Du kennst es sicher auch: Du sitzt in den Ferien im Ausland in einem Restaurant und hast gerade die Rechnung bestellt. Dann das grosse Dilemma: Wie viel Trinkgeld soll ich geben? Nicht zu viel, aber auch nicht zu wenig – schliesslich will man ja nichts Falsches machen und in irgendein unbekanntes Fettnäpfchen treten.
In Japan beispielsweise gilt das Geben von Trinkgeld in einem Restaurant oder für einen Taxifahrer als eher unhöflich. Das kann sogar so weit gehen, dass der Kellner einem auf die Strasse nachläuft, um das restliche Wechselgeld zurückzugeben. Eine peinliche Situation für alle Beteiligten.
Um solche Situationen zu vermeiden, gibt es zum Glück für fast jedes Land dieser Welt Trinkgeld-Etiketten. Die Betreiber des Webportals hawaiianislands.com haben für 162 Länder die Trinkgeld-Empfehlungen der Touristikwebseite tripadvisor.com gesammelt und mit mindestens einer weiteren Quelle abgeglichen.
Herauskommen ist eine umfassende Karte mit Tipps, wie viel Trinkgeld nach einem Essen im Restaurant, für eine Dienstleistung im Hotel und für eine Taxifahrt entrichtet werden soll. Aber aufgepasst: Die Karte gibt dir eine Übersicht über weltweite Faustregeln – vor regionalen Eigenheiten schützt sie dich aber nicht.
Auffällig: In den USA und Kanada wird nach einem Restaurantbesuch das höchste Trinkgeld erwartet. Zwischen 15 und 20 Prozent sollten es sein, schliesslich ist das Trinkgeld dort Hauptbestandteil des Lohns, da das feste Gehalt sehr tief ausfällt.
In den meisten Ländern sind 10 Prozent des Gesamtbetrags üblich. Gar kein Trinkgeld geben sollte man in Japan, Südkorea, China, Neuseeland und Australien. Auch in Dänemark und im Kosovo wird kein Zustupf zur Rechnung erwartet. Wie in der Schweiz ist das Trinkgeld auch in Finnland, Belgien und Island im Service inbegriffen, ein kleines Entgelt ist aber trotzdem gerne gesehen.
Etwas übersichtlicher ist die Lage beim Hotel-Trinkgeld. Dort sind meist umgerechnet ein bis zwei Dollar fällig, auch in der Schweiz. Allerdings gibt es deutlich mehr Länder, wo nichts verlangt wird. Beispielsweise in Schweden und Norwegen oder auch auf den Philippinen, in Malaysia oder Indonesien.
Noch seltener ist Trinkgeld für eine Taxifahrt fällig. In den westeuropäischen Ländern ist nur in Portugal, Spanien, Frankreich und Österreich ein kleines Entgelt angebracht. Das höchste Taxi-Trinkgeld weltweit wird in Bosnien und in den USA erwartet: rund 15 Prozent.
Grad in den USA ist das Konzept „Trinkgeld“ die einfachste und gleichzeitig faulste Ausrede damit Gastronomen ihrem Personal einen so tiefen Basislohn auszahlen können - „du kannst dir ja mit Trinkgeld noch ordentlich was dazu verdienen“.
So wird eine Leistungskomponente auf das Service-Personal übergewälzt, welches diese nur bedingt kontrollieren können. Und wenn es wenig Trinkgeld gab, wäscht der Chef seine Hände in Unschuld und lässt durchblicken, dass der Fehler wohl bei einem selber liege.
Verstehe die Unterscheidung zwischen „Inbegriffen“ und „kein Trinkgeld“ eh nicht so ganz.
Heute bin ich alt und vertrage nicht mehr alles. Entsprechend ist mir wichtig, dass ich wirklich nur das Verlangte bekomme. Das ist Service mit Mehraufwand. Da zahle ich gerne drauf. Ebenso, wenn kleine Kinder nicht spurlos gegessen haben.
Und warum soll ich, wenn ich es mir nun problemlos leisten kann, nicht etwas abgeben an Leute, die gut arbeiten ohne wirklich gut zu verdienen.