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Waffenruhe: Jetzt steht Putin vor einer schwierigen Entscheidung

Russische Hardliner machen Druck: Jetzt steht Putin vor einer schwierigen Entscheidung

Nach dem Abkommen zwischen den USA und der Ukraine gibt sich Moskau zunächst bedeckt. Russische Hardliner drängen Putin, gegen den Vorschlag zu stimmen – mit teilweise drastischen Worten.
12.03.2025, 18:2312.03.2025, 18:23
Ivan Ruslyannikov / ch media
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Nachdem die Ukraine nach den Verhandlungen in Saudi-Arabien einen US-Vorschlag für einen dreissigtägigen Waffenstillstand akzeptiert hatte, liessen sogenannte russische Patrioten ihrer Empörung freien Lauf. Diese Gruppe von Hardlinern vertritt die Meinung, dass Kiew zerstört werden sollte.

Russian President Vladimir Putin speaks with the governor of Arkhangelsk region Alexander Tsybulsky during their meeting at the Kremlin in Moscow, Russia, Tuesday, March 11, 2025. (Mikhail Metzel, Spu ...
Stimmt Russlands Präsident Wladimir Putin dem ukrainisch-amerikanischen Vorschlag für eine Waffenruhe zu?Bild: keystone

In den sozialen Medien appellieren sie an den Kreml, einer Feuerpause keinesfalls zuzustimmen. Sie wollen die Offensive fortsetzen. «Ein dreissigtägiger Waffenstillstand ist unter den derzeitigen Bedingungen für Russland von Nachteil», heisst es im Telegram-Kanal «Militärchronik». Die Ukraine werde jede Atempause nutzen, um sich neu zu formieren, Reserven zu mobilisieren, die Verteidigung zu verstärken, die Logistik anzupassen und neue Einheiten zu verlegen.

Alexander Kots, ein bekannter russischer Militärpropagandist, wetterte in Richtung Ukraine:

«Letztes Jahr hat man euch die Bedingungen für einen Waffenstillstand genannt. Ihr habt mit der Invasion in der Region Kursk geantwortet. Wir haben alles verstanden.»

In einschlägigen Telegram-Kanälen wird ferner daran erinnert, dass Russland einem vorübergehenden Waffenstillstand laut Putins Worten nicht zustimmen würde. Im vergangenen Juni, am Vorabend des Bürgenstock-Gipfels in der Schweiz, sagte Putin, dass die Ukraine ihre Truppen vollständig aus den Gebieten von Donezk, Luhansk, Cherson und Saporischschja abziehen sollte.

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Alexander Kots ist ein bekannter russischer Militärpropagandist.Bild: imago / sna

Nach der Absprache zwischen den USA und der Ukraine in dieser Woche in Saudi-Arabien riefen russische Hardliner dazu auf, Bilder von Donald Trump zu verbrennen.

Gesellschaft im Kriegsmodus

Eine solch scharfe Reaktion der russischen Patrioten liegt nicht nur am Misstrauen gegenüber Donald Trump. Russland lebt seit einigen Jahren wirtschaftlich und psychologisch im militärischen Modus: In den Schulen wird patriotischer Unterricht erteilt, Kriegsveteranen erhalten verschiedene Medaillen und Wohnungen. Grosse Unternehmen schicken regelmässig humanitäre Hilfe an die Soldaten an der Front, um vor dem Kreml zu protzen.

Dank des Krieges erhielten viele von ihnen Ränge, Auszeichnungen und Geld, Wohnungen und anderes Eigentum, das den Ukrainern enteignet wurde. Daher trösten sich die Patrioten immer noch damit, dass Putin keinen solchen Kompromiss eingehen werde. Doch selbst wenn Putin zustimmt, sind das Letzte, worauf er hören wird, wütende Patrioten.

