Laut der staatlichen belarussischen Nachrichtenagentur Belta ist der Aussenminister des Landes, der 64-jährige Uladsimir Makej, am Samstag gestorben. Belta sprach von einem «plötzlichen Tod», ohne weitere Einzelheiten zu nennen. Informationen über eine Erkrankung gab es bisher nicht.
Makej war seit zehn Jahren Aussenminister des autoritär regierten Landes und gehörte zu den Vertrauten von Langzeit-Machthaber Alexander Lukaschenko. Vor seiner Zeit als Minister stand er Lukaschenkos Präsidialadministration vor. Makej wurde zeitweise auch als möglicher Nachfolger Lukaschenkos gehandelt.
Der Kreml, der engste Verbündete von Belarus, sprach umgehend sein Beileid aus. «Wir sind erschüttert von den Meldungen über den Tod des Aussenministers von Belarus», sagte die Sprecherin des Aussenministeriums in Moskau, Maria Sacharowa.
Vladimir Makey, 64, head of Belarus Foreign Affairs Minister, is dead. There are rumors he might have been poisoned.
— Anton Gerashchenko (@Gerashchenko_en) November 26, 2022
Makey was named as a possible successor of Lukashenko. He was one of the few not under Russian influence.
Rumors say this might be a hint to Lukashenko. pic.twitter.com/HZS6ALjhS5
Manche Beobachter schenken den russischen Beileidsbeteuerungen allerdings keinen Glauben, sondern spekulieren über die Hintergründe des plötzlichen Ablebens von Makej. Dieser verhielt sich zwar stets loyal zu Machthaber Lukaschenko, war aber weniger kooperativ mit Moskau. Zu Beginn des Jahres hatte er Befürchtungen dementiert, wonach Russland von Belarus aus Soldaten in die Ukraine entsenden könnte. Kurz vor Beginn der russischen Invasion in der Ukraine hatte Matej noch im Februar erklärt, «kein einziger» russischer Soldat werde nach gemeinsamen Manövern mit Russland an der Grenze zur Ukraine in Belarus bleiben.
Hinzu kommt, dass Makej sich vor den Massenprotesten gegen die Präsidentschaftswahl 2020 für die Verbesserung der belarussischen Beziehungen zum Westen eingesetzt und den Kreml kritisiert hatte. Nach Ausbruch der Protestwelle hatte er aber seinen Kurs geändert und den Demonstranten in Belarus vorgeworfen, ihre Kundgebungen seien eine Kampagne westlicher Agenten.
Die Gerüchte über ein mögliches russisches Komplott gegen Makej erhalten zusätzlich Nahrung, weil der US-Thintank Robert Lansing Institute for Global Threats (RLI) ausgerechnet einen Tag vor Makejs Tod über Putschpläne des Kremls in Belarus spekuliert hatte. Unter Verweis auf Quellen aus dem Kreis der russischen Militärführung schrieb das RLI, der Kreml habe genug von Lukaschenko und sich für eine radikale Lösung des Problems entschieden, wie Belarus zum Kriegsbeitritt gegen die Ukraine gezwungen werden könnte.
Im Szenario des RLI sollte aber Lukaschenko selber ermordet und durch Generalleutnat Stanislau Sas ersetzt werden. Sas, derzeit Generalsekretär der Organisation des Vertrages über kollektive Sicherheit – ein von Russland dominiertes Miltärbündnis –, gilt als loyal gegenüber Moskau. Zumindest sollte Lukaschenko, so das RLI, durch ein versuchtes Attentat derart eingeschüchtert werden, dass er endlich seinen Truppen befehlen werde, in die Ukraine einzumarschieren.
Lukaschenkos Verhältnis zum grossen Bruder Russland ist ambivalent. Der 68-jährige Diktator, der Belarus schon seit 1994 faktisch regiert, hat Russland erlaubt, Belarus als Aufmarschgebiet für die russische Armee beim Angriff auf die Ukraine zu nutzen. Auch russische Luftangriffe werden von belarussischem Gebiet aus auf die Ukraine geflogen. Bisher hat Lukaschenko aber seine rund 40'000 Mann starke Armee trotz Drängen des Kremls nicht direkt am Krieg beteiligt, vermutlich aus innenpolitischen Erwägungen, da ein Kriegseintritt bei der Bevölkerung höchst unpopulär wäre. (dhr)
Mit Material der Nachrichtenagentur SDA.
Ob es Lukanschenko passt oder nicht: Er hat sein Land bereits zur Kriegspartei gemacht, und er wird dafür gerade stehen müssen, wenn er den Moment seines Machtverlustes überleben sollte. Wie das Schicksal seins Aussenministers zeigt, ist das keine Selbstverständlichkeit im Machtbereich von Wlad dem Blutrünstigen.
Das sollte manchem Bauchschmerzen bereiten...
Je eher Putin weg ist, desto besser.