Es schien nur eine Frage der Zeit, bis Wiktor But wieder in seinem alten Job anfangen würde. Das vermuteten Experten jedenfalls schon im Dezember 2022. Damals war der Russe gerade medienwirksam vom Kreml freigepresst worden, nachdem er weniger als die Hälfte seiner 25-jährigen Haftstrafe in einem US-Bundesgefängnis verbüsst hatte. Im Austausch für ihn kam unter anderem die US-Basketballerin Brittany Griner frei. Und Wladimir Putin liess keinen Zweifel daran, dass er sich persönlich für den Geschäftsmann eingesetzt hatte.
But ging jahrelang einem besonders heiklen Geschäftszweig nach. Er verdingte sich als Waffenhändler. In dieser Sparte brachte er es zu so etwas wie Weltruhm, sein Leben wurde 2005 mit Hollywoodstar Nicholas Cage in der Hauptrolle verfilmt. Er selbst brüstete sich mal damit, dass es auf dem Planeten kaum eine Kriegspartei, kaum einen Warlord gegeben habe, dem er nicht schon eine Kiste Schnellfeuergewehre, Granaten oder Raketenwerfer verkauft habe.
Gut anderthalb Jahre später scheint der «Händler des Todes», wie er genannt wurde, wieder gross im Geschäft zu sein. Wie unter anderem das «Wall Street Journal» und die «New York Times» berichtet, soll der 57-Jährige mit einer Terrororganisation im Mittleren Osten über einen Waffendeal gesprochen haben. Nach Angaben westlicher Beamter habe But versucht, ein Geschäft mit den militanten Huthi im Jemen zu vermitteln. Die Verhandlungen zwischen dem Putin-Freund und der vom Iran unterstützten Terrormiliz laufen demnach schon seit einiger Zeit, eine Lieferung soll jedoch noch nicht erfolgt sein.
Demnach haben westliche Geheimdienste keine direkten Kenntnisse darüber, ob der russische Diktator den Geschäftsmann But angewiesen hat, wieder in den Waffenhandel einzusteigen. Allerdings heisst es aus Geheimdienstquellen, dass But seine Geschäfte nicht ohne implizite Zustimmung des Kreml aufnehmen dürfte. Wäre ein Waffengeschäft mit den Huthis gegen die Interessen Russlands, würde der Kreml ihn zurückpfeifen, so die US-Beamten.
Bei der möglichen Lieferung soll es um modernere und präzisere Waffen für die Huthis gehen. Das würde es der Terrormiliz würden es ihnen ermöglichen, Israel effektiver zu bekämpfen und Schiffe im Roten Meer anzugreifen. US-Geheimdienste vermuten, dass der Kreml den Waffenhändler But einsetzt, um eine Botschaft an den Westen zu senden.
Wenn Grossbritannien, Frankreich oder die Vereinigten Staaten Langstreckenraketenangriffe auf Russland genehmigen, so westliche Beamte laut «New York Times», wird der Kreml den Deal mit den Huthis wahrscheinlich als Teil einer Eskalationsstrategie abschliessen, die darauf abzielt, Druck auf den Westen auszuüben, ohne Russland näher an einen direkten Krieg mit den Vereinigten Staaten zu bringen.
Das «Wall Street Journal» berichtet, dass But schon im August anwesend war, als Abgesandte der Terrormiliz in Moskau weilten und über den Kauf russischer Waffen im Wert von zehn Millionen US-Dollar verhandelten. Das Blatt beruft sich dabei auf europäische Regierungsquellen. Demnach soll das Paket neben automatischen Waffen auch Anti-Schiffs- und Flugabwehrraketen enthalten. In den vergangenen Monaten hatten die Huthis mit solchen Waffen immer wieder US-Kriegsschiffe, aber auch westliche Handelsschiffe in der für den Welthandel bedeutenden Meerenge am Golf von Aden angegriffen.
But bestreitet auf Anfrage der «New York Times», irgendetwas mit dem Handel zu tun zu haben. Allerding äussert er sich in einem Interview mit dem russischen Wirtschaftsmagazin «RBC» anerkennend über die Terrormiliz im Jemen. Die Huthis hätten trotz «unzureichender Mittel» viel erreicht, so But bei «RBC». «Sie haben zumindest im letzten Jahr mehr als zehn amerikanische Aufklärungsdrohnen abgeschossen, sodass alle Handelsschiffe, die den Amerikanern oder Israelis gehören, grosse Schwierigkeiten haben, das Rote Meer zu passieren», sagte er.
Nach seiner Freilassung trat der 57-Jährige zunächst Russlands ultranationalistischer Liberaler Partei bei und liess sich ins Regionalparlament von Uljanowsk wählen. Nun soll er als Mittelsmann zwischen dem Kreml und den Terroristen dieser Welt wieder aktiv sein. Buts Anwalt in den USA, Steve Zissou, erklärt auf Anfrage des «Wall Street Journal» vielsagend: «Wiktor But ist seit über zwanzig Jahren nicht mehr in der Transportbranche tätig. Aber wenn die russische Regierung ihn ermächtigt, den Waffentransfer an einen der Gegner Amerikas zu erleichtern, wäre das nicht anders, als wenn die US-Regierung Waffen und Massenvernichtungswaffen an einen der Gegner Russlands schickt, wie sie es in der Ukraine tut.» (t-online.de)