Vier von zehn verkauften Autos in China sind bereits E-Autos. 2025 soll jeder zweite Neuwagen ein Stromer sein. Davon will auch der Smartphone-Hersteller Xiaomi profitieren – und das könnte gelingen. Xiaomi hat nach eigenen Angaben einen erfolgreichen Start auf dem Markt für E-Autos hingelegt. Der SU7, das erste E-Auto des Pekinger Konzerns, habe nur 28 Tage nach der Markteinführung bereits 75'723 Bestellungen erhalten, teilte Unternehmensgründer Lei Jun auf der internationalen Automesse in Peking mit.
Im ersten Monat habe man 10'000 Elektroautos produziert. Davon seien 5781 Fahrzeuge bereits an Kunden ausgeliefert worden. Es handele sich dabei um einen Rekord für den Start einer neu eingeführten Marke. Bis Ende des Jahres sollen 100'000 Einheiten ausgeliefert werden, mehr als zunächst angepeilt waren.
Xiaomi präsentiert den SU7 derzeit an der Automesse in Peking und das Interesse der Besucher ist gewaltig.
At the #BeijingAutoShow public day 1, the #Xiaomi booth was crowded to the point of being packed.
— ThinkerCar (@thinkercar) April 27, 2024
A lucky kid got a Lei Jun-signed gift. pic.twitter.com/qcD8NuKJNI
Xiaomi hatte den SU7 Ende März auf den Markt gebracht und damals Preise zwischen 27'700 und 39'000 Euro angekündigt. Damit unterbot man auch den Preis des Tesla Model 3 in China. Xiaomi bewirbt sein erstes Fahrzeug damit, in einer gewissen Ausführung schneller als ein elektrischer Porsche Taycan zu sein. Auch das Design des SU7 erinnert an Modelle des Stuttgarter Herstellers.
Ziel sei es gewesen, das schnellste Auto zu einem solchen Preis zu bauen, erklärte Lei Jun beim Marktstart im März. Ihm zufolge beschleunigt die Sportlimousine in der schnellsten Ausführung – dem SU7 Max mit zwei 495 kW starken E-Motoren – von 0 auf Tempo 100 in 2,78 Sekunden. Mit einer Batterieladung soll der SU7 mit dem grössten Akku nach chinesischer Norm bis 800 Kilometer weit kommen. Nach europäischem WLTP-Standard wäre die Reichweite deutlich geringer.
Xiaomi verspricht zudem, dass in nur 10 Minuten Strom für 390 Kilometer nachgeladen werden kann.
Xiaomi will die Produktion des SU7 rasch hochfahren. Bei vollem Ausbau werde die Pekinger-Fabrik alle 76 Sekunden einen SU7 produzieren, schreibt Xiaomi-Chef Lei Jun auf Twitter. Das Werk sei hochautomatisiert. Beispielsweise werde das Chassis von «269 verbundenen Robotern zusammengebaut, wodurch 100 % automatisierte Prozesse erreicht werden». Grosse Teile des Autos werden im Gussverfahren hergestellt, was hilft, die Produktionskosten zu senken.
The assembly of the four doors, hood and trunk covers, and fenders is handled by 36 robots, with an incredible precision of up to 0.5mm. https://t.co/irZDfs7y2s pic.twitter.com/QSDJBzI6Yx
— Lei Jun (@leijun) April 13, 2024
Zunächst soll das Werk 150'000 Autos jährlich bauen können, später dann 300'000 Fahrzeuge. Verglichen mit Tesla und insbesondere den grössten Autobauern Toyota und VW mit rund 10 Millionen Fahrzeugen pro Jahr ist das noch sehr wenig. Xiaomi möchte laut Eigenaussage langfristig unter die Top 5 der Autobauer aufsteigen.
Xiaomi-Gründer Lei Jun hat den Einstieg in den E-Auto-Markt vor drei Jahren angekündigt und nun geschafft, woran Apple scheiterte. Der US-Rivale tüftelte zehn Jahren an einem autonom fahrenden E-Auto, stellte das Projekt aber nach diversen Rückschlägen Anfang 2024 ein. Apple soll dabei über zehn Milliarden an Entwicklungskosten in den Sand gesetzt haben.
