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Elon Musks Tesla Cybertruck ist erstmals in der Schweiz

Tesla Cybertruck
Viel Stahl und Elektronik zu einem Elektro-Pick-up geformt: Der Cybertruck.Bild: Tesla

Probesitzen in Musks Lieblingskind: Der Tesla Cybertruck ist erstmals in der Schweiz

Elon Musks ikonisches wie fatalistisches Fahrzeug, der vollelektrische Tesla Cybertruck, wird zum ersten Mal in der Schweiz präsentiert. Über drei Tonnen Stahl in Cyber-Ästethik, die sogar als Hausbatterie genutzt werden können.
29.05.2024, 03:2329.05.2024, 06:44
Bruno Knellwolf / ch media
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Mad Max lässt grüssen: Elon Musks elektrischer Super-Panzer stand am Dienstag mitten in Zürich. Beim Jelmoli begann um 11 Uhr das 20-minütige Rendez-vous mit dem grossen stählernen Wurf vom Tesla- und Space-X-Chef. Erstmals ist der Tesla Cybertruck in der Schweiz zu sehen auf einer europäischen «Cyber Odyssey».

Und in Zürich wirkte das Auto genauso, wie es die vielen schon seit Jahren im Netz kursierenden Bilder versprechen: Wie dem Filmset des Star-Wars-Abenteuers «The Rise of Skywalker» entlehnt oder «Blade Runner». So aus der Nähe denkt man allerdings eher an die James Bond-Filme aus den 1970er-Jahren. Fahrende Panzer, die wie in der «Der Spion, der mich liebte» nichts bremsen kann und die wegräumen, was ihnen im Weg steht.

Missglückte erste Präsentation

Hindernisse hatte der Cybertruck schon einige zu überwinden, seit ihn Elon Musk erstmals ankündigt hat. Bei der ersten Präsentation im Jahr 2019 wies der Tesla-Chef mit geschwellter Brust darauf hin, dass das kantige Blade-Runner-Gefährt ein Tesla von einem anderen Stern sei, der kugelsicher jeden Jedi-Ritter heil durch die Wüsten aller Planeten führen würde. Doch der Schuss ging bei der Vorführung nach hinten los. Der Cybertruck von Captain Future hielt einer Stahlkugel nicht standhält.

epa11040483 A Tesla Cybertruck prototype charges at the Petersen Automotive Museum in Los Angeles, California, USA, 21 December 2023. EPA/ALLISON DINNER
Eine erste Version des Cybertrucks konnte nicht halten, was sie versprach.Bild: keystone

Anstatt vom sogenannten Tesla Armor Glass zurückzuprallen, zerriss die von Musk geworfene Kugel die Scheibe. «Oh my fucking god», fluchte Musk – nützte auch nichts. Auch beim zweiten Versuch hielt die Scheibe der Stahlkugel nicht stand. Auf Twitter erklärte er später schliesslich, die Türe sei zuvor schon aktiv mit einem Hammer bearbeitet worden, um deren Widerstandskraft zu zeigen. Dabei sei das Glas vorbeschädigt worden.

Wie auch immer. Seither hat Musk die Marktlancierung mehrere Male angekündigt und immer wieder verschoben, bis nun die Produktion in den USA endlich angelaufen ist. In Zürich stehe exakt die Version des Cybertrucks, der im Moment in den USA ausgeliefert wird, erklärt ein Tesla-Vertreter, dessen Name nicht genannt werden darf. Das sei beim amerikanischen Elektroauto-Unternehmen so üblich. In Amerika werde nun alles unternommen, um die vielen Bestellungen der letzten Jahre abbauen zu können. Verkauft wird er dort für 96'000 Dollar. Der Preis ist recht tief, weil Musk mit seinem Elektroauto die in den USA häufigen Sprit-fressenden Pick-ups konkurrenzieren will.

Er trotzt einem 9-Millimeter-Geschoss

Silber glänzt die Aussenhaut des Autos in der Zürcher Luft und fühlt sich unbeugsam an. Sie ist aus ultrahartem, kaltgewalztem 30X-Edelstahl gefertigt. Kratzer und Dellen scheinen unmöglich. «Das Chassis hält einem 9-Millimeter-Geschoss stand», sagt der Tesla-Vertreter. Rund um das Auto sind zwölf Kameras angebracht, welche die Bilder in eine 3D-Illustration umwandeln, die im Fahrzeug auf einem grossen Bildschirm zu sehen ist. Eine dreizehnte Kamera findet sich im Innern des Autos. Diese kann für Zoom-Meetings verwendet werden und sie erkennt auch, wenn der Fahrer müde ist.

