ABB-Konzern verkauft seine Robotik an einen Trump-Freund
Eigentlich wollte ABB seine Robotiksparte an die Börse bringen. Doch nun hat sich der Schweizer Industriekonzern anders entschieden – und verkauft sie für rund 5,4 Milliarden Dollar an die japanische Investmentgesellschaft Softbank.
Die Division beschäftigt weltweit insgesamt rund 7000 Mitarbeitende, davon 1500 in China und 1100 in Schweden. In der Schweiz zählt die Sparte rund 80 Mitarbeitende, die meisten im Raum Zürich. Im vergangenen Jahr erzielte die Robotiksparte einen Umsatz von 2,3 Milliarden US-Dollar und steuerte damit etwa 7 Prozent des Konzernumsatzes von ABB bei.
Das Geschäft ist damit im ABB-Universum zwar verhältnismässig klein, doch sorgte weltweit immer wieder für Aufsehen. Vor neun Jahren zeigten sich etwa der damalige US-Präsident Barack Obama und die frühere deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel beeindruckt vom cleveren Zweiarmroboter namens Yumi am ABB-Stand an der Hannover Messe. Merkel wollte damals wissen: «Wie viele Konkurrenten haben Sie für so was?» und der damalige ABB-Chef Ulrich Spiesshofer konnte stolz sagen: «Das ist im Moment noch konkurrenzlos.»
Jetzt wird ABB also auf die Dienste von Yumi verzichten müssen. Der Verwaltungsrat und die Konzernleitung hätten das Softbank-Angebot «sorgfältig geprüft» und dies dem ursprünglich geplanten Spin-off gegenübergestellt, erklärte ABB-Präsident Peter Voser. «Der Verkauf wird unmittelbar Wert für die Aktionärinnen und Aktionäre von ABB schaffen.» Der Abschluss der Transaktion wird für Mitte bis Ende 2026 erwartet und unterliegt noch der Zustimmung der zuständigen Behörden.
Der ABB-Konzern wurde über die vergangenen Jahre hinweg konsequent von einem Konglomerat in ein Unternehmen mit klar abtrennbaren Bereichen umgebaut. 2018 verkaufte der Konzern sein Stromnetz-Geschäft an den japanischen Mischkonzern Hitachi und gab damit fast einen Viertel seines Geschäfts auf. Im Herbst 2022 brachte ABB seine Turbolader-Sparte als Accelleron an die Schweizer Börse. Nun fällt die Robotiksparte weg.
Der Konzern plant, sich aufs enge Kerngeschäft zu beschränken. Oder in den Worten von Voser: «Wir werden weiterhin auf unsere langfristige Strategie fokussieren, basierend auf unserer führenden Rolle in den Bereichen Elektrifizierung und Automatisierung.» Auch der neue ABB-Chef Morten Wierod möchte gemäss der Nachrichtenagentur «Bloomberg», dass sich ABB auf profitablere Geschäftsbereiche konzentriere wie die Elektrifizierung. Diese profitiert von den steigenden Investitionen in Rechenzentren, die wiederum aufgrund des Aufstiegs von Künstlicher Intelligenz (KI) stark nachgefragt sind.
Japanischer Exzentriker wird neuer Besitzer
Wie «Bloomberg» weiter berichtet, hat Softbank schon zu Jahresbeginn eine neue Holdinggesellschaft gegründet, die Robo HD. Dort hat Softbank seine Beteiligungen an Robotikfirmen zusammengefasst. Insgesamt ist die Investmentgesellschaft an mehr als einem Dutzend solcher Unternehmen beteiligt – darunter ist auch ein Entwickler von KI-Modellen für Roboter.
Softbank wurde vom japanischen Exzentriker Masayoshi Son aus dem Nichts zu einem der «bedeutendsten Unternehmen des digitalen Zeitalters» aufgebaut, wie das Portal «Watson» berichtete. In den Achtzigerjahren hat Softbank als Unternehmen für Medien- und Telekommunikation begonnen. Son profitierte vom Boom dieser Branche und hat es mit geschickten Beteiligungen – etwa an Yahoo, Alibaba und Apple – zu einem digitalen Powerhaus ausgebaut.
Zum Kauf der ABB-Robotiksparte sagt Son jetzt: «Für Softbank ist physische KI die Zukunft.» Gemeinsam mit ABB Robotics will er «weltweit führende Technologie und Talente im Sinne einer gemeinsamen Vision von künstlicher Superintelligenz und Robotik» zusammenbringen. Son gibt schon lange den Tech-Visionär. So sagte er einmal über die KI, die Welt stehe vor dem grössten Paradigmawechsel aller Zeiten. «Die Singularität (Verschmelzung von menschlicher und künstlicher Intelligenz) wird in den nächsten 30 Jahren Tatsache werden.»
Auf dem politischen Parkett wirft sich Son gerne in die Arme von Donald Trump und folgt dessen Wunsch nach grossartigen Ankündigungen. Als Trump zum ersten Mal amerikanischer Präsident wurde, versprach Son flugs Investitionen von 50 Milliarden Dollar und 50'000 neue Jobs. Er investierte tatsächlich, jedoch auch in Pleiten wie Wework. Das Coworking-Startup wollte eigentlich «das Bewusstsein der Welt auf eine neue Stufe heben», musste aber 2023 Insolvenzschutz beantragen.
Als Trump 2024 die Präsidentschaftswahlen zum zweiten Mal gewann, zählte Son zu den ersten Wirtschaftschefs, die neue Investitionen in den USA versprachen. Dieses Mal sind es 100 Milliarden Dollar und 100'000 Jobs. Son lobt überschwänglich: «Ich würde gerne den grossartigen Sieg von Präsident Trump feiern – mein Vertrauen in die US-Wirtschaft ist dadurch enorm gestiegen.»