Kurdische Milizen haben nach Angaben von Aktivisten die Kontrolle über den Flughafen der syrischen Grossstadt Aleppo übernommen. Die syrische Regierung von Präsident Baschar al-Assad hat bestätigt, die Kontrolle über grosse Teile der Millionenstadt Aleppo an Rebellen verloren zu haben.
Es sei «terroristischen Organisationen» gelungen, in weite Teile Aleppos einzudringen, hiess es in einer von der Staatsagentur Sana verbreiteten Mitteilung der syrischen Streitkräfte. Die Aufständischen hätten es aber bislang nicht geschafft, dort Stellungen einzurichten, weil weiterhin gezielte Schläge gegen sie ausgeführt würden. Regierungstreue Truppen warteten derzeit auf Verstärkung, um einen Gegenschlag auszuführen.
Wie die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mitteilte, rückten kurdische Kämpfer nach Abzug regierungstreuer Truppen in mehrere Dörfer und Vororte im Norden und Osten der Stadt ein und besetzten den Flughafen.
Die Truppen von Syriens Präsident Baschar al-Assad und ihre Verbündeten gerieten in dieser Woche durch die Offensive einer Rebellenallianz überraschend stark unter Druck. Die kurdischen Milizen gehören nicht zu dieser Allianz, scheinen nun aber teilweise das durch den Rückzug regimetreuer Truppen entstehende Machtvakuum auszufüllen. Der Vormarsch der Kurden dürfte vor allem von der Türkei und mit ihr verbündeten Milizen in Syrien mit Sorge betrachtet werden.
Syrische Rebellen kontrollieren Aktivisten zufolge nach den schwersten Kämpfen seit Jahren mittlerweile grosse Teile der Millionenstadt Aleppo. Das sagte Rami Abdel Rahman, der Leiter der in Grossbritannien ansässigen Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte, der Deutschen Presse-Agentur. Demnach drangen die Aufständischen zum ersten Mal seit 2016 in Aleppo ein – und das nur drei Tage nach dem Start ihrer überraschenden Offensive gegen die Truppen von Machthaber Baschar al-Assad.
Die Rebellen kontrollierten dort nun auch Regierungsgebäude und Gefängnisse, schilderte die Beobachtungsstelle. Regierungstruppen hätten sich in einen Vorort der Stadt zurückgezogen. Auch der Gouverneur und Polizeipersonal hätten das Stadtzentrum verlassen, berichteten die Aktivisten. Berichten zufolge zieht die Regierung ihre Streitkräfte im Osten der Stadt für einen Gegenschlag zusammen.
Sollte Aleppo dauerhaft an die Aufständischen fallen, wäre das ein herber Schlag für Präsident Assad, der seine Macht mit Hilfe russischer und iranischer Unterstützung in den vergangenen Jahren wieder festigen konnte. Die Offensive der Rebellen stellt eine bemerkenswerte Entwicklung dar in dem seit 2011 andauernden Bürgerkrieg, da sich die Fronten zuletzt wenig verändert hatten.
Russland teilte mit, es werde die syrischen Regierungstruppen unterstützen. In der Nacht griffen russische Kampfflugzeuge der Beobachtungsstelle zufolge dann zum ersten Mal seit 2016 wieder Ziele in der syrischen Millionenstadt an.
Opposition and Rebel Forces are now confirmed to have entered the City of Aleppo in Northern Syria, for the first time since 2016; with reports of Mass Defections amongst the Pro-Assad Militias and the Syrian Arab Army. Several Neighborhoods in the West of the City are already… pic.twitter.com/hhvDhyFiqK
— OSINTdefender (@sentdefender) November 29, 2024
Eine Allianz von Aufständischen unter der Führung der Islamistenorganisation Haiat Tahrir al-Scham (HTS) hatte in dieser Woche bei einer Offensive im Nordwesten des Landes überraschend grosse Gebietsgewinne erzielt. Die Regierungstruppen und ihre Verbündeten gerieten im Umland der Städte Idlib und Aleppo unter Druck. Die Allianz islamistischer Rebellen nennt ihre neue Offensive «Abschreckung der Aggressionen».
Am Freitag erreichten die Gefechte den Stadtrand Aleppos. Augenzeugen zufolge waren Gefechtslärm und Explosionen weithin zu hören. Ein Teil der Regierungstruppen verliess demnach seine Stellungen. Nach Angaben eines dpa-Reporters vor Ort sind Tausende Menschen auf der Flucht in ländliche Gebiete oder andere Städte. Die Rebellenallianz verhängte nach eigenen Angaben eine Ausgangssperre in der Stadt bis 8 Uhr morgens am Samstag.
#Syria: Syrian rebels inside of the city of #Aleppo. pic.twitter.com/Ja65D9kTIA
— Thomas van Linge (@ThomasVLinge) November 29, 2024
Das syrische Verteidigungsministerium gab an, die Streitkräfte seien mit massiven Angriffen im Umland Aleppos und Idlibs konfrontiert. Die syrische Armee griff mit Unterstützung russischer Kampfjets Dutzende Ziele in Idlib und im Umland von Aleppo an. Ein Sprecher der russischen Armee teilte laut der staatlichen Nachrichtenagentur Tass mit, mindestens 200 Rebellen seien bei russischen Angriffen getötet worden.
Aleppo war in den ersten Jahren des syrischen Bürgerkriegs stark umkämpft und wurde grossflächig zerstört. Erschütternde Aufnahmen der verwüsteten Stadt gingen damals um die Welt. 2016 wurden die Aufständischen vom syrischen Militär und dessen Verbündeten gewaltsam aus dem östlichen Teil der Stadt vertrieben. Die Schlacht um Aleppo gilt bis heute als eine der schlimmsten in mehr als 13 Jahren Bürgerkrieg. Idlib ist seit Jahren in der Hand der Aufständischen.
Seit Beginn der Rebellen-Offensive am Mittwoch wurden nach Angaben der Beobachtungsstelle für Menschenrechte fast 300 Menschen getötet, darunter mindestens zwei Dutzend Zivilisten. Die Organisation mit Sitz in Grossbritannien bezieht ihre Informationen von einem Netz aus Informanten vor Ort und gilt als verlässliche Quelle für Eindrücke aus dem von jahrelanger Gewalt zerrütteten Land.
Russland griff 2015 in den syrischen Bürgerkrieg ein und trug mit seiner überlegenen Luftwaffe dazu bei, dass Präsident Assad seine wankende Machtstellung wieder festigen konnte. Inzwischen kontrolliert seine Regierung wieder zwei Drittel des Landes. Wegen des Ukraine-Kriegs verringerte Moskau aber ab 2022 seine Truppenpräsenz in Syrien. Eine politische Lösung für den Konflikt ist nicht in Sicht. Infolge des Bürgerkriegs sind Millionen Syrer ins Ausland geflohen - viele auch nach Deutschland.
(rbu/sda/dpa)
Das Assad-Régime muss also andere Kriegsverbrecher anfragen. In Nordkorea wird die einzige Telephonleitung besetzt sein. Der Iran ist mit seinen von Israel bedrängten Proxies und sich selber genügend ausgelastet.
Maduro von Venezuela ist einfach ein aufgeblasener Schwätzer. Wer bleibt noch? Eventuell "Der Chinese"?