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Ukraine droht Einkesselung in Kursk: Russland setzt Nordkoreaner ein

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Russische Soldaten in Kursk: Die Truppen rücken immer weiter vor.Bild: www.imago-images.de

Ukraine droht Einkesselung in Kursk: Russland setzt Nordkoreaner ein

Russlands Streitkräfte haben erhebliche Geländegewinne in der russischen Region Kursk erzielt. Tausenden ukrainischen Soldaten droht jetzt eine Einkesselung.
09.03.2025, 05:2309.03.2025, 08:23
Jakob Hartung / t-online
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Ein Artikel von
t-online

Russland hat nach Angaben ukrainischer Soldaten, russischer Militärblogger und Militärexperten etwa zwei Drittel des Gebiets zurückerobert, das die Ukraine im vergangenen Sommer in der russischen Region Kursk besetzt hatte. Dabei setzt Moskau neben nordkoranischen Truppen zunehmend auf den Einsatz von Drohneneinheiten, die unter schwerem Artillerie- und Luftbeschuss vorrücken.

Der ukrainische Kommandeur einer Kommunikationseinheit, Oleksii, sagte der «New York Times»: «Es stimmt, wir können sie nicht aufhalten. Sie fegen uns einfach weg und rücken in Gruppen von 50 Nordkoreanern vor, während wir nur sechs Mann auf unseren Positionen haben.»

Russische und nordkoreanische Truppen haben demnach wichtige ukrainische Stellungen überwältigt und drohen, die Nachschublinien der Ukraine in der Region abzuschneiden. Sollte es dazu kommen, wäre dies ein erheblicher Rückschlag für Kiew. Die Besetzung russischen Territoriums diente der Ukraine nicht nur als symbolischer Erfolg, sondern auch als mögliches Druckmittel in zukünftigen Friedensverhandlungen.

Die Ukraine hatte im vergangenen Sommer überraschend die russische Grenze überquert und ein etwa 500 Quadratkilometer grosses Gebiet rund um die Stadt Sudscha eingenommen. Es war das erste Mal seit dem Zweiten Weltkrieg, dass eine ausländische Armee russisches Territorium besetzte. Der Vorstoss sollte nach ukrainischen Angaben mehrere Ziele erfüllen: die russische Offensive in der Region Sumy vereiteln, Moskaus Ressourcen binden und als Verhandlungsmasse dienen.

Bei der Rückeroberung setzt Russland seit mehreren Monaten neben russischen auch auf rund 12'000 nordkoreanische Soldaten. Diese stehen nach Aussagen von ukrainischen Militärs nun an der Spitze der jüngsten Angriffswellen.

Offensive in Kursk: Russland nutzt moderne Drohnentechnologie

Zusätzlich zu den nordkoreanischen Soldaten setzt Moskau verstärkt auf sogenannte Glasfaserdrohnen. Diese sind über ultradünne Kabel direkt mit ihren Piloten verbunden und können nicht durch elektronische Störsysteme abgefangen werden.

Laut Hauptmann Oleksandr Shyrshyn, Kommandeur eines ukrainischen Bataillons in Kursk, haben russische Truppen offenbar die Reichweite dieser Drohnen erhöht. «Sie setzen sie bereits aus 200 bis 300 Metern Entfernung zur Frontlinie ein», sagte er der «New York Times».

Der ukrainische Drohnenkommandant Andrii berichtete, dass die Taktiken der Nordkoreaner sich verbessert hätten. «Sie arbeiten koordinierter mit russischen Drohnenpiloten und Artillerie zusammen», sagte er.

Russland rückt vor: Gefahr der Einkesselung für ukrainische Truppen steigt

Nach Angaben der ukrainischen Militärbloggergruppe «DeepState» sind rund drei Viertel der ukrainischen Soldaten in Kursk fast vollständig eingekesselt. Sie sind nur noch durch einen schmalen Korridor von etwa einem Kilometer Länge mit den restlichen Truppen verbunden. In der engsten Stelle beträgt die Breite weniger als 500 Meter. Sollte Russland diesen Korridor durchbrechen, wären tausende ukrainische Soldaten von Nachschub und Verstärkung abgeschnitten.

Laut «Reuters» bleibt der Ukraine nicht mehr viel Zeit, um eine Entscheidung zu treffen. Der Militärexperte Jan Matwejew schrieb auf Telegram, dass die einzige Begründung für ein weiteres Halten des Brückenkopfes politischer Natur sei. «Er sollte als Verhandlungsmasse dienen», erklärte er.

Nordkoreaner erhöhen Druck auf die Nachschublinien in Kursk

Russische und nordkoreanische Einheiten haben die Kämpfe mittlerweile auf die Dörfer südlich von Sudscha ausgeweitet. Laut der Analyseplattform «DeepState» haben russische Truppen die Kontrolle über mehrere kleinere Ortschaften erlangt.

Ein ukrainischer Offizier des Militärgeheimdienstes sagte dem «Telegraph», dass die Einschränkungen der Geheimdienstkooperation mit den USA die Lage weiter erschwert hätten. Washington hatte zuletzt den Austausch von Satellitenbildern über russisches Territorium eingestellt, was die Aufklärungsmöglichkeiten der Ukraine erheblich einschränkt.

Ein ukrainischer Drohnenkommandant berichtete der «New York Times»: «Der Feind hat sich stark darauf konzentriert, unsere Logistik zu unterbinden, was unsere Fähigkeit beeinträchtigt, die Verteidigung zu halten.» Die Zahl russischer Drohnen und deren gut ausgebildete Piloten machten die Lage zunehmend schwierig. «Es scheint, als hätten sie ihre besten Einheiten hier versammelt», sagte er.

Erbitterte Kämpfe zwischen Russland und Ukraine: hohe Verluste auf beiden Seiten

Die Kämpfe in der Region Kursk forderten bereits hohe Opfer. Laut Schätzungen ukrainischer, südkoreanischer und westlicher Geheimdienste wurden mindestens 4'000 russiche und nordkoreanische Soldaten bei den Kämpfen getötet. Nach Angaben des ukrainischen Generalstabs liegen diese Zahlen noch höher: Bis Februar seien mehr als 16'000 russische Soldaten in Kursk gefallen.

Zu den ukrainischen Opferzahlen gibt es keine offiziellen Angaben. Doch sie dürften ebenfalls hoch sein, denn die Situation wird derzeit von Tag für Tag schwieriger.

Verwendete Quellen:

  • nytimes.com: With Drones and North Korean Troops, Russia Pushes Back Ukraine’s Offensive
  • telegraph.co.uk: 10,000 Ukrainian troops at risk of encirclement
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35 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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EAi
09.03.2025 07:19registriert April 2021
Eingekesselt in Russland - mein Opa hat das auch erlebt. Es ist einfach nur schrecklich, dass dies erneut geschieht.😥😥😥
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Maverich
09.03.2025 07:12registriert August 2021
Ja, mit einem russischen Agenten als POTUS wird die Sache viel schwieriger. Die Koalition der Willigen wird da wohl direkt eingreifen müssen, wenn sie die Ukraine und uns noch retten wollen.
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