Bild: EPA/PRESIDENTAL PRESS OFFICE HANDOUT
Hundertausende Erdogan-Anhänger gingen ein Jahr nach dem gescheiterten Putschversuch auf die Strasse. Der türkische Präsident kündigte an, Gefangene wie Guantanamo-Häftlinge vor Gericht zu bringen.
Ein Jahr nach dem gescheiterten Militärputsch hat der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan jegliche Gnade im Umgang mit den Verantwortlichen ausgeschlossen: «Wir werden diesen Verrätern den Kopf abreissen», sagte Erdogan am Samstagabend auf einer Kundgebung vor hunderttausenden Anhängern in Istanbul.
Er erneuerte sein Plädoyer für eine Wiedereinführung der Todesstrafe. Dabei warte er auf eine Entscheidung des Parlaments, sagte Erdogan. «Wenn die Vorlage aus dem Parlament zu mir kommt, werde ich sie unterzeichnen.» Viele der Zuhörer skandierten Parolen für die Todesstrafe; manche trugen Schlingen mit sich, um ihr Anliegen zu illustrieren. «Wir sind Tayyips Soldaten!», skandierte die Menge in Sprechchören.
Die Wiedereinführung der Todesstrafe würde die Türkei weiter von den anderen europäischen Ländern entfernen. Die EU hatte bereits deutlich gemacht, dass der Schritt automatisch das Ende der Beitrittsverhandlungen bedeuten würde.
Die Türkei beging am Samstag mit einer Reihe von Gedenkfeiern und Kundgebungen den ersten Jahrestag des gescheiterten Militärputsches gegen Erdogan. Am Abend folgten hunderttausende Menschen dem Aufruf der Regierung, sich auf einer Bosporus-Brücke in Istanbul zu versammeln, wo sich Putschisten und ihre Gegner vor einem Jahr blutige Kämpfe geliefert hatten.
Hundertausende Erdogan-Anhänger strömten auf die Bosporus-Brücke. Bild: EPA/PRESIDENTAL PRESS OFFICE HANDOUT
Erdogan äusserte sich in seiner Rede voller Abscheu über die Putschisten. Er schlug vor, die Putschisten in Häftlingsuniformen nach dem Vorbild der berüchtigten orangefarbenen Overalls im US-Gefangenenlager Guantanamo zu stecken. «Wenn sie vor Gericht auftreten, lassen wir sie in Uniformen wie in Guantanamo erscheinen», sagte der Präsident.
Nationalisten fordern die Wiedereinführung der Todesstrafe. Bild: ERDEM SAHIN/EPA/KEYSTONE
Erdogans Regierung macht den islamischen Prediger Fethullah Gülen für den Umsturzversuch verantwortlich. Der in den USA lebende Geistliche bestreitet jede Verwicklung.
(sda/afp)