Einer von ihnen, Jewgeni Prigoschin, starb nach seiner Meuterei bei einem Flugzeugabsturz; ein anderer, Igor Strelkow Girkin, wurde wegen Aufrufs zum Extremismus zu vier Jahren Gefängnis verurteilt. Der russische Präsident mag es nicht, wenn der Patriotismus aus dem Ruder läuft.

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Igor Strelkow Girkin ist mittlerweile in Haft.Bild: keystone

«Weder Nein noch Ja»

Klar scheint derweil, welchen Kompromissen Moskau nicht zustimmen wird. Aussenminister Sergej Lawrow sagte in einem Interview am 12. März, dass Russland dem Einsatz von Friedenstruppen aus Europa in der Ukraine nicht zustimmen werde. «Die Entsendung von Friedenskontingenten aus Nato-Ländern in die Ukraine würde bedeuten, dass sie offiziell in den Konflikt verwickelt werden», so Lawrow. Grossbritannien und Frankreich bereiteten etwas vor, um Druck auf die Trump-Administration auszuüben und sie dazu zu bringen, zu aggressiven Massnahmen gegen Russland zurückzukehren, sagte Lawrow.

epa11943917 Russian Foreign Minister Sergei Lavrov speaks during a joint news conference with Zimbabwe's foreign minister following their talks in Moscow, Russia, 06 March 2025. EPA/PAVEL BEDNYAK ...
Sergej Lawrow hält wenig von europäischen Friedenstruppen in der Ukraine.Bild: keystone

Der russische Politologe Arkadij Dubnow glaubt, dass der Kreml nun vor einer schwierigen Entscheidung steht. «Die achtstündigen Gespräche zwischen den USA und der Ukraine in Dschidda stellen den Kreml vor Probleme», schreibt er. Es sei schwierig, «Nein» zu sagen, sonst werde «Freund Trump» von Putins mangelnder Friedfertigkeit enttäuscht sein. Aber «Ja» könne mit einer Liste von Bedingungen versehen werden, sodass es eher wie «weder Nein noch Ja» daherkommt, schrieb er.

Ein weiterer russischer Politologe, Sergej Markow, vermutet, dass Russland theoretisch dem Vorschlag eines dreissigtägigen Waffenstillstands unter einer Bedingung zustimmen könnte: Wenn für den gleichen Zeitraum ein von den europäischen Ländern unterzeichnetes Waffenembargo gegen die Ukraine verhängt werde.

Putins Sprecher Dmitri Peskow sagte am Mittwoch auf eine Frage nach der Reaktion des Kremls auf den Waffenstillstandsvorschlag, man solle «nichts überstürzen». (aargauerzeitung.ch)

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79 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Mr. Pingu
12.03.2025 18:39registriert Oktober 2022
Lawrow bestätigt mit seiner Aussage insgeheim, dass RuSSland NIE mit dem Krieg aufhören wird. Würde es in der UA Nato Friedenstruppen geben, wären die solange nicht in den Krieg involviert, wie RuSSland sich an die Abmachungen hält. RuSSland würde die Nato aktiv zu Kriegsteilnehmer machen, wenn sie eie UA erneut angreifen. Ergo hat er bestätigt, dass von Seiten RuSSland NIEMALS Frieden geben wird. Ist zwar keine neue Erkentnntnis, aber immerhin jetzt offiziell bestätigt.
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N. Y. P.
12.03.2025 18:55registriert August 2018
Ich hoffe innigst, dass Putin den Donald bis aufs Blut reizt.

F und GB machen es genau richtig. Dinge in Gang setzen, denen Putin nicht zustimmen will, aber die USA wollen, nämlich Friedenstruppen.

Klar will Putin keine Briten und Franzosen in der Ukraine. Sobald er nämlich aufgerüstet hat, will er wieder Krieg führen.
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Yogi Bär
12.03.2025 19:00registriert August 2018
Es gibt Alternativen, Putin spring vom 30 Stockwerk eines Hochhauses!
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