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Russland

Die UBS belegt Teile der Ukraine mit Sanktionen

Die Grossbank UBS verkleinert ihr Filialnetz deutlich. (Archivbild)
Die Sanktionen der UBS haben Folgen.Bild: sda

Die UBS belegt Teile der Ukraine mit Sanktionen

Von der UBS herausgegebene Kreditkarten funktionieren in weiten Teilen der Ukraine nicht mehr. Das ist paradoxerweise eine Folge der Sanktionen gegen Russland. Die Grossbank hat Erklärungsbedarf.
16.04.2023, 06:02
Kurt Pelda, Pokrowsk / ch media
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Die UBS hat bei der Umsetzung der Sanktionen gegen die Russische Föderation auch Teile des ukrainischen Staatsgebiets mit wirtschaftlichen Zwangsmassnahmen belegt. Wer mit einer von der UBS herausgegebenen Visa-Kreditkarte zum Beispiel in einem Restaurant der ukrainischen Stadt Pokrowsk bezahlen möchte, wird enttäuscht. Die Transaktion wird nicht genehmigt.

Ein Anruf beim Kundendienst ergibt, dass die Grossbank sämtliche Zahlungen in den von Russland annektierten ukrainischen Regionen gesperrt habe – gemäss «internen Regulierungen und gesetzlichen Bestimmungen». Zu den von Moskau annektierten Regionen gehört auch der Oblast Donezk, in dem Pokrowsk liegt. Tatsächlich befindet sich die Bergbau- und Industriestadt aber seit dem Februar 2022 ununterbrochen in der Hand der Ukrainer.

Statt Russland zu sanktionieren, bestraft die UBS in solchen Fällen also die Opfer der russischen Invasion. Ein erheblicher Teil der annektierten Oblaste Donezk, Saporischschja und Cherson wird nämlich nach wie vor von den Ukrainern kontrolliert.

UBS tut sich mit Erklärungen schwer

UBS-Pressesprecher Serge Steiner liefert in einem ersten Anlauf folgende Erklärung: Der Einsatz der Kreditkarten sei an internationale Sanktionsvorgaben und die Anforderungen von Visa und Mastercard gebunden. «Diese erlauben aktuell keinen Karteneinsatz in einzelnen Regionen der Ukraine und in Russland.» Das stimmt so aber nicht, denn mit einer Mastercard der Cembra Money Bank kann man in Pokrowsk problemlos bezahlen.

Steiner meint daraufhin, dass jeder Kartenherausgeber, also jede Bank, für die Umsetzung der Sanktionen selber verantwortlich sei. «Wir als international tätige Grossbank müssen dabei zahlreiche Sanktionsregimes berücksichtigen, wie diejenigen der UNO, der Schweiz, EU, UK und USA.» Bei einem reinen Schweizer Institut sei das wahrscheinlich anders.

Doch auch diese Aussage entspricht nicht den Tatsachen: Ein französischer und ein US-amerikanischer Journalist haben mit ihren Kreditkarten keine Probleme im Oblast Donezk. Die UBS hat in einem «Swiss Finish» offenbar weitergehende Sanktionen ergriffen als Finanzinstitute in der EU und in den USA. (aargauerzeitung.ch)

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16 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Doppellottotreffer
16.04.2023 06:23registriert September 2021
Wen wundert's. Unsere Schweizer Grossbanken sind schon seit langem moralisch der letzte Dreck, und zudem ist es dort per Design so, dass die rechte Hand nicht weiss (= nicht wissen soll) was die linke Hand tut. Die UBS gehört in mindestens zehn kleinere Banken aufgeteilt, sonst hören diese Missstände nie auf.
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Fretless Guy
16.04.2023 09:36registriert Juli 2018
Wie würde die Schlagzeile und die Kommentare lauten, wenn ein Separatist in den besetzten Gebieten noch immer seine UBS Kreditkarte brauchen könnte?
Irgend ein findiger Anwalt in den USA würde schon seine Klage bei irgend einem Gericht einreichen.
Wie viele Ukrainer leben noch in den besetzten Gebieten und haben eine von den UBS herausgegebenen Kreditkarten und sind daher betroffen? Wie viele davon sind Russen oder eher pro Russisch?
Schön lässt sich die Welt immer in Schwarz/Weiss teilen.
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Janster
16.04.2023 10:01registriert März 2021
Mal ne ganz andere Frage. Wie viele Menschen in der Ukraine haben eine UBS Kreditkarte? Das kann doch nicht sehr viele Menschen betreffen.
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