Tesla verkaufte im ersten Quartal 2024 8,5 Prozent weniger Elektroautos als im Vorjahresquartal und 20 Prozent weniger als im letzten Quartal von 2023. Der Quartalsgewinn fiel überraschend stark um 55 Prozent – die verhaltende Nachfrage und die wiederholten Preissenkungen schlugen voll durch.
Nach dem deutlichen Absatz-Rückgang will Firmenchef Elon Musk schneller als geplant günstigere Modelle auf den Markt bringen. Sie sollen nun schon vor dem ursprünglich angepeilten Termin im zweiten Halbjahr 2025 in die Produktion gehen. Der Tech-Milliardär wollte aber keine Angaben dazu machen, wann genau und zu welchem Preis die günstigeren Teslas auf den Markt kommen sollen. Auch die Frage, ob es sich dabei um komplett neue Modelle oder angepasste Versionen der bisherigen Bestseller Model 3 und Model Y handeln werde, blieb in einer Telefonkonferenz mit Analysten zunächst unbeantwortet.
Die Frage war berechtigt. Denn ursprünglich sollte ein kleineres und günstigeres neues Modell von Tesla auf einer neuen Fahrzeug-Plattform entwickelt werden – ebenso wie ein Robotaxi ohne Lenkrad und Pedale. Musk versprach revolutionäre Produktionstechniken, mit denen die Fertigung so effizient wie noch nie sein werde. Gemeint sind die umstrittenen, weil schlecht reparierbaren, Gigacast-Chassis, die auch bei anderen Auto-Herstellern geplant sind.
Das Robotaxi, das Tesla am 8. August vorstellen will, soll weiterhin auf der neuen Plattform basieren. Die günstigeren Modelle aber sollen auf heutigen Fertigungslinien mit einer Mischung aus alten und neuen Verfahren gebaut werden, kündigte Tesla nun an. So könne man «in unsicheren Zeiten» die Produktion bei niedrigeren Investitionen ausbauen.
Tesla räumt ein, dass der Verzicht auf die neue Fahrzeug-Plattform bei den günstigeren Modellen bedeute, dass man wohl zunächst eine geringere Kostenreduktion erreiche. Damit dürfte der geplante 25'000-Dollar-Tesla vorerst ausser Reichweite sein. Branchenkenner deuten dies als Zeichen, dass es Tesla nicht gelungen ist, mit der «Next-Generation»-Plattform die Kosten um die Hälfte zu senken. Dies wäre notwendig gewesen, um in China im Kleinwagen-Segment konkurrenzfähig zu werden. Ohne die angepeilte Kostenreduktion mit der neuen Plattform würden die Gewinnmarge bei einem Einsteiger-Tesla sehr gering. Darum setzt Musk nun verstärkt auf die Karte selbstfahrende Autos.
Der Elektroauto-Vorreiter geriet zuletzt unter Druck durch billigere Konkurrenz aus China und das gestiegene Interesse der Käufer an Hybrid-Modellen. Davon profitieren Rivalen wie Toyota aus Japan und BYD aus China. Musk beharrt darauf, dass nur rein elektrischen Antrieben die Zukunft gehöre, und versprach am Dienstag abermals, dass Tesla mit selbstfahrenden Autos die Branche verändern werde. Dies sagt er allerdings bereits seit zehn Jahren. Seitdem ist Teslas Autopilot laut ihm immer nur ein, zwei Jahre vom Durchbruch entfernt.
Tesla verkaufte in Europa und China weniger, das grösste Minus gab es allerdings im wichtigen Heimmarkt. Einem Bericht des «Wall Street Journal» zufolge ist der Anteil der Demokraten in den USA, die Teslas kaufen, im vergangenen Herbst um 60 Prozent gesunken. Musk hatte US-Präsident Joe Biden wiederholt verbal attackiert und mit politisch stark rechtsgerichteten Äusserungen den Unmut liberaler US-Amerikaner auf sich gezogen. Musk dürfte mit seinem Verhalten gerade jene Konsumenten abschrecken, die am ehesten zu einem Elektroauto greifen würden.
Für das laufende Jahr gibt Tesla weiterhin keine konkrete Prognose für die Auslieferungen ab, rechnet aber mit einer spürbaren Abschwächung beim Wachstumstempo im Vergleich zu 2023. Musk betonte in einer Telefonkonferenz mit Analysten, dass er dennoch von einem Verkaufsplus ausgehe. Im vergangenen Jahr steigerte Tesla die Auslieferungen um fast 38 Prozent auf gut 1,8 Millionen Fahrzeuge. Dieses Wachstum war aber nur noch mit deutlichen Preissenkungen möglich.
Besonders viel sprach Musk in der Telefonkonferenz über selbstfahrende Autos. Dabei bekräftigte er seine bereits vor Jahren verkündete Vision, dass Tesla-Besitzer ihre Autos zum autonomen Geldverdienen losschicken können werden, wenn sie diese gerade nicht brauchen. Man müsse sich das wie eine Mischung aus der Apartment-Plattform Airbnb und dem Fahrdienst-Vermittler Uber vorstellen, sagte Musk. Jederzeit könnten sie das Auto auch nur selbst nutzen – so wie man auch ein zeitweise über Airbnb vermietetes Gästezimmer nur für sich haben könne. Die Frage ist allerdings, wie viele Tesla-Besitzer ihr Auto wirklich anderen zur Verfügung stellen wollen.
