Seit Montagmorgen schlagen in mehreren Städten der Ukraine Raketen ein. Besonders betroffen ist die Hauptstadt Kiew. Die schweren Angriffe erfolgen zwei Tage nach der schweren Explosion auf der Krim-Brücke.
Gemäss dem Waffenexperten Chris Owens werfen die Russen Marschflugkörper des Typs «Kalibr» auf die ukrainischen Städte. Diese können Ziele auf 30 Meter genau treffen und werden von Schiffen, U-Booten oder aus der Luft abgefeuert.
Der ukrainische Militärchef Walerij Saluschnyj sagte, es seien nicht nur Raketen abgefeuert worden. Die Angriffe seien auch mit iranischen Kamikazedrohnen erfolgt.
Waffenexperte Owens hat auf Twitter eine interessante Theorie veröffentlicht, wonach ein Muster hinter den russischen Angriffen stecke.
Er verweist auf die Aussagen im russischen Staats-TV von Sonntagabend. Wladimir Solowjow, einer der lautesten Putin-Propagandisten, forderte nach dem Angriff auf die Krim-Brücke: «Es ist Zeit, dass wir sie auf die härteste Art und Weise bestrafen. Wir müssen entschieden und stark handeln.»
Meanwhile on Russian state TV, they're drawing parallels between the Crimean bridge, the warship Moskva and Putin, as Russia's main symbols. They must have forgotten their own lies about Moskva. People are being urged to unite around Putin and march into battle when called. pic.twitter.com/KaHrTD75eP
— Julia Davis (@JuliaDavisNews) October 9, 2022
Es folgte Andrei Kartapolow, Duma-Abgeordneter und Stellvertreter des Verteidigungsministers. «Die Krim-Brücke ist nicht nur ein militärisches Objekt, [...] sie ist ein Symbol des russischen Stolzes», so Kartapolow. Die Ukrainer würden auf Symbole schiessen, das zeige auch der Angriff auf das Kriegsschiff Moskwa.
Wie er glaubt, sind die Ukrainer noch lange nicht fertig. Er sagte im Fernsehen: «Wir sollten uns darauf einstellen, dass sie weiterhin Symbole angreifen werden. Und unser wichtigstes verbleibendes Symbol ist unser Präsident.»
Militärexperte Owens äussert nun die Vermutung, dass Kartapolow mit seinen Aussagen Hinweise auf die Vergeltungstaktik der Russen gegeben hat. Demnach würden die Russen jetzt ebenfalls Ziele mit hoher symbolischer Natur angreifen. Und tatsächlich lässt sich am Montagmittag ein gewisses Muster erkennen.
So schlugen die russischen Raketen etwa in der Nähe der nationalen Taras-Schewtschenko-Universität ein.
The very center of 🇺🇦Kyiv. 🇷🇺Russian missile hits a few dozen meters from the National University (red building on the left). pic.twitter.com/WPdbvAMsI0
— Danylo Mokryk (@DMokryk) October 10, 2022
Holy hell. This young woman was filming at the time of the strike on Volodymyrska and Shevchenko Streets in central Kyiv. You can see the red wall of Shevchenko University beside her. https://t.co/K1tpim1DJZ
— Christopher Miller (@ChristopherJM) October 10, 2022
Auch eine moderne Fussgängerbrücke im Herzen Kiews wurde ins Visier genommen. Diese wurde erst im Jahr 2019 eröffnet und gilt als Touristen-Attraktion. Ein Fussgänger, der am Montagmorgen auf ihr unterwegs war, hatte unglaubliches Glück. Das Geschoss schlug nur wenige Meter neben ihm ein, wie auf Videobildern zu sehen ist.
Krater waren am Montagmittag auch im Schewtschenko-Park zu sehen. Dort, wo sich sonst Kinder vergnügen und Bewohnerinnen der Stadt Erholung suchen.
Children’s playgrounds, museums, street musicians. Nothing else in this part of Kyiv. #RussiaIsATerroristState pic.twitter.com/m9lSONWCx7
— olexander scherba🇺🇦 (@olex_scherba) October 10, 2022
Eine weitere Rakete detonierte bei einem Monument von Mychajlo Hruschewskyj. Er war ein wichtiger Historiker, Politiker und Aktivist in der ukrainischen Nationalbewegung.
🇷🇺 missile struck feet from the monument 2 Mykhailo Hrushevsky, historian, politician & one of the most important figures of 🇺🇦 national revival of early 20th cent. His works on 🇺🇦 history rebut putin-favored myth of 🇷🇺-🇺🇦 “unity.” Monument may have been intended symbolic target. https://t.co/IJGqhOBhbM
— Oxana Shevel 🇺🇦👊🚜🌻 (@OxanaShevel) October 10, 2022
Weshalb gibt der Kreml so viel Geld aus, um kulturelle und symbolische Ziele zu treffen? Ein «Kalibr»-Marschflugkörper kostet um die 6 Millionen US-Dollar. Gemäss dem ukrainischen Militärchef Walerij Saluschnyj feuerte Russland 75 Raketen ab, wovon 41 abgefangen wurden.
Militärexperte Rob Lee erklärt sich das so: «Dies dürfte nach der Explosion der Krim-Brücke eher dem heimischen Publikum gedient haben.»
Festzuhalten ist, dass nicht nur Ziele mit hoher Symbolkraft angegriffen wurden. So wurde in Saporischschja ein Wohnblock zerstört, wobei mindestens zwölf Personen ums Leben kamen. «Putin ist aufgrund der Niederlagen auf dem Schlachtfeld verzweifelt und versucht mit Raketenterror, das Tempo des Krieges zu seinen Gunsten zu verändern», sagt der ukrainische Aussenminister Dmytro Kuleba. Das habe er auch schon vor der Explosion auf der Krim-Brücke gemacht.
Die Ukrainer würden sich dadurch aber auch dieses Mal nicht in die Knie zwingen lassen, schreibt Militärexperte Rob Lee.
so von wegen Symbolhaftigkeit...
mehr geht wirklich nicht...
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Was für looser.