Der Putin-Vertraute und ukrainische Oppositionspolitiker Viktor Medwedtschuk meldet sich aus dem Exil. Anfang des Jahres hatte ihm der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj die ukrainische Staatsbürgerschaft wegen Hochverrats entzogen. Nun hat Medwedtschuk einen Artikel in der russischen Zeitung «Iswestija» veröffentlicht. Darin spricht er offenbar von der Schaffung einer ukrainischen Exil-Regierung, die Selenskyjs Regierung entgegengesetzt werden soll. Das berichtet der US-Thinktank «Carnegie Endowment for International Peace».
Medwedtschuk wiederholt Vorwürfe Putins gegen den Westen, wirft der «undankbaren ukrainischen Öffentlichkeit» vor, ihre «slawische Bruderschaft an den Westen zu verkaufen», und erinnert die Leser daran, «dass die industrialisierte Donbass-Region lange Zeit den Rest des Landes ernährt» habe.
Der frühere Anführer der prorussischen Partei «Oppositionsplattform – Für das Leben» nimmt für Putin eine Schlüsselfigur in Bezug auf die Ukraine ein. Er wurde 2021 in der Ukraine des Hochverrats beschuldigt und unter Hausarrest gestellt. Im September 2022 kam er im Rahmen eines Gefangenenaustauschs nach Russland. Mehr zur Person Viktor Medwedtschuk lesen Sie hier.
Dennoch ist es zweifelhaft, ob Medwedtschuk zu einer einigenden Figur werden könne, selbst in prorussischen ukrainischen Emigrantenkreisen. Denn Medwedtschuk habe zwar «den Ruf eines Meisters der Intrige hinter den Kulissen», sei in dieser Hinsicht aber «nie besonders effektiv» gewesen, so «Carnegie Endowment».
Russland versuche seit 2015, eine «Art ukrainische Exilregierung» zu errichten und dieser jüngste Versuch werde wahrscheinlich nicht «mehr Erfolg haben als frühere Bemühungen». Bestenfalls könnte diese Exilregierung die Rolle einer Art Rekrutierungszentrum übernehmen, das Menschen anwerbe, «die in den Marionettenverwaltungen in den besetzten Gebieten der Ukraine arbeiten sollen».
Diese «jüngste Wiederauferstehung der alten Idee einer guten Ukraine» zeige, dass Russland in einer politischen Sackgasse stecke, urteilt «Carnegie Endowment». Immerhin weigert sich Selenskyj, den russischen Forderungen nachzukommen und der Westen unterstützt die ukrainischen Streitkräfte mit immer neuen Waffenlieferungen.
Die Rückkehr Medwedtschuks auf die politische Bühne könnte daher auch auf Vorbereitungen für eine grosse neue Offensive hindeuten, die Russland Berichten zufolge plane. Medwedtschuk könnte dabei als politische Figur, eine Art Friedensbringer, aufgebaut werden und so das Narrativ des «bösen Westens» in der Ukraine verbreiten.
(dpa/tonline)
Das hätte man schon vor Monaten tun sollen.