Nicht-Zürcherinnen und Zürcher müssen jetzt stark sein: Denn die Region Zürich ist das Mass aller Dinge in Sachen menschlicher Entwicklung. Ganz so, wie du jetzt vielleicht denkst, ist es aber nicht. Denn die Zürcherinnen und Zürcher sind nicht etwa Krönung der menschlichen Schöpfung oder das Mass aller Dinge in Sachen Evolution.
Sie sind «lediglich» die Nummer 1 im Human Development Index (HDI), einem Indikator, der den Wohlstand misst. Dieser wurde 1990 von der UNO ins Leben gerufen, weil der Wohlstand eines Landes oder einer Region mit dem Bruttoinlandsprodukt nicht vollständig abgebildet werden konnte.
Der HDI berücksichtigt deshalb nicht nur das Bruttonationaleinkommen pro Kopf, sondern auch die Lebenserwartung bei der Geburt sowie die Dauer der Ausbildung anhand der Anzahl an Schuljahren, die eine 25-jährige Person absolviert hat, sowie die voraussichtliche Dauer der Ausbildung eines Kindes im Einschulungsalter.
Aus diesen Einzelindikatoren wird eine Rangliste errechnet, die es ermöglicht, den Stand der durchschnittlichen Entwicklung eines Landes abzuleiten. Und hier thront die Region Zürich von den 1621 weltweit untersuchten Regionen an der Spitze. Für das gute Abschneiden sorgten insbesondere das hohe Einkommen und die lange Lebenserwartung.
Nur knapp dahinter liegt London auf Platz 2, die Region um die norwegische Hauptstadt Oslo schafft es als Dritter ebenfalls noch aufs Podest.
Von den sieben Grossregionen der Schweiz schaffen es auch die Genferseeregion, die Nordwestschweiz, das Tessin und die Zentralschweiz in die Top 25. Das Espace Mittelland muss sich mit Rang 28 zufriedengeben, die Ostschweiz landet gar «nur» auf Rang 46.
Die letzten Plätze belegen drei Regionen in Tschad und sechs Regionen in Somalia. Zusammen mit dem Südsudan, der Zentralafrikanischen Republik und Niger belegen die beiden afrikanischen Nationen auch die letzten Plätze im Länderranking.
An der Spitze steht hier die Schweiz – und zwar zum zweiten Mal in Folge. Zuvor war Norwegen jeweils 14 Jahre lang der Klassenprimus. Zweimal (2005 und 2006) stand Island an der Spitze, in den 1990er-Jahren mehrheitlich Kanada und zweimal Japan.
Wie aussagekräftig der HDI wirklich ist, darüber wird auch heute noch kontrovers diskutiert. Streitpunkt ist etwa die Gewichtung der einzelnen Aspekte der menschlichen Entwicklung. Auch Redundanz wird ihm vorgeworfen, da die im HDI festgehaltenen Indikatoren sehr stark mit dem Bruttonationaleinkommen pro Kopf korrelieren.
Auch, dass keine ökologischen Faktoren berücksichtigt werden, steht zunehmend in der Kritik. Der WWF bemängelt beispielsweise, dass aktuell alle Länder mit einer sehr hohen menschlichen Entwicklung eine besonders miese CO2-Bilanz hätten. Da ein intaktes Ökosystem auch eine Grundlage für menschliches Wohlergehen und eine hohe Lebenserwartung sei, dürfe nach Auffassung des WWF der ökologische Fussabdruck als zusätzlicher Faktor des HDI nicht fehlen.
Klar, man kann sich manchmal schon über Sachen aufregen, aber das "Gesamtpaket" (Lebensqualität und -standard, Bildungs- und Freizeitmöglichkeiten, Kultur, Natur, Sicherheit, Sauberkeit, Luft- und Wasserqualität, Klima, Lärmpegel und alle weiteren in der Studie berücksichtigen Indikatoren) stimmt vollkommen.
Wenn man hier lebt, ist einem dies gar nicht immer so bewusst. Aber kommt man von einer Reise zurück oder erhält von ausserhalb Besuch, schätzt man es immer wieder.
Da dacht' ich erst: logisch, wenn auch spät, müssen sich die Zürcher ja so langsam aber sicher menschlich entwickeln ;)
War ja irgendwie klar, dass es nicht um Menschlichkeit, sondern um Kohle geht :D
Dann warten wir halt weiter auf das Wunder :P