International
Russland

Angst vor dem Gegenschlag: Russland ändert die Angriffstaktik

Angst vor dem ukrainischen Gegenschlag: Russland ändert die Angriffstaktik

Trotz vieler Angriffe ist die Energieinfrastruktur der Ukraine nicht gänzlich zusammengebrochen. Jetzt gibt der Kreml offenbar neue Ziele vor.
23.03.2023, 15:32
Mehr «International»
FILE - This handout photo taken from video released by Russian Defense Ministry Press Service on Oct. 4, 2022, shows a Grad multiple rocket launcher firing at Ukrainian troops at an undisclosed locati ...
Russische Angriffe auf zivile Anlagen brachten nicht den erhofften Erfolg.Bild: keystone
Ein Artikel von
t-online

Monatelang hat Russland ukrainische Kraftwerke und Energieanlagen mit Raketen, Kamikazedrohnen und Marschflugkörpern bombardiert – vergeblich. Die kritische Infrastruktur des Landes ist nicht langfristig zusammengebrochen, ebenso wenig die Moral der Ukrainer. Jetzt hat offenbar auch der Kreml begriffen, dass die Angriffe gegen zivile Einrichtungen zwecklos sind – und seine Taktik angepasst.

«Nehmen wir die letzten Angriffe unbemannter Luftfahrzeuge in der Nacht vom 17. auf den 18. März und in der Nacht vom 21. auf den 22. März. Sie trafen Treibstoff- und Schmiermittelbasen in Nowomoskowsk und Schitomir und es gab auch Treffer im Bezirk Jaworiw», so Wadim Skibitsky, der Vizechef des ukrainischen Militärgeheimdienstes GUR. «Was waren die Hauptziele? Das Logistiksystem unserer Truppen und die Konzentration unserer Ausrüstung», erklärt Skibitsky im Interview mit dem Sender «RBC».

Für Skibitsky sind die jüngsten russischen Angriffe auf vorwiegend militärische Ziele ein Hinweis für die veränderte Taktik der Russen. Mit dem einsetzenden Frühling seien Angriffe beispielsweise auf Heizkraftwerke nicht mehr interessant für Moskau, so Skibitsky. Zudem bereite Kiew in diesen Wochen Gegenoffensiven vor, die im April oder Mai beginnen dürften. «Deshalb werden die Russen ihre Angriffsziele anpassen und vor allem militärische Einrichtungen, Truppenansammlungen und die Logistik unserer Gruppierungen ins Visier nehmen», glaubt Skibitsky.

Diese Bilder zeigen: Der Krieg verschont die Kinder nicht

1 / 17
Diese Bilder zeigen: Der Krieg verschont die Kinder nicht
quelle: keystone / emilio morenatti
Auf Facebook teilenAuf X teilen

Mit einem vollständigen Ende der Angriffe auf zivile Ziele rechnet der Geheimdienstler aber nicht: «Es wird auch weiterhin Treffer gegen die kritische Infrastruktur geben, etwa gegen Kraftwerke, Ölraffinerien und Unternehmen des militärisch-industriellen Komplexes», sagt Skibitsky. «Wir analysieren, welche Objekte die Russische Föderation aufklärt. Darunter sind Brücken über den Dnipro, Flugplätze und Flughäfen sowie Nachschubwege für Waffen und militärische Ausrüstung aus dem Westen.»

Allerdings habe Russland seine Vorräte an Marschflugkörpern bis auf etwa 15 Prozent aufgebraucht, sagt Skibitsky. Von einigen Raketentypen seien inzwischen sogar weniger als zehn Prozent verfügbar. Mehr als 90 bis 110 präzise Marschflugkörper könne Russland bei einem Angriff nicht mehr abfeuern, so Skibitsky: «Darum haben sie angefangen, unterschiedliche Raketentypen in Kombination mit Drohnen und Ballons einzusetzen, um unsere Flugabwehr auszutricksen. Wir sammeln aber auch unsere Kräfte und verstärken unsere Abwehrmassnahmen.»

(tonline)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
Hast du technische Probleme?
Wir sind nur eine E-Mail entfernt. Schreib uns dein Problem einfach auf support@watson.ch und wir melden uns schnellstmöglich bei dir.
13 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Jonas der doofe
23.03.2023 15:41registriert Juni 2020
Was für eine Meldung:
Die Russen ändern ihre Kriegstaktik und attackieren jetzt sogar feindliche militärische Ziele....

Es ist kaum zu glauben....
1166
Melden
Zum Kommentar
avatar
BG1984
23.03.2023 16:19registriert August 2021
Die Russen haben einfach keine Munition mehr um flächendeckend zivile Ziele anzugreifen. Hoffe, die Ukraine kann sich bald die Besetzten Gebiete zurückholen.
714
Melden
Zum Kommentar
avatar
Sergej Faehrlich
23.03.2023 16:19registriert August 2018
Also, äähmm .... ich bin ja kein Militärstratege, aber sollte die Lahmlegung der gegnerischen Militärinfrastruktur das Primärziel Nr.1 sein? Einmal mehr "überrascht" von derer Taktik und Strategie. Komische Käuze die Russen.
515
Melden
Zum Kommentar
13
Merkel über Putin: Lügen über Krim waren Wendepunkt

Die frühere Bundeskanzlerin Angela Merkel hat Kremlchef Wladimir Putin eigenen Worten nach nicht von Anfang als dreisten Lügner wahrgenommen. Zu Beginn ihrer Zeit als Bundeskanzlerin habe Putin nicht schamlos gelogen, sagte Merkel der englischen Übersetzung zufolge in einem von der Journalistin Christiane Amanpour geführten Interview beim Sender CNN. Amanpour hatte die frühere CDU-Chefin gefragt, wie man mit einem Lügner wie Putin verhandeln könne.

Zur Story