Also einmal reingesetzt in dieses futuristische Cockpit des stählernen Ungetüms! Purer futuristischer Minimalismus ist angesagt, man fühlt sich wie im Raumschiff. Nur der grosse Bildschirm und ein Lenkrad finden sich im schwarzen Cockpit. Keine Knöpfe, keine Hebel. Allein auf dem Bildschirm lassen sich alle Funktionen des Teslas steuern. «Er kommt fast 550 Kilometer weit», erklärt der namenlose Tesla-Vertreter. Baut man noch eine Zusatzbatterie ein, einen sogenannten Range Extender, reicht es sogar für 800 Kilometer. Trotz der 3 Tonnen Gewicht, lässt sich das Auto mit seinen 850 Pferdestärken in 2,6 Sekunden auf 100 Stundenkilometer beschleunigen. Damit habe der Cybertruck auch ein Rennen gegen einen Porsche 911 gewonnen.

epa11040485 A Tesla T is illuminated on a charging Tesla Cybertruck at the Petersen Automotive Museum in Los Angeles, California, USA, 21 December 2023. EPA/ALLISON DINNER
Der Cybertruck kann als Batterie für andere E-Autos oder fürs Haus genutzt werden.Bild: keystone

Der Cybertruck ist allerdings nicht nur ein Sprinter, sondern auch eine Hausbatterie. Hinten finden sich drei Steckdosen, mit denen man sein Haus drei Tage mit Strom versorgen kann, sollte es irgendwann zu einem Blackout kommen. Eher ist das wohl für Fahrer gedacht, die bei der Fahrt durch die Weiten Amerikas in Arizona einen Stromausfall überbrücken wollen. Der Cybertruck ist der erste Tesla mit einer 800-Volt-Architektur, was ein viel schnelleres Laden ermöglicht.

Noch keine Zulassung in der Schweiz

Nun wäre es Zeit für eine Probefahrt. Am besten durch die Limmat, das Auto ist absolut wasserdicht. Bond lässt grüssen. Doch welche Enttäuschung: Das Auto ist in der Schweiz gar nicht zugelassen, nur die paar Meter vom Lastwagen in den Showroom waren erlaubt. Wann das Auto auch auf Schweizer Strassen fahren wird, kann der Tesla-Vertreter nicht sagen. Der Fokus gelte im Moment den USA.

Bleibt die Frage, ob der elektrische Stahl-Koloss überhaupt in der Schweiz gefahren werden darf. In der Schweiz zählt Kugelsicherheit weniger als Parkplatz-Kompabilität. Mit seiner Länge von 5,60 Metern sprengt der Tesla aber jedes Parkfeld. Auf Anfrage sagt dazu Thomas Rohrbach vom Astra: um eine schweizerische Fahrzeug-Typengenehmigung zu erhalten, müsse die Einhaltung der nationalen technischen Fahrzeugvorschriften nachgewiesen werden. Zum Tesla Cybertruck könne noch keine verlässliche Aussage gemacht werden. Erfüllt werden müssten die Normen für schwere Personenwagen. «An solche Fahrzeuge gelten unter anderem umfangreiche Anforderungen hinsichtlich des Fussgängerschutzes bei einer Kollision. Aufgrund der verwendeten Materialien und der hohen Steifigkeit der Karosserie darf die Einhaltung dieser Anforderungen bezweifelt werden», sagt Rohrbach.

Eine solche Zulassung wie in der EU und der Schweiz kennt die USA nicht. Die Hersteller sind aber verpflichtet, ihre Fahrzeuge nach den geltenden US-Vorschriften zu produzieren. Diese Fahrzeugvorschriften unterscheiden sich laut Rohrbach von denjenigen der Schweiz und der EU. Aber US-Hersteller können selbstverständlich auch Fahrzeuge für den europäischen Markt produzieren und eine EU-Typengenehmigung erlangen. Darauf warten wohl gespannt all jene Schweizer Jedi-Ritter, die bereits eine Vorbestellung für den Cybertruck gemacht haben.

«Man sollte den Cybertruck nicht vorzeitig abschreiben», sagte dazu der Auto-Experte Ferdinand Dudenhöffer kürzlich auf Anfrage. In den USA und Kanada könne das durchaus etwas werden mit dem Stahl-Tesla. Für diesen Markt sei er auch gemacht. Und wohl weniger für den Zürcher Paradeplatz. (aargauerzeitung.ch)

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125 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Auster N
29.05.2024 06:32registriert Januar 2022
Das ultimative Auto für Besitzer von Mikroschnäbi. Ansonsten völlig nutzlos, genau wie Musk selber. Autobahn, ja, 80 kmh. LKW Ausweis. Bulltish.
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WatsonLeser
29.05.2024 06:30registriert November 2014
Einige Hersteller würden anstelle ihrer normalen Modelle lieber ab und zu concept cars tatsächlich bauen. Bei Tesla wäre dieses blosse Konzept hingegen lieber eins geblieben
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Sani-Bär
29.05.2024 06:12registriert April 2021
Im wahrsten Sinne des Wortes:
die absolute Killermaschine für (fast) jeden Verkehrsteilnehmer.

Aber das "passende" Verkehrsmittel für alle Ewiggestrigen 😁😇
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