Nikolai Jewmenow hat grosse Pläne: Den 80. Jahrestag der Niederlage von Nazi-Deutschland gegen die Sowjetunion wolle man in Zukunft mit einer Reihe von «militärisch-patriotischen» Veranstaltungen in der Arktis zelebrieren, sagte der russische Marinechef vergangene Woche auf dem Arktischen Forum in Sankt Petersburg.
Doch Jewmenow will noch mehr: Die militärische Präsenz Russlands solle in der nördlichsten Region der Erde weiter ausgebaut werden. Es handle sich dabei um eine «Zwangsmassnahme», die auf «aggressive Massnahmen anderer Länder» folge. Zudem müsse Russland seinen Einfluss in der Region erweitern – auch über das Gebiet hinaus, das dem Land im hohen Norden nach internationalem Recht eigentlich zusteht.
Jahrzehntelang war die Region im hohen Norden grösstenteils für Forschungszwecke oder Abenteurer interessant. Doch damit ist schon länger Schluss: Verschiedene Gruppen wetteifern mittlerweile aus unterschiedlichen Interessen um die Region. Was genau bezweckt Russland jetzt mit einem Ausbau seiner Militärkapazitäten?
Grundsätzlich nehmen auch andere Staaten die wachsenden Spannungen in der Region wahr: «Russlands Krieg in der Ukraine hat die geopolitischen Spannungen in der Arktis, wie auch weltweit, verschärft und neue Risiken eines unbeabsichtigten Konflikts geschaffen und die Zusammenarbeit behindert», heisst es in dem Strategiepapier der USA zur Arktis, das im Oktober 2022 veröffentlicht wurde.
Auch die diplomatischen Verbindungen der nördlichsten Staaten wurden seitdem eingeschränkt. Seit Februar 2021 wurde der Kreml auch im Arktischen Rat isoliert. Russland hatte in dem Gesprächsforum noch bis zum vergangenen Mai den Vorsitz. Die übrigen Mitgliedsländer Norwegen, Schweden, Dänemark, Finnland, Island, Kanada und die USA hatten allerdings seit Kriegsbeginn an keiner gemeinsamen Sitzung mehr teilgenommen.
Russland hat indes trotz der grossen Belastungen durch den Ukraine-Krieg auch in der nördlichen Polarregion seine Militärpräsenz ausgebaut: Erst an diesem Montag hatte der russische Präsident Wladimir Putin zwei neue Atom-U-Boote mit den Namen «Krasnojarsk» und «Zar Alexander III.» eingeweiht und sie als «furchterregende Raketenträger» bezeichnet. Putin bekräftigte dabei, dass die russische Militärpräsenz weiter wachsen werde, nicht nur in der Arktis, sondern auch in anderen Regionen wie der Ostsee, dem Kaspischen und Schwarzen Meer und dem Fernen Osten. Acht weitere U-Boote sollen aktuell gebaut werden.
Schon im vergangenen Dezember sagte Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg dem US-Nachrichtensender CNN, dass man derzeit eine «erhebliche militärische Aufrüstung Russlands im hohen Norden» wahrnehme. Als Konsequenz hatte Stoltenberg angekündigt, dass auch das Bündnis seine Präsenz in der Region verdoppeln werde.
Der Nachrichtensender zeichnete anhand von Satellitenaufnahmen nach, dass Russland Teile seiner nördlichsten Militärstützpunkte ausgebaut und modernisiert habe. Zum Teil stammten die Anlagen noch aus der Sowjetzeit. Militärisch sei das grundsätzlich nichts Neues, argumentiert Stoltenberg: Denn der kürzeste Weg von Russland in Richtung USA führe eben über den Nordpol.
Allerdings hat die Region auch eine wirtschaftlich wachsende Bedeutung: Solange das Eis durch den Klimawandel dort weiter schmilzt, könnten sich dauerhaft neue Seerouten entwickeln, die etwa den Weg von Südostasien nach Europa deutlich verkürzen würden – und das entlang der russischen Küste. Zudem gibt es in der Region weiter grosse unerschlossene Vorkommen von Rohstoffen. Dabei mischt auch China in der Region mit.
Aber bedeutet die Aufrüstung auch automatisch, dass ein militärischer Zusammenstoss wahrscheinlicher wird? Vorrangig seien die Interessen des Landes von defensiver Natur, heisst es in einer Analyse des Center for Strategic & International Studies aus dem Januar. Russland wolle etwa seine Militäranlagen auf der Kola-Halbinsel schützen, die an Finnland grenzt. Das Gleiche gelte für verschiedene Öl- und Gasanlagen.
In einem «unwahrscheinlichen, aber nicht undenkbaren» Kampf zwischen Russland und der Nato könnten sich die Vorzeichen allerdings ändern: In dem Fall sei ein «begrenzter Einmarsch in Norwegen oder Finnland» denkbar, um eine weitere Pufferzone zum Schutz der Nuklearanlagen einzurichten.
Zusätzlich gehört den Russen der RESET-Knopf gedrückt.
Das denken die Russen sicherlich auch, werden sie so in der Schule gelernt haben.🤦🏼♂️
Ich hoffe nicht, dass Russland erst heftig eines auf den Deckel braucht, um zu merken, dass sie ihr Gebiet nicht einfach nach Lust und Laune vergrössern können und auf fast der ganzen Kugel zu zündeln.