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Russland

Anschläge in Moskau: Tschetschene stirbt in russischer Untersuchungshaft

Terrorverdächtiger Tschetschene «erhängte» sich in russischer Untersuchungshaft

Am selben Tag des Terroranschlags auf die Krokus City Hall in Moskau wurde der Tschetschene Askhab Uspanow festgenommen. Wenige Stunden später war er tot.
03.04.2024, 10:5103.04.2024, 13:02
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Der gebürtige Tschetschene Askhab Uspanow wartete in Russland nach der Arbeit an der Bushaltestelle, als er von maskierten Männern, die sich später als russische Polizisten herausstellten, festgenommen wurde. Die Festnahme erfolgte am 22. März nur Stunden nach dem Terroranschlag auf die Krokus City Hall in Moskau. Ihm wurde vorgeworfen, am Terroranschlag beteiligt gewesen zu sein. Kurze Zeit später war er tot.

Tschetschene Uspanov starb in russischer Untersuchungshaft.
Askhab Uspanow starb mit 30 Jahren in russischer Untersuchungshaft.Bild: t.me/1ADAT

Dies berichtete seine Mutter Taisa Uspanova gegenüber dem unabhängigen russischen Nachrichtenportal Agentstvo. Nach seiner Verhaftung habe er seine Frau angerufen und ihr mitgeteilt, dass sie ihm nicht auf die Polizeistation folgen müsse. «Sie haben nichts gegen mich in der Hand», soll er gemäss der Mutter zu seiner Frau gesagt haben. Später soll er allerdings nochmals angerufen und die Frau gebeten haben, ihn abzuholen. Dabei habe er zugegeben, die Ordnungshüter beleidigt zu haben.

Als die Frau zwei Stunden später auf dem Revier eingetroffen sei, sei sie informiert worden, dass ihr Mann nicht mehr da sei. Darauf habe sie geantwortet, dass sie erst gerade mit ihm telefoniert habe, worauf der Polizist, laut der Erzählung seiner Mutter, gesagt habe:

«Das haben Sie, und jetzt werden Sie es nicht mehr tun.»

Die tschetschenische Oppositionsbewegung 1ADAT berichtete am 29. März auf Telegram als Erstes über den Tod des Tschetschenen. Er sei während des Verhörs gefoltert worden, was er nicht überlebt habe. Am 1. April veröffentlichten sie ein Video, in dem der Leichnam Uspanows gezeigt wird und die Ergebnisse der Autopsie erläutert werden. So habe Uspanow gebrochene Rippen, eine gebrochene Wirbelsäule, sowie grosse Hämatome am ganzen Körper erlitten. Weiter weise der Leichnam Spuren von Strangulation auf. Die filmende Person spricht im Video davon, dass die Strafverfolgungsbehörden versucht hätten, ihr Verbrechen zu vertuschen. So soll es aussehen, als hätte der Tschetschene Suizid durch Erhängen begangen.

Die Mutter Uspanows glaubt nicht an einen Suizid. Ihr Sohn habe sich selbst nichts angetan, da er Muslim sei und Suizid im Islam verurteilt werde, ist sie überzeugt. Zudem bestreitet sie vehement, dass ihr Sohn irgendetwas mit dem Terroranschlag auf die Krokus Konzerthalle zu tun gehabt habe. Beim Terroranschlag am 22. März wurden über 140 Menschen getötet und Dutzende weitere verletzt.

Der «Islamische Staat» hat den Anschlag in mehreren Bekennerschreiben für sich reklamiert. Westliche Sicherheitsbehörden und Experten halten diese Botschaften für glaubwürdig. Sie gehen davon aus, dass die Attacke auf das Konto des IS-Ablegers «Islamischer Staat» Provinz Khorasan (ISPK) geht. Die russische Führung versucht aber, die Ukraine als eigentlichen Drahtzieher darzustellen. Putin sagte auf einer Versammlung im Innenministerium am Dienstag, alle Nutzniesser dieses Verbrechens sollten ermittelt werden. Er kündigte zugleich an, das Agieren der Sicherheitsbehörden und anderer Stellen während des Anschlags solle untersucht werden. (saw)

Mit Material der Nachrichtenagenturen SDA und DPA.

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74 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Xsa
03.04.2024 10:42registriert Oktober 2021
... Und es gibt nach wie vor Leute, welche an die Ukraine appellieren, "Frieden" mit Russland zu suchen. Faktisch kommt das einer Unterwerfung gleich; nichts anderes verlangt Russland, nichts anderes akzeptiert Putin. Und dann schwärmen diese "Polizisten" in alle besetzten und annektierten Gebiete aus und "befragen" das ukrainische Volk...
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T13
03.04.2024 10:44registriert April 2018
Hat er sich erhängt und danach noch selber verprügelt.
Dinge dies nur in Russland gibt.
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FreiSchnauze
03.04.2024 10:23registriert April 2021
Ach, die berühmten russischen "Selbstmorde".

Die Fenster sind vergittert. Selbstmord durch 2 Schüsse in den Rücken ist in einem Knast auch schwierig zu erklären. Also greift man zum alt bewährten Erhängen zurück.
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In Bayern getötete Ukrainer waren laut Kiew Armeeangehörige
Die beiden in Oberbayern mutmasslich von einem Russen getöteten Ukrainer sind nach Angaben aus Kiew Angehörige der Streitkräfte des Landes gewesen.

Die beiden Männer seien nach Kriegsverletzungen zur medizinischen Rehabilitation in Deutschland gewesen, berichteten ukrainische Medien. Aussenminister Dmytro Kuleba habe seine Diplomaten angewiesen, den Fall besonders im Blick und den ständigen Kontakt zu den Sicherheitsorganen Deutschlands zu halten, damit der Verdächtige nach der ganzen Härte des Gesetzes bestraft werde, hiess es in den Berichten vom Sonntagabend.

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