Nach zwei Messerattacken gegen Sicherheitskräfte in Brüssel und London gehen die Ermittler von einem terroristischen Hintergrund aus. Bei den fast zeitgleichen Attacken wurden insgesamt vier Sicherheitskräfte leicht verletzt.
Nach dem Messerangriff auf Soldaten im Zentrum von Brüssel gehen die Ermittler von einem Terrorakt aus. Der am Freitagabend erschossene Angreifer habe neben der Stichwaffe auch die Attrappe einer Feuerwaffe und zwei Ausgaben des Koran bei sich gehabt, teilte die Staatsanwaltschaft am Samstag mit. Der 1987 geborene Belgier somalischer Abstammung griff drei Angehörige einer Militärpatrouille von hinten an.
«Die Ereignisse wurden als versuchter terroristischer Mord eingestuft», erklärte die Staatsanwaltschaft. Ein auf Terrorismus spezialisierter Ermittlungsrichter habe den Fall übernommen.
In der Nacht sei die Wohnung des mutmasslichen Attentäters in Brügge durchsucht worden. Er war nach offiziellen Angaben vorher nicht wegen terroristischer Aktivitäten bekannt, war aber im Februar wegen einer unpolitischen Gewalttat aufgefallen.
Am Freitagabend ging der Angreifer nach offiziellen Angaben gegen 20.22 Uhr auf dem Boulevard Emile Jacqmain in der Brüsseler Innenstadt auf drei Soldaten los. Zwei von diesen wurden leicht verletzt. Einer der Soldaten eröffnete das Feuer auf den Angreifer und traf ihn zwei Mal, wie es weiter hiess.
Der Mann starb später im Spital an seinen Verletzungen. Er lebte seit 2004 in Belgien und erhielt 2015 die Staatsangehörigkeit. Weitere Einzelheiten wollen die Ermittler aus ermittlungstaktischen Gründen nicht preisgeben.
Auch nach einem Messer-Zwischenfall vor dem Buckingham-Palast in London haben Beamte einer Anti-Terror-Einheit die Ermittlungen übernommen, wie Scotland Yard mitteilte.
Polizisten hatten am Freitagabend einen Mann festgenommen, der sein Auto unerlaubt anhielt und ein Messer mit einer langen Klinge im Fahrzeug hatte. Später teilte die Polizei mit, es handle sich um ein rund 1.20 Meter langes Schwert. Die Queen hielt sich zu diesem Zeitpunkt in Schottland auf.
Bei der Festnahme des 26-Jährigen hätten zwei Polizisten Armverletzungen erlitten, sie seien im Spital behandelt worden. Anders als in Brüssel wurden die Sicherheitskräfte nicht gezielt angegriffen.
Der Mann wurde am Samstag weiter verhört. Nach Angaben der Ermittler stammt er aus Luton nördlich von London, wo Durchsuchungen angeordnet wurden.
In Brüssel und London sind nach einer Serie islamistischer Anschläge strikte Sicherheitsvorkehrungen in Kraft. In Brüssel gilt eine erhöhte Alarmstufe, seit im März 2016 bei zwei Anschlägen am Flughafen und in einer Metrostation 32 Menschen getötet und hunderte weitere verletzt wurden. Dazu bekannte sich die Terrormiliz Islamischer Staat (IS).
In London wurden zuletzt im Juni sieben Menschen bei einem Anschlag getötet. Die Täter rasten zunächst mit einem Lieferwagen auf der London Bridge in die Menge, dann stachen sie in einem Ausgehviertel mit Messern auf Passanten ein. Im Mai hatte sich zudem ein Selbstmordattentäter bei einem Konzert in Manchester in die Luft gesprengt und 22 Menschen mit in den Tod gerissen. Zu beiden Taten bekannte sich die IS-Miliz. (sda/dpa/afp)