionen Tibets, Mitglieder des Exil-Parlaments sowie Buddhisten aus Asien einschliesslich Chinas und anderen Ländern an ihn mit der Bitte herangetreten, einen Nachfolger zu finden.

Ungeklärt bleibt die Frage, wer der nächste Dalai Lama sein könnte. «Wann immer die Zeit kommt, wird das intern entschieden, und es wird keine weitere öffentliche Botschaft von Seiner Heiligkeit zu der Angelegenheit erfolgen», sagte der frühere Chef der tibetischen Exil-Regierung, Lobsang Tendzin, am Mittwoch in Dharamsala vor Journalisten. Der nachfolgende Dalai Lama könne männlich oder weiblich sein und sein Aufenthaltsort sei nicht auf Tibet beschränkt.

Wie geht es dem Dalai Lama?

Auf Aussenstehende wirkt er gebrechlich, doch trotz seines hohen Alters hält er noch immer öffentlich Audienzen an seinem Exilort ab und nimmt an rituellen Gebeten zur Langlebigkeit und anderen religiösen Veranstaltungen teil. Selbst wenn der Dalai Lama 100 Jahre alt werde, «warum sollten wir uns beeilen, wenn er gesund und am Leben ist?», sagte ein Sprecher der Exil-Regierung mit Blick auf seine Nachfolge. Über Chinas nächsten Schritt herrsche Unklarheit. «Das ist ein Mysterium.»

Nach tibetischer Zählung wurde der Dalai Lama im Alter von 16 Jahren und nur einen Monat nach dem Einmarsch der chinesischen Volksarmee in Tibet zum politischen Oberhaupt der Tibeter ernannt. 2011 legte er seine politische Führungsrolle vollständig ab. (sda/dpa)

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