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Ukraine

Diese 5 Angriffe zeigen, wie Zivillisten in den Fokus von Putin geraten

Diese 5 Angriffe zeigen, wie Zivillisten in den Fokus von Putins Armee geraten

Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine nimmt immer blutigere Ausmasse an. Immer öfter stehen jetzt auch zivile Ziele unter Beschuss.
14.08.2023, 12:4714.08.2023, 12:55
Sophie Woelk / t-online
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Ein Artikel von
t-online

Im Krieg gegen die Ukraine nimmt Russland offenbar zunehmend Einrichtungen ins Visier, in denen sich Zivilisten aufhalten. Vor allem in der Ostukraine griffen Putins Truppen jüngst zahlreiche Wohnhäuser, Hotels und Restaurants an.

Besonders Kinder und Hilfsbedürftige haben häufig keine Chance, sich rechtzeitig zu retten. Laut Angaben des UN-Hochkommissariats für Menschenrechte (OHCHR) kamen durch den russischen Angriffskrieg allein bis Ende Juli mindestens 9'369 Menschen aus der ukrainischen Zivilbevölkerung ums Leben, darunter mindestens 541 Kinder – verletzt wurden demnach mindestens 16'646 Zivilisten.

Nicht alle Angriffe lassen sich dabei bis ins letzte Detail rekonstruieren. Die schlimmsten, die Experten als eindeutige Kriegsverbrechen bezeichnen, findest du hier zusammengefasst.

>> Alle aktuellen Entwicklungen im Liveticker

Pizzeria unter Beschuss

Sofia Cheliak carries a photo of Ukrainian writer Victoria Amelina as she and pallbearers walk toward a hearse after a memorial service for Amelina at St. Michael's Golden-Domed Monastery in Kyiv ...
Victoria Amelina (auf dem gerahmten Foto): Sie ass zusammen mit kolumbianischen Journalisten und Schriftstellern, als das Restaurant beschossen wurde.Bild: keystone

Diese Attacke war besonders perfide, denn es befanden sich viele Kinder vor Ort. Bei einem Angriff auf eine Pizzeria im ostukrainischen Kramatorsk starben am 27. Juni 2023 viele Zivilisten, darunter auch zwei 14-jährige Schulmädchen.

Das Restaurant befand sich in einem Wohngebiet in der Nähe von zwei Schulen, weswegen es bei jungen Leuten sehr beliebt war. Auch Journalisten und Schriftsteller suchten das Lokal häufig auf. Für die berühmte ukrainische Autorin Victoria Amelina, die zuletzt russische Kriegsverbrechen dokumentiert hatte, endete der Besuch ebenfalls tödlich.

20 Tote bei Raketen auf Einkaufszentrum

People watch as smoke bellows after a Russian missile strike hit a crowded shopping mall, in Kremenchuk, Ukraine, Monday, June 27, 2022. Ukrainian officials say scores of civilians are feared killed o ...
20 Menschen starben beim Angriff auf das Einkaufszentrum.Bild: keystone

Genau ein Jahr vor dem Raketenbeschuss auf das Restaurant, am 27. Juni 2022, schlug die russische Armee an anderer Stelle zu: bei einem verheerenden Angriff auf ein Einkaufszentrum im zentralukrainischen Krementschuk.

Dort töteten Raketen 20 Menschen, 59 weitere wurden verwundet. Russland reagierte mit widersprüchlichen Angaben auf die Vorwürfe zum Anschlag, stritt jedoch vehement ab, das Einkaufszentrum ins Visier genommen zu haben.

Flüchtlinge am Bahnhof getötet

epa09878018 A handout picture made available by the Donetsk Regional State Administration shows emergency services working at the scene after a missile strike hit the railway station in Kramatorsk, Do ...
Ein Rauchwolke kurz nach dem Angriff auf den Bahnhof von Kramatorsk.Bild: keystone

Auch dieser grausame Angriff löste grosse Empörung aus: Im April 2022 starben bei einem russischen Angriff auf den Bahnhof von Kramatorsk 61 Menschen, darunter auch sieben Kinder, welche zuvor aus der Stadt evakuiert worden waren und flüchten wollten.

