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Nato warnt: Russland könnte wichtiges Unterseekabel angreifen

Nato warnt: Russland könnte wichtiges Unterseekabel angreifen

Seit den Nord-Stream-Explosionen ist die kritische Infrastruktur im Westen gefährdet. Nun warnt die Nato vor russischen Angriffen auf Unterseekabel.
05.05.2023, 19:1505.05.2023, 19:15
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Ein Artikel von
t-online

Russland könnte Unterseekabel sabotieren, um westliche Staaten für die Unterstützung der Ukraine abzustrafen, warnt der stellvertretender-NATO-Generealsekretär für Nachrichtendienste und Sicherheit, David Cattler. Das Militärbündnis plane daher seine Bemühungen zum Schutz der Unterwasserinfrastruktur nach den Nord-Stream-Angriffen zu verstärken.

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Banner der Nato: Die Nato befürchtet russische Angriffe auf Unterseekabel. Über solche Datenkabel werden täglich Finanztransaktionen im Wert von schätzungsweise 10 Billionen US-Dollar abgewickelt.Bild: keystone

«Es gibt verstärkte Bedenken, dass Russland Unterseekabel und andere kritische Infrastrukturen angreifen könnte, um das Leben im Westen zu stören und Druck gegenüber westlichen Nationen auszuüben, welche die Ukraine unterstützen», so Cattler.

Die Russen seien in diesem Bereich so aktiv wie seit Jahren nicht mehr und hätten auch ihre auch ihren Aktivitäten in der Nord- und Ostsee verstärkt, fügte er an.

Nord Stream als Blaupause?

Die Bedrohung von Unterseekabeln und wichtigen Pipelines ist seit den Nord-Stream-Anschlägen in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt. Noch immer ist unklar, wer für die Explosionen letzten Herbst verantwortlich ist, die Spuren führen unter anderem nach Russland.

Nord-Stream 2 sollte Gas aus Russland nach Deutschland transportieren und waren vor dem russischen Angriffskrieg in der Ukraine ein grosser Streitpunkt in der westlichen Allianz. Nord-Stream 1 war seit 2011 im Betrieb. Mit Blick auf die laufenden Ermittlungen lehnte es Cattler ab, darüber zu spekulieren, wer hinter den Anschlägen auf die deutsch-russischen Pipelines steckt.

Während die Besorgnis über die Sicherheit von Unterseekabeln wächst, wollen westliche Länder die Nordsee in eine grüne Energiequelle verwandeln. Nordsee-Staaten planen dafür mehrere neue Windparks, die ihrerseits über weitere Unterseekabel mit dem Festland verbunden werden sollen und somit womöglich eine neue Schwachstelle im westlichen Bündnis auftun.

«Wirtschaftlicher Dreh- und Angelpunkt»

Weltweit transportieren 400 Unterseekabel etwa 95 Prozent des weltweiten Internetverkehrs, wobei 200 dieser 400 Kabel laut NATO als kritisch gelten.

«Insgesamt werden über diese Kabel täglich Finanztransaktionen im Wert von schätzungsweise 10 Billionen US-Dollar abgewickelt, sodass diese Kabel ein wirtschaftlicher Dreh- und Angelpunkt sind», sagte Cattler.

Er warnte davor, dass Gegner der Nato den enormen strategischen Vorteil erkennen könnten, wenn sie die Sicherheit der westlichen Internet-, Energie- und Finanzsysteme bedrohen.

«Russland kartiert aktiv kritische Infrastrukturen von Nato-Staaten sowohl an Land als auch auf dem Meeresgrund», sagte Cattler und nannte ein Unterwasseraufklärungsprogramm des russischen Verteidigungsministeriums.

Allerdings würden russische Schiffe mit entsprechender Spionage-Ausrüstung, die elektronische oder akustische Informationen vom Meeresboden sammeln können, streng von der Nato beobachtet, so der Vize-Generalsekretär der Allianz. Diese Spionageschiffe seien an ihren Antennen oder ungewöhnlichen Aktivitäten zu erkennen.

Westen kündigt Gegenmassnahmen an

Die Nato hat die Zahl der Schiffe, die in der Nord- und Ostsee patrouillieren, nach den Nord-Stream-Sprengungen deutlich erhöht. Zusätzlich hat die Allianz zum Schutz kritischer Unterwasserinfrastrukturen eine neue Abteilung gebildet, um die Zusammenarbeit mit der Industrie, Verbündeten und Experten zu verbessern.

«Die Bedrohung ist echt, und die Nato verstärkt ihre Massnahmen», sagte der deutsche Generalleutnant Hans-Werner Wiermann der Nachrichtenagentur Reuters, der seit Februar für die neue Abteilung verantwortlich ist.

Auch die Abschlusserklärung des Digitalministertreffens der G7 hat sich vorgenommen, die Sicherheit von Unterseekabeln auszubauen. Darin hiess es, man wolle die Zusammenarbeit in der G7-Gruppe selbst sowie mit gleichgesinnten Partnern vertiefen. (Reuters, dpa, t-online, lec)

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36 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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schille
05.05.2023 21:37registriert Februar 2014
Sollte doch möglich sein, den Russen klar zu vermitteln, dass eine Sabotage der Infrastruktur von NATO-Mitgliedern Artikel 5 auslöst! Punkt! Dann dürfte es sich Russland zweimal überlegen solchen Quatsch zu tun!
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beaudulac
05.05.2023 22:06registriert April 2014
🇷🇺 kann und will offenbar einfach nur zerstören. Dieses ewige Drohen, Lügen und Verdrehen jeglicher Vernunft. Nebenbei nicht mal fähig sein, aus all den Rohstoffeinkommen eine Infrastruktur zu schaffen, dass wenigstens mehr als vielleicht 10% der bevölkerung fliessendes Trinkwasser in der Wohnung bekommt. Wann hat eine russische Regierung tatsächlich aktiv und freiwillig einen Konsens zu finden verucht?
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Liebu
05.05.2023 20:38registriert Oktober 2020
Auch die Abschlusserklärung des Digitalministertreffens der G7 hat sich vorgenommen, die Sicherheit von Unterseekabeln auszubauen. Darin hiess es, man wolle die Zusammenarbeit in der G7-Gruppe selbst sowie mit gleichgesinnten Partnern vertiefen.

Was nicht gleichgesinnte Partnern sicher nicht passt.

Cattler warnte davor, dass Gegner der Nato den enormen strategischen Vorteil erkennen könnten, wenn sie die Sicherheit der westlichen Internet-, Energie- und Finanzsysteme bedrohen.

Und wenn ihnen das vorher noch nicht klar war, ist es das spätestens jetzt.
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