Effektiv dürfte Tesla mindestens fünf, vielleicht auch zehn Jahre von Robotaxis entfernt sein. Es ist daher weit realistischer, dass zunächst ein «Autopilot»-unterstützter Fahrdienst mit den bisherigen Tesla-Autos geplant ist, also mit menschlichen Fahrern und nicht mit fahrerlosen Robotaxis. Tesla-Taxis sollen wohl ähnlich wie bei Uber per App bestellt werden. Tesla wolle so seine «Autopilot»-Software bekannter machen und mehr Einnahmen genieren, glauben Branchenkenner.
Dass Musks langjährige Pläne selbstfahrender Teslas immer noch nicht Wirklichkeit wurden, liegt daran, dass es seinen Entwicklern in zehn Jahren nicht gelang, die Teslas wirklich selbstfahrend zu machen. Es gibt bereits komplett fahrerlose Robotaxi-Dienste – etwa von der Google-Schwesterfirma Waymo in San Francisco und Los Angeles. Doch diese Fahrzeuge haben Spezial-Technik wie relativ teure Laser-Radare, die die Umgebung abtasten. Musk beharrt dagegen darauf, autonomes Fahren nur mit Kameras hinzubekommen.
Als Folge ist auch die fortgeschrittene Version von Teslas «Autopilot»-Software mit dem vielversprechenden Namen «Full Self-Driving» (komplett selbstfahrend) bisher nur ein Assistenzsystem, bei dem der Mensch am Steuer jederzeit bereit sein muss, die Kontrolle zu übernehmen. Jüngst ergänzte Tesla die umstrittene Bezeichnung «Full Self-Driving» in der aktuellen Version mit dem Zusatz «überwacht» in Klammern.
— 🐶 Earl of FrunkPuppy 🐶 (@28delayslater) April 16, 2024
Die meisten Branchenexperten hatten sich immer wieder skeptisch gezeigt, dass autonomes Fahren nur mit Kameras in absehbarer Zukunft möglich sei, Musk gibt sich nach wie vor überzeugt. Erneut sagte er, dass Tesla in Gesprächen mit einem grossen Autokonzern über eine Lizenz für die fortgeschrittene «Autopilot»-Technologie sei. Zugleich schränkte Musk aber ein, dass mit den Entwicklungszeiten in der Branche selbst nach einem möglichen Deal mindestens drei Jahre vergehen würden, bis das System im Fahrzeug eines anderen Herstellers auftaucht.
Teslas humanoider Roboter «Optimus» könne aktuell im Labor einfache Fertigungsaufgaben ausführen, sagte Musk. Man wolle die Maschinen bis Ende des Jahres für einen eingeschränkten Einsatz in die Fertigungshallen bringen. Und bis Ende 2025 sollen sie auch anderen Unternehmen zum Kauf angeboten werden. Musk wiederholte, dass nach seiner Meinung Optimus auf lange Sicht wertvoller als alles andere bei Tesla sein werde.
Experten glauben, dass Optimus frühestens in fünf Jahren vollständig einsatzbereit sei.
Der Wall Street, die die Tesla-Aktie seit Jahresbeginn um mehr als 40 Prozent fallen liess, gefielen Musks Visionen. Der Kurs stieg im nachbörslichen Handel um gut 13 Prozent.
Dabei fielen die Quartalsergebnisse noch unansehnlicher als erwartet aus. Die Erlöse fielen im Jahresvergleich um neun Prozent auf 21,3 Milliarden Dollar. Analysten hatten im Schnitt mit 22,15 Milliarden Dollar Umsatz gerechnet. Auch beim Ergebnis pro Aktie lag Tesla unter den Markterwartungen. Unterm Strich fiel der Quartalsgewinn um 55 Prozent auf 1,13 Milliarden Dollar.
Die Rückgänge bei den Geschäftszahlen zeichneten sich ab, nachdem Tesla im ersten Quartal mit Auslieferungen von rund 387'000 Fahrzeugen die Erwartungen deutlich verfehlt hatte.
Musk lässt gerade mehr als jeden zehnten Job streichen. Übers Wochenende senkte Tesla abermals die Preise für einige Modellvarianten.
(oli/sda/dpa)
Mit seinem immer offensichtlicheren abdriften nach rechts, dem unterstützen von Trump schadet er der Marke Tesla massiv. Weiter war der Kauf von Twitter und dessen Umwandlung zu X auch eine trübe Sache, indem er die Kontrollen praktisch abschaffte und dafür "seltsame" Figuren anzog und gewähren lässt; Fake-News nun zum Standard gehören.
Einen Tesla-Kauf hatte ich im Auge. Nun wird's ein anderes E-Auto. Wegen Musk und nicht wegen Tesla.