Autonome Waffensysteme könnten den Verlauf des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine entscheidend beeinflussen, glaubt der US-amerikanische Verteidigungsexperte Greg Melcher. Bei der Entwicklung dieser Waffensysteme sieht er die Ukraine führend.
«In weniger als einem Jahr werden autonome Tötungsmaschinen entwickelt worden sein», erklärt Melcher in einem Interview mit dem «Tagesspiegel». «Und der Krieg mit Russland wird zum Test für diese Technik werden.»
Melcher entwickelt Verteidigungsstrategien mit verschiedenen demokratischen Staaten, führt den Betrieb beim Centre for the Study of New Generation Warfare in Washington D.C.
Nach Melchers Einschätzung sind Hunderte ukrainische Firmen an der Entwicklung autonomer Waffensysteme beteiligt – mit beispielloser Geschwindigkeit. «Sie sind der Welt voraus», sagt der Experte. Der Grund: Die existenzielle Bedrohung ihres Landes zwinge sie zu aussergewöhnlichen Anstrengungen, die ohne diese Motivation kaum möglich wären.
Diese Dynamik verschaffe der Ukraine einen Vorteil gegenüber Russland: Sie seien «besser, schneller und agiler als das riesige und oft schwerfällige russische System.» Während Russland zwar ebenfalls auf autonome Waffentechnologie setze, fehle dort der gleiche Innovationsdruck. «Die Russen verspüren nicht die existenzielle Bedrohung wie die Ukrainer», erklärt Melcher. «Das macht bei solchen Prozessen einen enormen Unterschied» – und könnte, so glaubt er, am Ende das Blatt wenden.
Der rasante Fortschritt auf diesem Gebiet wirft aber auch schwierige Fragen auf. «Sie werden Dinge entwickeln, von denen wir uns wünschen, dass sie nicht erfunden worden wären», sagt Melcher. «Lassen Sie Ihren Terminator-Fantasien freien Lauf.» In der aktuellen Kriegssituation hätten ethische Überlegungen keine Priorität. Stattdessen gehe es für die Ukraine einzig ums Überleben.
Verwendete Quellen: