US-Präsident Trump hat als Vergeltung für den mutmasslichen Giftgaseinsatz in Duma am Mittwoch in aller Deutlichkeit einen Raketenangriff auf Syrien angekündigt. Die Raketen «werden kommen», schrieb Trump im Kurzbotschaftendienst Twitter.
Russia vows to shoot down any and all missiles fired at Syria. Get ready Russia, because they will be coming, nice and new and “smart!” You shouldn’t be partners with a Gas Killing Animal who kills his people and enjoys it!
— Donald J. Trump (@realDonaldTrump) 11. April 2018
Russland warnte ihn vor einem Angriff. Alle Seiten müssten Schritte unterlassen, die in Wirklichkeit «durch nichts gerechtfertigt» seien, sagte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow.
Den Ernst der Lage deutlich macht eine Warnung der Europäischen Agentur für Flugsicherheit (EASA) und der Flugsicherung Eurocontrol: Die Fluggesellschaften sollten wegen der Gefahr von Luftangriffen in Syrien besondere Vorsicht im östlichen Mittelmeer walten lassen.
Innerhalb der nächsten drei Tage könnten Luft-Boden-Raketen und Marschflugkörper eingesetzt werden. Zudem könne es zu Störungen von Navigationsgeräten kommen.
Die USA und andere westliche Staaten machen die Truppen des syrischen Machthabers Baschar al-Assad für mutmassliche Giftgasangriffe in der Stadt Duma verantwortlich, bei denen nach Angaben von Hilfsorganisationen am Samstag 42 Menschen getötet wurden. Syrien und Russland bestreiten, dass es einen Giftgasangriff gegeben hat.
Trump hatte schon zuvor eine «starke Reaktion» angekündigt und gewarnt, die Verantwortlichen müssten einen «hohen Preis» dafür zahlen. Nun warnte er Russland ausdrücklich vor einer Unterstützung Assads.
Russland habe angekündigt, «alle auf Syrien abgefeuerten Raketen abzuschiessen», schrieb der US-Präsident in einem Tweet. «Bereite dich vor, Russland, denn sie werden kommen, hübsch und neu und 'smart'!» Das Verhältnis der USA zu Russland sei mittlerweile «schlechter als es je war, den Kalten Krieg eingeschlossen», erklärte Trump in einem weiteren Tweet.
Our relationship with Russia is worse now than it has ever been, and that includes the Cold War. There is no reason for this. Russia needs us to help with their economy, something that would be very easy to do, and we need all nations to work together. Stop the arms race?
— Donald J. Trump (@realDonaldTrump) 11. April 2018
Russlands Botschafter im Libanon, Alexander Sasypkin, hatte erklärt, sollten die USA Syrien mit Raketen angreifen, dann würden diese abgeschossen und auch die Abschussvorrichtungen ins Visier genommen.
Nach seinen Worten sind US-Kriegsschiffe in der Region ein potenzielles Angriffsziel, wenn von ihnen Marschflugkörper auf Syrien abgefeuert würden. Damit würde eine direkte Konfrontation der beiden Atommächte drohen.
Der russische Präsident Wladimir Putin rief zur Vernunft auf. Russland werde alle seine Verpflichtungen nach dem Völkerrecht respektieren und konstruktive Beziehungen zu seinen Partnern im Ausland aufbauen. Das russische Militär erklärte, Aktivitäten von US-Marineeinheiten im Golf zu registrieren. Man beobachte die Situation um Syrien herum genau.
Die syrischen Streitkräfte räumten weitere Stützpunkte, darunter die Militärbasis Dmeir, von der aus zuletzt die Luftangriffe der Regierung auf die belagerte Rebellenhochburg Ost-Ghuta ausgeführt wurden. Das berichtete die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte. Bereits am Dienstag hatte die syrische Armee damit begonnen, sich von einigen Stützpunkten zurückzuziehen.
Derweil ist auch die britische Premierministerin Theresa May bereit für einen Militäreinsatz in Syrien. Dies berichtet die BBC. Sie würde dabei nicht auf eine Abstimmung im Parlament warten, heisst es weiter.
Theresa May ready to join military action against Assad regime in Syria without first seeking parliamentary consent, sources tell the BBC https://t.co/Ch1NdVgq5s
— BBC News (UK) (@BBCNews) 11. April 2018
Die syrische Regierung hatte am Dienstag internationale Experten gebeten, den mutmasslichen Chemiewaffenangriff zu untersuchen. Die Organisation für das Verbot von Chemiewaffen (OPCW) kündigte daraufhin an, bald ein Expertenteam nach Duma zu schicken.
Am Mittwoch forderte auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) «sofortigen und ungehinderten Zugang» zum Gebiet, um die Opfer behandeln zu können. Bei etwa 500 Spitalpatienten seien Symptome festgestellt worden, die aufträten, wenn man giftigen Chemikalien ausgesetzt sei.
Trump hatte vor einem Jahr bereits als Vergeltung für einen Giftgaseinsatz in der nordsyrischen Stadt Chan Scheichun einen Raketenangriff auf eine syrische Luftwaffenbasis angeordnet. Nach Angaben von Frankreichs Präsident Emmanuel Macron könnten beide Länder nun wieder «chemische Einrichtungen unter Kontrolle des Regimes angreifen». (cma/whr/sda/afp/reu/dpa)