Im russischen St.Petersburg lief jetzt das erste schwimmende AKW vom Stapel. Die «Akademik Lomonossow» (benannt nach dem russischen Universalgelehrten Michail Lomonossow) soll 2019 den Reaktorbetrieb aufnehmen. Ist das so gefährlich, wie es klingt? Der Reihe nach:
2007 beginnt der russische Energiekonzern Rosatom mit dem Bau für ein schwimmendes Atomkraftwerk. Die Idee fasst Ingenieur Georgi Tichomirow vom Moskauer Institut für angewandte Physik damals wie folgt zusammen: «Der Vorteil des schwimmenden Kernkraftwerks: Es kann überall Strom liefern.» Die Hoffnung: Der schwimmende Atommeiler könnte vor allem von kleinen Pazifikstaaten zur Energieversorgung genutzt und damit ein Exporterfolg werden.
Tichomirow: «Es ist wie ein Kreuzfahrtschiff. Die Crew lebt wie in einem 4-Sterne-Hotel.»
Der Prototyp «Akademik Lomonossow» lief gestern in St.Petersburg vom Stapel – vorerst noch ohne atomare Brennstäbe. Das Schiff mit den beiden Kernreaktoren soll über die Ostsee Kurs auf die russische Arktisregion Tschuktschen nehmen und dort ab 2019 Strom liefern, etwa für Ölbohrinseln. Insgesamt sollen die beiden Reaktorblöcke Energie für bis zu 200'000 Menschen produzieren, etwa für Meerwasserentsalzungsanlagen. Russland hofft in der entlegenen Region am Meeresgrund auch Bodenschätze ausbeuten zu können.
Die Entwickler von Rosatom behaupten, der schwimmende Meiler sei sicher. «Im schlimmsten Fall müssen wir nur eine Zone von einem Kilometer rund um den Reaktor sichern», beteuern die Betreiber. Käme es zu einer Kernschmelze wie 2011 im japanischen AKW Fukushima, könne der schwimmende Meiler im Meer versenkt werden, sagen die Befürworter. Die Technik sei durch atombetriebene Eisbrecher bekannt und beherrschbar.
Looks run down already: Russia's Akademik Lomonosov reactors branded 'floating #Chernobyl' '#nuclear Titanic' sets sail to Murmansk where fuel rods will be inserted https://t.co/uetIbErylY pic.twitter.com/svfUUnKlMf
— Reinhard Uhrig (@reinharduhrig) 29. April 2018
Kritiker der Atomkraft warnen vor dem schwimmenden Meiler. Von einem «gefährlichen Experiment» und einem «schwimmendem Tschernobyl» spricht Greenpeace-Experte Jan Haverkamp. Der flache Schiffsrumpf und der fehlende Eigenantrieb mache die «Akademik Lomonossow» bei Orkanstürmen und Tsunamis «besonders anfällig».
#Russlands„ #Schwimmendes #Atomproblem“
— BI Kein CO2-Endlager (@ccs_stoppen) 29. April 2018
Heute ist das schwimmende russische Atomkraftwerk „Akademik Lomonosov“ in St. Petersburg ausgelaufen – Greenpeace warnt vor den Gefahren... https://t.co/p1bsDVNpzA
Haverkamp: «Atomkraftwerke, die durch die Arktis tuckeln, stellen eine Bedrohung für ein sensibles Ökosystem dar, das durch den Klimawandel ohnehin unter Druck steht.» (per/watson.de)