Andere branchenferne Konzerne drängen in China ebenso auf den E-Auto-Markt. Der Telekommunikationsriese Huawei oder Baidu, ein chinesisches Pendant zu Google, sind an Elektroautos beteiligt. Marktführer in China ist BYD – eine relativ junge Automarke, die ursprünglich ausschliesslich Batterien produzierte.
Auf dem chinesischen Markt herrscht ein erbitterter Preiskampf zwischen Dutzenden chinesischen E-Auto-Anbietern und der ausländischen Konkurrenz. Tesla und der in China lange dominierende VW-Konzern verlieren deshalb Marktanteile, aber auch kleinere chinesische Anbieter geraten in Schieflage. Weniger vom Preiskampf betroffen sind Premium-Marken wie Mercedes und BMW.
China ist zugleich der grösste und der am schnellsten wachsende Markt für E-Autos, was das grosse Engagement von westlichen Autobauern erklärt. Tesla-Chef Elon Musk beispielsweise ist am Sonntag nach China gereist, um sich mit Regierungschef Li Qiang zu treffen und «die nächsten Schritte bei der Zusammenarbeit» zu besprechen.
Honored to meet with Premier Li Qiang.
— Elon Musk (@elonmusk) April 28, 2024
We have known each other now for many years, since early Shanghai days. pic.twitter.com/JCnv6MbZ6W
Die Reise hat sich gelohnt. China erlaubt Tesla, das Fahrassistenzsystem «Full Self Driving» (FSD) zu nutzen, wie am Montag bekannt wurde. Die Karten dafür liefert der chinesische Technologiekonzern Baidu. Rivalen wie Mercedes und BMW testen bereits seit Dezember autonom fahrende Autos in China.
Zuvor musste Tesla den ersten Umsatzrückgang in einem Quartal seit vier Jahren ausweisen. Der Quartalsgewinn hat sich halbiert.
Tesla liefert sich in China einen Preiskampf mit BYD, verlor aber zuletzt Marktanteile. BYD kommt inzwischen auf einen Anteil von 25 Prozent im Elektroauto-Segment, Tesla bringt es auf knapp 12 Prozent. VW liegt mit weniger als 5 Prozent deutlich zurück.
VW kooperiert deshalb in China mit dem heimischen Hersteller Xpeng. E-Autos für China sollen zusammen mit dem chinesischen Partner entwickelt werden, um den Geschmack chinesischer Kunden zu treffen. VW investiert Milliarden, um in China relevant zu bleiben. Diese Investitionen können sich die Deutschen aktuell noch leisten, da das gut laufende Geschäft mit Verbrenner-Autos den Aufbau des E-Auto-Geschäfts finanziert. Im gesamten Automarkt ist VW hinter BYD weiterhin tonangebend in China.
BYD profitiert primär von seinem Vorsprung in der Akku-Technologie, was mit ein Grund für den Kostenvorteil des chinesischen Marktführers ist. Tesla und die deutschen Autobauer versuchen, mit eigenen Batterie-Fabriken dagegenzuhalten, sind aber bis auf Weiteres von asiatischen Akku-Herstellern wie CATL aus China oder LG aus Südkorea abhängig. Die USA und die EU subventionieren daher den Bau von Akku-Fabriken mit Milliardenbeträgen.
Tesla will weltweit rund 10 Prozent aller Stellen streichen. Bei VW sollen laut einer internen Mitteilung die Personalkosten in der Verwaltung um 20 Prozent gesenkt werden.
Während Musk und VW in China in der Defensive sind, lässt sich Xiaomi-Chef Jun an der Pekinger Automesse wie ein Star feiern. Nicht ohne Stolz führte er Renault-CEO Luca de Meo sein erstes E-Auto vor.
The Beijing Auto Show is buzzing with brands displaying impressive advancements in the automotive industry.
— Lei Jun (@leijun) April 27, 2024
Delighted to showcase Xiaomi SU7 to Mr. Luca de Meo, CEO of Renault, right at our booth. pic.twitter.com/Xs07rlk0Qw
(oli/sda/awp/dpa)
Tja.. Deutsche machen nur SUV's/Crossovers oder ultrateure Limousinen und Alternative ist Tesla mit Model3. Naja von Musk und das Innendesign ist nicht meins. Leider wär genau sowas mein Autotyp, wieso bringen das Europäische nicht hin?