Bei dem Angriff Aserbaidschans auf die von Armeniern bewohnte Region Bergkarabach ist ein hochrangiger russischer Kommandeur getötet worden. Das berichten mehrere staatliche Medien Russlands. Ein Veteranenclub der russischen Marine bestätigte den Tod des Kommandeurs am Donnerstag.
Demnach handele es sich bei dem Mann um Iwan Kowgan. Er war stellvertretender Kommandeur der sogenannten russischen «Friedenstruppen», die in Bergkarabach stationiert waren, und zudem stellvertretender Chef der U-Boot-Streitkräfte der Nordflotte. Kowgan starb drei Tage vor seinem 53. Geburtstag infolge einer «tückischen Kugel», zitiert das russische Medium «severpost» Offiziere der Nordflotte.
🇦🇿 hat gestern beim Sturm von Berg-Karabach den 🇷🇺U-Boot-Kapitän Iwan Kowgan getötet.
— Dimitri Nabokoff (@DimitriNabokoff) September 21, 2023
Putins Reaktion wird viel über seine verbliebene Macht gegenüber 🇦🇿🇹🇷 verraten. pic.twitter.com/kNeT3cYJJM
Eine offizielle Bestätigung Moskaus liegt, wie auch im russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine üblich, nicht vor. Doch bereits am Mittwoch berichtete das russische Verteidigungsministerium, dass ein Fahrzeug der russischen Truppen in Bergkarabach auf dem Rückweg von einem Beobachtungsposten in der Nähe des Dorfes Janyatag unter Kleinwaffenbeschuss geraten sei.
«Infolge des Beschusses wurden die russischen Soldaten im Fahrzeug getötet», hiess es in der Mitteilung, ohne die Zahl oder die Namen der getöteten Männer zu nennen, einige russische Medien sprachen von vier getöteten Soldaten. Einen Verantwortlichen für den Tod der Soldaten nannte das russische Verteidigungsministerium nicht. Russland gilt jedoch als Schutzmacht Armeniens und Bergkarabachs und stand für Aserbaidschan demnach auf der Seite des Gegners.
Doch auch in Aserbaidschan hält man sich bedeckt: Der aserbaidschanische Präsident Ilham Alijew entschuldigte sich nach Angaben des Kremls am Donnerstag für den Tod der russischen Soldaten. Bei einem Telefonat mit Russlands Präsidenten Wladimir Putin habe er «sein tiefes Beileid» angesichts des «tragischen Todes von Soldaten des russischen Friedenskontingent in Karabach am 20. September» ausgesprochen, erklärte der Kreml.
Auch aufseiten der aserbaidschanischen Regierung in Baku wurde offenbar vorerst keine Schuld für den Tod der russischen Soldaten übernommen. Stattdessen habe Alijew eine genaue Aufklärung des Kremls zugesagt. In einer Mitteilung des aserbaidschanischen Verteidigungsministeriums hiess es, man arbeite mit Russland zusammen, um die Ursachen des Vorfalls zu untersuchen.
Der russische Kommandeur Kowgan war gemeinsam mit anderen russischen Soldaten in Bergkarabach im Einsatz, um Russlands Verantwortung als sogenannte Schutzmacht für Armenien und Bergkarabach zu erfüllen. Insgesamt hat der Kreml dazu etwa 2000 Soldaten in Bergkarabach stationiert, die einen 2020 vermittelten Waffenstillstand überwachen sollten.
Armenien aber zweifelte bereits vor dem Angriff Aserbaidschans seiner Schutzmacht, denn Russland blieb schon während der Blockade des Latschin-Korridors in den vergangenen Monaten weitestgehend untätig. Aserbaidschan blockiert den Korridor, der als einzige Zufahrtsstrasse für Lebensmittel und Medikamente nach Bergkarabach gilt, seit Monaten.
Auch während des Angriffs von Aserbaidschan auf Bergkarabach am Dienstag und Mittwoch, sagte Moskau den Behörden in Bergkarabach keine militärische Unterstützung zu. Die sogenannten Friedenstruppen vor Ort halfen offenbar zwar bei der Evakuierung von Armeniern aus den umstellten Dörfern, es war ihnen jedoch nicht erlaubt zu schiessen, sofern sie nicht selbst angegriffen würden.
Aserbaidschan hatte das zwar auf seinem Staatsgebiet gelegene, aber mehrheitlich von Armeniern bewohnte Bergkarabach seit Dienstag mit Raketen und Artillerie angegriffen. Am Mittwoch hatten die Behörden in Bergkarabach dann einer Waffenruhe zugestimmt. Doch: Es handelt sich de facto um eine Kapitulation, denn in ihrer Vermittlung kamen die russischen Soldaten vor Ort den aserbaidschanischen Forderungen gänzlich nach. «Für Armenien hat Russland als Schutzmacht komplett versagt», sagt Südkaukasus-Experte Stefan Meister darum.
Verwendete Quellen:
Waldfee70
So oder so
Was macht der da ?