Nachdem die Ukraine nach den Verhandlungen in Saudi-Arabien einen US-Vorschlag für einen dreissigtägigen Waffenstillstand akzeptiert hatte, liessen sogenannte russische Patrioten ihrer Empörung freien Lauf. Diese Gruppe von Hardlinern vertritt die Meinung, dass Kiew zerstört werden sollte.
In den sozialen Medien appellieren sie an den Kreml, einer Feuerpause keinesfalls zuzustimmen. Sie wollen die Offensive fortsetzen. «Ein dreissigtägiger Waffenstillstand ist unter den derzeitigen Bedingungen für Russland von Nachteil», heisst es im Telegram-Kanal «Militärchronik». Die Ukraine werde jede Atempause nutzen, um sich neu zu formieren, Reserven zu mobilisieren, die Verteidigung zu verstärken, die Logistik anzupassen und neue Einheiten zu verlegen.
Alexander Kots, ein bekannter russischer Militärpropagandist, wetterte in Richtung Ukraine:
In einschlägigen Telegram-Kanälen wird ferner daran erinnert, dass Russland einem vorübergehenden Waffenstillstand laut Putins Worten nicht zustimmen würde. Im vergangenen Juni, am Vorabend des Bürgenstock-Gipfels in der Schweiz, sagte Putin, dass die Ukraine ihre Truppen vollständig aus den Gebieten von Donezk, Luhansk, Cherson und Saporischschja abziehen sollte.
Nach der Absprache zwischen den USA und der Ukraine in dieser Woche in Saudi-Arabien riefen russische Hardliner dazu auf, Bilder von Donald Trump zu verbrennen.
Eine solch scharfe Reaktion der russischen Patrioten liegt nicht nur am Misstrauen gegenüber Donald Trump. Russland lebt seit einigen Jahren wirtschaftlich und psychologisch im militärischen Modus: In den Schulen wird patriotischer Unterricht erteilt, Kriegsveteranen erhalten verschiedene Medaillen und Wohnungen. Grosse Unternehmen schicken regelmässig humanitäre Hilfe an die Soldaten an der Front, um vor dem Kreml zu protzen.
Dank des Krieges erhielten viele von ihnen Ränge, Auszeichnungen und Geld, Wohnungen und anderes Eigentum, das den Ukrainern enteignet wurde. Daher trösten sich die Patrioten immer noch damit, dass Putin keinen solchen Kompromiss eingehen werde. Doch selbst wenn Putin zustimmt, sind das Letzte, worauf er hören wird, wütende Patrioten.
Einer von ihnen, Jewgeni Prigoschin, starb nach seiner Meuterei bei einem Flugzeugabsturz; ein anderer, Igor Strelkow Girkin, wurde wegen Aufrufs zum Extremismus zu vier Jahren Gefängnis verurteilt. Der russische Präsident mag es nicht, wenn der Patriotismus aus dem Ruder läuft.
Klar scheint derweil, welchen Kompromissen Moskau nicht zustimmen wird. Aussenminister Sergej Lawrow sagte in einem Interview am 12. März, dass Russland dem Einsatz von Friedenstruppen aus Europa in der Ukraine nicht zustimmen werde. «Die Entsendung von Friedenskontingenten aus Nato-Ländern in die Ukraine würde bedeuten, dass sie offiziell in den Konflikt verwickelt werden», so Lawrow. Grossbritannien und Frankreich bereiteten etwas vor, um Druck auf die Trump-Administration auszuüben und sie dazu zu bringen, zu aggressiven Massnahmen gegen Russland zurückzukehren, sagte Lawrow.
Der russische Politologe Arkadij Dubnow glaubt, dass der Kreml nun vor einer schwierigen Entscheidung steht. «Die achtstündigen Gespräche zwischen den USA und der Ukraine in Dschidda stellen den Kreml vor Probleme», schreibt er. Es sei schwierig, «Nein» zu sagen, sonst werde «Freund Trump» von Putins mangelnder Friedfertigkeit enttäuscht sein. Aber «Ja» könne mit einer Liste von Bedingungen versehen werden, sodass es eher wie «weder Nein noch Ja» daherkommt, schrieb er.
Ein weiterer russischer Politologe, Sergej Markow, vermutet, dass Russland theoretisch dem Vorschlag eines dreissigtägigen Waffenstillstands unter einer Bedingung zustimmen könnte: Wenn für den gleichen Zeitraum ein von den europäischen Ländern unterzeichnetes Waffenembargo gegen die Ukraine verhängt werde.
Putins Sprecher Dmitri Peskow sagte am Mittwoch auf eine Frage nach der Reaktion des Kremls auf den Waffenstillstandsvorschlag, man solle «nichts überstürzen». (aargauerzeitung.ch)
F und GB machen es genau richtig. Dinge in Gang setzen, denen Putin nicht zustimmen will, aber die USA wollen, nämlich Friedenstruppen.
Klar will Putin keine Briten und Franzosen in der Ukraine. Sobald er nämlich aufgerüstet hat, will er wieder Krieg führen.