«Niemand ist in Sicherheit» – das sagen Menschen, die Gaza verlassen konnten
In der Hoffnung, aus dem Kriegsgebiet zu entfliehen, verharren Tausende von Menschen in Rafah, am einzigen Grenzübergang zwischen dem Gazastreifen und Ägypten.
Sie hoffen auf Sicherheit, hoffen auf eine Grenzöffnung.
Doch nur Doppelbürgern ist es seit dieser Woche erlaubt, den Gazastreifen zu verlassen.
deutsche Staatsangehörige palästinensischer Herkunft
7000 Menschen aus 60 verschiedenen Ländern warten darauf, die Region in Richtung Ägypten verlassen zu können. Diplomaten zufolge kann es bis zu zwei Wochen dauern, bis man eine Ausreiseerlaubnis erhält.
Lange gedulden musste sich die Amerikanerin palästinensischer Herkunft, Suzan Beseiso. Für den Ramadan reiste sie nach Gaza. Nach dem zweiten Tag des Krieges wollte sie die Region verlassen. Erst fast einen Monat später glückte ihr die Ausreise, berichtet der «Spiegel». Dem Nachrichtenmagazin sagt sie:
Ich weiss nicht, ob ich meine Familie und Freunde jemals wieder sehen werde.
Menschen sterben. Niemand ist in Sicherheit. Es gibt keine Luftschutzbunker.»
Hunderte Doppelbürger konnten den abgeriegelten Küstenstreifen bisher verlassen, darunter sieben Personen mit Schweizer Pass, wie Aussenminister Ignazio Cassis am Donnerstag auf der Plattform X bekannt gab.
Wie schwierig es ist, die Enklave zu verlassen, erzählt der Anwalt Sammy Nabulsi, welcher eine palästinensisch-amerikanische Familie mit einem Kleinkind bei der Ausreise unterstützte, gegenüber BBC: «Es war lange unklar, ob amerikanische Staatsbürger die Möglichkeit zur Flucht haben», so Nabulsi.
Er sei in den letzten drei Wochen täglich in Kontakt mit dem US-Aussenministerium und der amerikanischen Botschaft in Kairo und Jerusalem gestanden. Nach etlichen Telefonaten sei der Familie geraten worden, sich beim Grenzübergang in Rafah schlau zu machen.
Nach acht Stunden in der Warteschlange habe die Familie keine Auskunft erhalten. Bei jedem Luftangriff habe die Mutter geklatscht, um dem kleinen Sohn vorzumachen, dass es sich nur um ein Feuerwerk handelt, erzählt Nabulsi. Erst diese Woche erhielt die Familie eine Ausreiseerlaubnis.
Der Schweizer Doppelbürger Ibrahim Al-Qarinawi hatte seine Familie in Gaza besucht, als die Hamas Israel angriff. Gegenübers «Euronews» sagte er:
Dieser Krieg ist sehr grausam. Es gibt kein Wasser, keinen Strom, keine Internetverbindung, nichts als Tod und Zerstörung.»
Den Grenzübergang passieren dürfen seit dieser Woche Rettungswagen mit verletzten Palästinenserinnen und Palästinensern, die in Spitälern in Ägypten behandelt werden.
Allen anderen bleibt die Flucht verwehrt.
«Wir wollten einfach weg», sagte Sabreen, eine Kunstlehrerin und Bewohnerin des südlichen Gazastreifen, gegenüber «Al Jazeera». Und weiter:
Wenn sie ausreisen könnte – und der Krieg eines Tages zu einem Ende kommt, würde sie sofort nach Gaza zurückkehren. «Gaza ist unsere Heimat. Gaza ist unser Ein und Alles.»
Israel hat inzwischen insgesamt 12'000 Ziele im Gazastreifen angegriffen. Das Palästinenserhilfswerk der UN spricht von einer «beispiellosen Tragödie» unter Zivilisten. (cst)