Die Rettung aus der Kriegszone war für sie schon zum Greifen nah: Hunderte Zivilisten warteten gerade auf die Züge in Richtung sicheren Westen, als zwei Raketen mitten im Bahnhof einschlugen. Die Bilder von den vielen Leichen, die mit Tüchern bedeckt auf dem gesamten Bahnhofsgelände lagen, gingen um die Welt.

Russland bestritt, für den Angriff verantwortlich zu sein. Den verwendeten Raketentyp – Totschka-U – besitze man überhaupt nicht. Einen Tag vor der Attacke hatten Investigativreporter jedoch gemeldet, die in Belarus stationierten russischen Truppen hätten mehrere Totschka-U erhalten, wie die «Tagesschau» berichtete.

Internationale Journalisten im Visier

epa10790139 A handout photo made available by the National Police shows Ukrainian rescuers working at the site of a missile attack in the city of Pokrovsk, Donetsk region, eastern Ukraine, 08 August 2 ...
Pokrowsk (Archivbild): Der zweite Raketenbeschuss traf vor allem die Rettungshelfer.Bild: keystone

Auch Journalisten rückten in den vergangenen Wochen offenbar immer wieder in den Fokus der russischen Armee – zumindest aber wirkt es so, als nähme sie deren Tod in Kauf: Bei gleich zwei Angriffen binnen einer Stunde auf ein Wohnviertel im ostukrainischen Pokrowsk schlugen Raketen in das Hotel «Druschba» ein. Dort sind häufig ausländische Journalisten untergebracht.

Zudem wurden Wohnhäuser, Restaurants, Geschäfte und Verwaltungsgebäude beschädigt. Im Militärjargon als «Doppelschlag» bezeichnet, ist diese Taktik bereits aus Syrien bekannt und treibt die Zahl der Todesopfer in die Höhe.

Bei der zweiten Attacke wurden so vor allem Polizisten, helfende Anwohner und Rettungskräfte verletzt. Die Rettungsarbeiten mussten infolgedessen aus Angst vor weiteren Angriffen mehrere Stunden unterbrochen werden, wie das Redaktionsnetzwerk Deutschland berichtet.

Drei Tage später, am 10. August 2023, stand ebenfalls eine bei ausländischen Journalisten und Hilfsorganisationen beliebte Unterkunft unter Beschuss. Zwei Iskander-Marschflugkörper schlugen in dem Hotel «Reikartz» in Saporischschja am Dnipro-Ufer ein. Das Hotel hat laut der Uno-Koordinatorin für humanitäre Hilfe in der Ukraine als Basis für Rettungsoperationen gedient. Auch eine Kita war in dem Haus untergebracht, wie die «Neue Zürcher Zeitung» berichtet.

Familie in Wohnhaus getötet

Zuletzt starben sieben Menschen durch russischen Artilleriebeschuss. Durch Granaten, die im Dorf Schyroka Balka in der Nähe von Cherson einschlugen, wurde unter anderem eine vierköpfige Familie in ihrem Wohnhaus getötet. Neben den Eltern starben ihr 12-jähriger Sohn und ein erst drei Wochen altes Baby.

Das russische Verteidigungsministerium widerspricht unterdessen weiterhin, bewusst zivile Ziele ins Visier zu nehmen. Vor allem die jüngsten Attacken auf bei ausländischen Journalisten beliebte Ziele scheinen allerdings gezielt die Berichterstattung zu erschweren und so die Pressefreiheit einzuschränken.

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38 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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So oder so
14.08.2023 13:02registriert Januar 2020
Russland Bombardiert die Ukrainische Bevölkerung jeden Tag und das ist Dokumentiert.

Mit den 14 gelieferten Panzerhaubitze 2000 könnte die ukrainische Armee die russische Großstadt Belgorod in Schutt und Asche legen. Macht sie aber nicht, sie Bekämpfen die Russischen Aggressoren damit.
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Liebu
14.08.2023 13:01registriert Oktober 2020
Dafür nennt der Kreml Terror, wenn Brücken, die der Versorgung russischer Truppen dienen, aber auch von russischen Touristen auf die besetzte Krim benutzt wird.
Zivilisten zu attackieren ist Terror.
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goschi
14.08.2023 13:01registriert Januar 2014
In den Fokus geraten?

Die russische Kriegsführung ist seit dem 24.02.2022 eine mehrheitliche reine Terrorkriegsführung gegen die ukrainische Bevölkerung.

Da ist nichts neues, nur immer wieder und immer neu.
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