Erneut tauchen Bilder von Schweizer Waffen in einem Bürgerkrieg auf: Dieses Mal handelt es sich um Handgranaten vom Typ HG 85 des Schweizer Rüstungsunternehmens Ruag, das sich im Besitz der Eidgenossenschaft befindet. Wie die englissprachige Ausgabe des TV-Senders Deutschen Welle (DW) in einem Beitrag enthüllt, werden sie von den Abu-al-Abbas-Briganden eingesetzt.
Die schiitische Miliz ist mit der Terrorgruppe Al Kaida verbündet. Sie kämpft im jemenitischen Bürgerkrieg mit der Unterstützung Saudi-Arabiens gegen die ebenfalls schiitischen Huthi-Milizen. Der Anführer der Brigaden steht wegen seiner Verbindung zu Al Kaida seit Oktober 2017 auf der Terrorliste der USA.
Auf Anfrage des «Spiegel» zeichnete die Ruag mithilfe der im DW-Beitrag gezeigten Seriennummer den Weg der Handgranaten in den Jemen nach. Sie stammen demnach aus einer Lieferung an die Vereinigten Arabischen Emiraten im Jahr 2003. Der Bundesrat genehmigte damals die Lieferung von 225'000 Handgranaten an die Armee der Emiraten, unter der Bedingung, dass sie nicht weitergegeben werden dürften. Seither Jahren habe die Ruag keine Handgranaten mehr in den arabischen Raum exportiert, hält das Unternehmen gegenüber dem «Spiegel» fest.
Eine Untersuchung stellte bereits im Jahr 2012 fest, dass ein Teil der Ruag-Handgranaten, welche aus der Schweiz in die Emirate ausgeführt wurden, widerrechtlich weitergegeben wurden. Im September 2018 enthüllte der «SonntagsBlick», dass Ruag-Handgranaten von der Terrormiliz «Islamischer Staat» im syrischen Bürgerkrieg eingesetzt werden.
Der 2011 ausgebrochene Bürgerkrieg in Syrien hat gemäss Schätzungen bisher über 550'000 Todesopfer gefordert und für insgesamt über 6.3 Millionen Menschen zu Flüchtlingen gemacht. Der 2015 ausgebrochene Konflikt im Jemen forderte bisher über 80'000 Kriegstote und machte 3.1 Millionen Menschen zu Flüchtlingen. Wegen durch den Krieg ausgelöste Hungersnöte sind 84'000 Kinder gestorben, 400'000 Kinder sollen lebensbedrohlich unterernährt sein.
Von einem bundeseigenen Rüstungsbetrieb hergestellte Schweizer Handgranaten haben den Weg in beide Kriegsländer gefunden – und werden im Konflikt eingesetzt. Für Kritiker der Schweizer Rüstungsexporte Ist deshalb klar: «Es braucht dringend rote Linien bei den Schweizer Waffenexporten», sagt Lewin Lempert, Sekretär der Gruppe für eine Schweiz ohne Armee (GSoA) angesichts der Bilder aus dem Jemen gegenüber dem «Blick». (cbe)
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