47'000: So viele russische Soldaten sollen beim Angriffskrieg auf die Ukraine bis Ende Mai getötet worden sein. Zählt man nicht nur die Gefallenen, sondern auch die Schwerverletzten, die nicht mehr weiterkämpfen können, steigt die Zahl auf 125'000.
Dies berichteten am vergangenen Montag die unabhängigen russischsprachigen Onlineportale «Meduza» und «Mediazona» unter Berufung auf umfangreiche eigene Berechnungen und eine Datenanalyse von Dmitry Kobak, einem Forscher der Universität Tübingen.
Die verlässlichsten Zahlen, die es bisher gab, stammen laut Meduza von unabhängigen Beobachtern, die mit Mediazona und der BBC zusammenarbeiten. Sie haben über Nachrufe in lokalen Publikationen und sozialen Medien Todesfälle gezählt und kamen so auf eine Zahl von fast 27'000 Toten.
Auf Geheiss von Präsident Putin werden Informationen über Kriegsopfer in Russland geheim gehalten. Personen, die beispielsweise über die sozialen Medien über solche Todesfälle berichten, werden strafrechtlich verfolgt.
Dass diese bisherige Zahl niedriger war, liegt einerseits an der Angst vor Repressionen und Strafverfolgung. Viele Tote stammen aber auch aus den selbst ernannten Volksrepubliken Donezk und Luhansk oder wurden aus dem Strafvollzug rekrutiert - waren also Personen, die in Russland oft nicht vermisst werden.
Zur Frage, wie viele russische Soldaten in der Ukraine umgekommen sind, äusserte sich das russische Verteidigungsministerium letztmals im vergangenen September. Gemäss jener Darstellung waren bis zum damaligen Zeitpunkt 5937 in der «Militärischen Spezialoperation» ums Leben gekommen.
Es ist nicht davon auszugehen, dass die Kriegsparteien realistische Zahlen zu den eigenen Verlusten angeben. Zu Kriegen gehört, dass die eigenen Verluste kleingeredet und die gegnerischen überhöht werden.
Trotzdem wäre die Zahl aus russischer Sicht selbst dann nicht beruhigend, wenn sie tatsächlich stimmte. Das Verteidigungsministerium gibt damit nämlich zu, dass in der Ukraine in sieben Monaten zehnmal mehr Soldaten ums Leben gekommen sind als während des gesamten Krieges der ehemaligen Sowjetunion gegen Afghanistan zwischen 1978 und 1989.
Die Autoren der Analyse haben für ihre Berechnung laut eigener Aussage zwei unterschiedliche Grundlagen verwendet. Zum einen Zahlen aus einer Datenbank zu Vererbungen in Russland. Zum anderen eine offizielle Sterblichkeitsstatistik. Während Erstere bis Ende Mai 2023 reicht, bezieht sich Letztere nur auf das Jahr 2022.
Mit beiden Berechnungsmethoden seien aber die Resultate für das Jahr 2022 sehr nahe beieinander gewesen. «Wir gehen darum davon aus, dass unsere Berechnungen auch bis Ende Mai 2023 korrekt sind», so die Autoren.
Die Zahlen sind nicht nur bemerkenswert, weil sie zeigen, wie viele Menschen Wladimir Putin in den Tod geschickt hat. Sie sind auch deshalb eindrücklich, weil sie zeigen, welchen Aufwand das Regime angesichts ihrer Dimension betreiben muss, um sie vor der Öffentlichkeit zu verstecken.
Die Gräber der gefallen Soldaten auf beiden Seiten füllen die Friedhöfe und das Sterben geht immer weiter.
Möge Putin sein arrogantes Grinsen endlich vergehen!
Verschollen gibt nämlich kein Geld für die Hinterblieben.
So praktisch