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Russland bestraft eigene Offiziere wegen Verstössen

Russland bestraft eigene Offiziere wegen Verstössen

Nur professionelle Militärs sollten im Krieg in der Ukraine zum Einsatz kommen, versprach Putin – doch russische Offiziere haben auch Wehrpflichtige entsandt. Nun ziehen die Behörden Konsequenzen. 
07.06.2022, 19:2107.06.2022, 19:21
Ein Artikel von
t-online

Wegen der unerlaubten Entsendung von Wehrdienstleistenden in den Krieg gegen die Ukraine haben die russischen Behörden zwölf Offiziere bestraft. «Etwa 600 Wehrdienstleistende sind zur militärischen Spezialoperation herangezogen worden, alle wurden innerhalb kürzester Zeit wieder zurückgeschickt», sagte der Militärstaatsanwalt des russischen Wehrkreises West, Artur Jegijew, am Dienstag der Nachrichtenagentur Interfax zufolge. Die Offiziere seien deswegen zur Verantwortung gezogen worden, fügte er hinzu.

Ein russischer Soldat (Archiv): Es droht die Gefahr, dass der Rückhalt in der russischen Bevölkerung schwindet.
Ein russischer Soldat (Archiv): Es droht die Gefahr, dass der Rückhalt in der russischen Bevölkerung schwindet.Bild: imago images

Kremlchef Wladimir Putin hatte versprochen, keine Wehrpflichtigen, sondern nur Zeit- und Berufssoldaten in der Ukraine einzusetzen. Als bekannt wurde, dass dennoch Wehrdienstleistende in den Krieg abkommandiert wurden, ordnete der russische Präsident öffentlich deren Rückholung an.

Die Frage ist von grosser symbolischer und politischer Bedeutung in Russland. Der Kreml hat den Krieg in der Ukraine als «militärische Spezialoperation» deklariert und zu verstehen gegeben, dass nur professionelle Militärs freiwillig dort kämpfen. Der Einsatz gewöhnlicher Soldaten, die zum Wehrdienst eingezogen wurden, birgt für die russische Führung die Gefahr, dass der Rückhalt in der Bevölkerung schwindet. Befürchtet wird, dass die Angst vor einer Mobilmachung wächst und der Krieg in der Ukraine ähnlich unbeliebt wird wie der in Tschetschenien oder in Afghanistan.

Bürgerrechtler: Mehr kämpfende Wehrpflichtige als offiziell angegeben

Schon jetzt deuten Aussagen von Soldaten darauf hin, dass der Einsatz keineswegs nur freiwillig ist. Viele Soldaten erklärten, sie seien zu einer Übung abkommandiert worden und hätten sich plötzlich im Krieg wiedergefunden. Andere berichten, sie seien unter Druck gesetzt worden, einen Vertrag als Zeitsoldat zu unterschreiben.

Nach Einschätzung von Bürgerrechtlern könnte die Zahl der tatsächlich in der Ukraine kämpfenden Wehrpflichtigen deutlich höher sein als offiziell angegeben. Allein auf dem Raketenkreuzer «Moskwa» haben einige gedient. Nach dem Untergang des Flaggschiffs der Schwarzmeerflotte erklärte das russische Verteidigungsministerium den Angehörigen der vermissten Matrosen, dass das Kriegsschiff nicht am Einsatz gegen die Ukraine beteiligt gewesen sei. Am Dienstag wurde immerhin bekannt, dass die Crew nun doch zu den Kriegsteilnehmern gerechnet wird. Das ist wichtig, damit die Angehörigen mit einer Kompensation rechnen können.

((dpa))

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30 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Nickidicki
07.06.2022 19:49registriert Januar 2022
Russland ist auch eine Menschvernichtungsmaschine! Die sind aktuell schlimmer als die Chinesen!
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Liebu
07.06.2022 20:22registriert Oktober 2020
Als bekannt wurde, dass dennoch Wehrdienstleistende in den Krieg abkommandiert wurden, ordnete der russische Präsident öffentlich deren Rückholung an.

Er hätte besser die Rückholung aller Soldaten angeordnet, auch die der Berufssoldaten.
Auch die haben in der Ukraine nichts zu suchen.
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Haarspalter
07.06.2022 20:54registriert Oktober 2020
„600 Wehrdienstleistende sind zur militärischen Spezialoperation herangezogen worden, alle wurden innerhalb kürzester Zeit wieder zurückgeschickt“

Allerdings. Im Sarg.
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