Einst war es ein ruhiges, unbekanntes Pendlerstädtchen nahe der ukrainischen Hauptstadt: Butscha. Spätestens seit dem April dieses Jahres ist dieser Name allen ein Begriff. Denn die Bilder, die nach dem Abzug der Russen gemacht wurden, gingen um die Welt: Leichen, die mitten auf der Strasse liegen, teilweise mit noch zusammengebundenen Händen.
Später wurden weitere Leichen in Massengräbern, Autos, Kellern, Brunnen und anliegenden Wäldern gefunden. Lange gab es nur Schätzungen sowohl zu den Toten als auch zu deren Todesursachen. Nach monatelangen Ermittlungen sollen nun die genauen Zahlen vorliegen.
Mychailyna Skoryk-Schkariwska, die stellvertretende Bürgermeisterin von Butscha, zog am Montag die düstere Bilanz: Insgesamt 458 Leichen wurden in und rund um Butscha gefunden. Davon wurden 419 erschossen, gefoltert oder zu Tode geschlagen. Dies dürfte die genauste Opferzahl sein, welche der Behörde vom Massaker je vorliegen wird, so Skoryk-Schkariwska.
39 Opfer scheinen eines natürlichen Todes gestorben zu sein, informiert Skoryk-Schkariwska gemäss der «Washington Post» weiter. Doch auch deren Tod dürfte in Zusammenhang mit dem Krieg stehen, denn die Bewohner und Bewohnerinnen Butschas waren der russischen Besetzung einen Monat lang ausgesetzt.
So war beispielsweise eine gesunde 34-Jährige an einem Herzinfarkt gestorben. Dies, während sie mit ihren drei jungen Kindern in einem Keller Schutz vor Raketenangriffen suchte. In einem anderen Fall war eine ältere Frau gestorben, kurz nachdem ihre Schwester von russischen Truppen erschossen worden war. Zwei Todesfälle, die unter normalen Umständen wohl nicht eingetreten wären.
32 Tage lang dauerte die russische Besetzung Butschas – vom 27. Februar bis zum 31. März. 32 Tage, während derer der Bevölkerung Butschas unsägliches Leid zugefügt wurde. Vier Monate dauerte es, um dieses Leid in Zahlen zu fassen. Eine lange Zeit, welche das Ausmass der brutalen Vorfälle unterstreicht.
Erschwert wurden die Untersuchungen zudem durch unterbrochene Strom- und Internetverbindungen. So mussten die ersten dokumentierten Beweise noch von Hand geschrieben werden, wie Skoryk-Schkariwska berichtet.
Trotz intensiver Ermittlungen war es ein Ding der Unmöglichkeit, alle Leichen zu identifizieren. 50 Leichen bleiben namenlos. Sowohl die gesamte Todeszahl als auch alle Identitäten werden wohl nie bekannt sein, vermutet Skoryk-Schkariwska.
In der Gesamtstatistik ist beispielsweise ein Leichensack voller Körperteile enthalten – die Überreste zu zerstückelt, verwest und verstümmelt, um sie noch identifizieren zu können. Sie gehörten wohl zu mehreren Menschen. Gemäss Ermittlern gebe es Hinweise darauf, dass zwei rechte Arme von Russen stammten.
Viele Leichen wurden von den Russen zudem verbrannt. Wohl, um Spuren der Folter zu vertuschen. Teilweise waren von den Leichen nur noch Aschehaufen übrig – diese konnten auch mit DNA-Analysen nicht identifiziert werden. Zehn Bewohner werden noch als vermisst gemeldet.
Wie Skoryk-Schkariwska weiter berichtet, seien die Leichen der ukrainischen Soldaten den ukrainischen Behörden übergeben worden, wo sie separat gezählt worden seien. Die in der Zählung enthaltenen Leichen dürften demnach alle zu Zivilisten gehört haben. 366 davon waren Männer, 86 davon waren Frauen. Bei fünf Leichen konnte aufgrund ihres schlechten Zustandes das Geschlecht nicht identifiziert werden. Neun Leichen gehörten zu Kindern, die das 18. Lebensjahr noch nicht erreicht hatten.
Die meisten Bewohner und Bewohnerinnen Butschas flüchteten, bevor die Russen in die Stadt einfielen. Von geschätzt 39'000 Bewohnern blieben nur 4000 zurück. Innerhalb nur eines Monats starb ein Zehntel davon.
Einen Tag nach der Pressekonferenz der stellvertretenden Bürgermeisterin wurde am Dienstag eine Massenbeerdigung für 15 Tote abgehalten. Sie alle wurden fast vier Monate nach dem russischen Rückzug aus einem Massengrab ausgehoben und wiesen Schusswunden am Kopf oder in der Brust auf. 14 davon konnten nicht identifiziert werden.
Jedes Grab der nicht identifizierten Leichen ist markiert. Falls die Leichen durch DNA-Analysen doch noch identifiziert werden können, kann im Nachhinein noch ein Namensschild angebracht und die Toten nochmals von der Familie begraben werden.
Mit den Ermittlungen und den nun veröffentlichten Zahlen wurde die Grausamkeit der russischen Truppen nochmals auf eine neue Weise verdeutlicht. Wie Skoryk-Schkariwska an der Pressekonferenz betonte, würden nun die Details jedes einzelnen Falles untersucht. Denn: Mit der Identifizierung der Opfer ist erst die Hälfte der Arbeit getan. Im nächsten Schritt sollen die Täter identifiziert und wegen Kriegsverbrechen angeklagt werden. (saw)
Eine Armee ohne Ehre und jegliche Würde. Da Putin diese Mörder und Kriegsverbrecher auch noch ausgezeichnet hat, sieht man deutlich, dass er die Verantwortung für diese Taten trägt.
Er muss dafür zur Rechenschaft gezogen und international geächtet werden!
Man stelle sich vor was an den Orten passiert welche immer noch unter russischer Kontrolle stehen.
Oder mit den Leuten welche nach Russland verschleppt wurden.