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Russland

Kriegsausrüstung der Russen - was haben Fusslappen damit zu tun?

Die Probleme der Russen erzählt anhand der Geschichte von Armeesocken

Winterwetter und nur Gummistiefel: Was ist dran an den kolportierten Berichten über das grottenschlechte Material der russischen Soldaten?
24.12.2022, 07:10
Daniel Fuchs / ch media
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Die dominierende Sicht auf das aktuelle Kriegsgeschehen misst den Ukrainern einen leichten Vorsprung bei. Und das, weil der Winter schon nur historisch gesehen Verteidigern von Territorien Vorteile verschafft. Hinzu kommt die schlechte Ausrüstung der russischen Soldaten. Gepaart mit einer mangelhaften Führung und Ausbildung eine toxische Mischung. Das gefährliche Resultat: sogenannte Grabenfüsse und Unterkühlung.

Das Internet ist voll mit Berichten eingezogener russischer Rekruten, die sich sarkastisch über die «Ausrüstung» auslassen, mit der sie als Kanonenfutter an die Front geschickt werden. So verbreitete sich etwa ein Video, in dem angeblich ein Rekrut die soeben erhaltene Ausrüstung präsentiert: ungefütterte Gummistiefel, Kinderhandschuhe und eine Paintball-Schutzmaske. Wie schlecht es tatsächlich um die Ausrüstung der Russen steht, ist unabhängig schwer zu überprüfen.

Unter der schlechten Ausrüstung leidet nicht nur die Moral der Truppen, bei Temperaturen teils deutlich unter dem Gefrierpunkt werden Unterkühlung und Erfrierungen zum militärischen Problem.

Ein alter Bekannter aus dem Ersten Weltkrieg

Für den «Grabenfuss» indes braucht es nicht einmal eisige Temperaturen. Er tritt dann auf, wenn die Füsse tagelang in kalten, feuchten Socken und Schuhen stecken. Manchmal entwickeln sich Blasen bis hin zu lebensbedrohlichen Infektionen. Im Ersten Weltkrieg war der Grabenfuss weit verbreitet, als Soldaten monatelang in den Schützengräben ausharrten und konfrontiert waren mit Wasser, Schlamm und Kälte. Mit dem Stellungskrieg in der Ukraine sind auch die Schützengraben und der längst überwunden geglaubte Grabenfuss in die europäische Realität zurückgekehrt.

Bei Twitter machte mit Winterbeginn die Aufnahme einer ukrainischen Kampfdrohne die Runde, die sich über einem Erdloch mit darin kauernden Soldaten positionierte und eine Granate abwarf. Ein Teil der russischen Soldaten bemerkt den Abwurf offenbar nicht einmal, andere schleppen sich kraftlos von der Granate weg. Ferndiagnostiker waren sich einig: Die Soldaten litten an Unterkühlung, hatten sie doch bereits die Nacht im Loch verbracht - ohne weiteren Schutz und bei Temperaturen nahe am Gefrierpunkt.

Manche Kriegsbeobachter warnen davor, die Diskussionen über Mängel bei der russischen Armee würden nur davon ablenken, dass längerfristig das Kriegsgeschehen trotz allem für die Russen spreche. Gegenüber dem britischen «Economist» zog ein Mitarbeiter des estnischen Verteidigungsministerium folgenden Vergleich: Im Rahmen von Programmen Grossbritanniens und der Europäischen Union könnten etwa 30’000 ukrainische Soldaten in 18 Monaten ausgebildet werden. Russland sei in der Lage, in einem Bruchteil dieser Zeit «fünfmal so viele neue Soldaten herbeizuzaubern».

Putins zynische, aber simple Kalkulation: Eine schlechte Ausbildung, Mängel bei der Führung und untaugliches Material fallen nur wenig ins Gewicht, solange ständig neue Männer an die Front geworfen werden können.

Was auf der anderen Seite zeigt, wie schwer es die Ukraine trotz Aufrüstung durch den Westen und hoher Kampfmoral gegen einen ebenbürtig aufgestellten Gegner hätte.

Umstrittene Socken in der russischen Armee

Die Geschichte eines mittlerweile musealen Ausrüstungsgegenstands zeigt, wie wichtig der Umgang mit Material in der russischen Armee einst war. Ein einfaches Stück Tuch zog viel Aufmerksamkeit auf sich, Fusslappen auf deutsch, Poryanki auf Russisch. Socken gab es für russische Soldaten bis 2013 nämlich keine. Stattdessen wickelten die Soldaten ihre Füsse in die rechteckigen Poryanki, ehe sie sie in ihre Stiefel steckten. Die Franzosen nannten sie «russische Socken» («chaussettes russes»), was damit zu tun hat, dass die russische Armee die letzte weltweit war, welche die Lappen benutzte.

Das Umwickeln der Füsse mit «Poryanki» ist natürlich auch für die ukrainische Propaganda ein gefundenes Fressen:

Während in der Schweiz Rekruten als erstes ihre Sozialversicherungsnummer auswendig lernten, trichterten russische Gruppenführer ihren Rekruten also ein, wie man die Lappen korrekt um die Füsse wickelt. Nicht fachmännisch angewandt drohten Blasen und kalte Füsse. Schon der Gang um die Kaserne wurde zur Tortur.

Als der Verteidigungsminister Sergei Schoigu die Umstellung auf Socken bekannt gab, reagierten viele Soldaten aufgebracht. Auf Foren zählten sie die Vorteile auf, zu denen eine bessere Hygiene ebenso gehörte wie die bessere Wärmefähigkeit gegenüber Socken.

Ob das wirklich so ist, sei dahingestellt. Dennoch lässt sich eine Lehre ziehen: Durchliefen die russischen Soldaten heute noch den harten Fusslappen-Drill von damals, sie wüssten vielleicht, wie sie sich besser vor Unterkühlung schützen könnten. Aber, und das weiss Putin, beim riesigen Reservoir an «Kanonenfutter» sind solche Überlegungen überflüssig. (bzbasel.ch)

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56 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Macca_the_Alpacca
24.12.2022 07:13registriert Oktober 2021
Die Problem der Russen interessieren mich nicht! Mich interessiert nur der Zeitpunkt, wann dieses Saupack endlich wieder aus der Ukraine verschwunden ist.
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Überdimensionierte Riesenshrimps aka Reaper
24.12.2022 07:27registriert Juni 2016
Genosse Stalin hat im Kreml angerufen und möchte seine Strategie zurückhaben 😵😵‍💫😖
Da werden Massen an Soldaten Massakriert damit der Molch im Kreml sein Gesicht wahren kann
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Chill Dude
24.12.2022 10:30registriert März 2020
Das Sockenthema ist für die Ukraine nicht so entscheidend, es lässt sich mit genügend Munition lösen.
Problematischer sind die russischen Angriffe auf die zivile Infrastruktur und die Bevölkerung.
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