Der ukrainischen Armee ist offenbar ein Fortschritt im Süden der Ukraine gelungen: Nachdem sie Anfang der Woche das Dorf Robotyne in der Südukraine befreien konnte, gibt es nun Hinweise darauf, dass die Ukraine die erste russische Hauptverteidigungslinie wenige Kilometer östlich davon durchstossen konnte. Das berichten die Militäranalysten George Barros vom Institute for the Study of War (ISW) sowie der Militärexperte Emil Kastehelmi auf dem Kurznachrichtendienst X (vormals Twitter).
Demnach soll eine ukrainische Einheit hinter einem russischen Panzergraben lokalisiert worden sein, der zur Hauptverteidigungslinie der Russen bei Werbowe gehört. Das Dorf liegt rund acht Kilometer östlich von Robotyne. Laut Barros soll es sich um die Kämpfer der 82. ukrainischen Luftlandebrigade handeln, die den Panzergraben zu Fuss überquert haben sollen. Anzeichen dafür, dass sie Panzer oder gepanzerte Fahrzeuge bei sich hätten, gebe es nicht. «Das Fehlen von schwerem Gerät deutet auf eine Infiltration hin, nicht auf einen Durchbruch», schreibt Barros auf X.
In western #Zaporizhia, geolocated footage posted Aug 30 shows that Ukrainian infantry advanced to the NW outskirts of #Verbove (18km SE of Orikhiv), though the extent of these advances and current control over these positions are currently unclear. (1/4) https://t.co/b9FYxg38ze https://t.co/MHAqDy2tfl pic.twitter.com/b2vy0Dj24F
— ISW (@TheStudyofWar) August 31, 2023
Die Soldaten könnten die Abwehrlinie bereits durchbrochen haben, das aber werde sich erst bestätigen, wenn grössere Einheiten oder schweres Gerät sichtbar seien. Auch gebe es bislang keine Hinweise darauf, dass die Ukrainer bereits alle drei Elemente der russischen Verteidigungslinie überwunden hätten. Auch der Militärexperte Kastehelmi schreibt, die Ukrainer hätten bislang zwei der dreischichtigen Verteidigungslinie durchbrochen.
Die «Surowikin-Linien» genannten Hauptverteidigungslinien erstrecken sich auf mehr als 800 Kilometern Länge über die gesamte Front. Benannt wurden sie nach dem inzwischen abgesetzten russischen Ex-Oberbefehlshaber der russischen Truppen, Sergej Surowikin, der die Anlagen über mehrere Monate zur Verteidigung gegen die ukrainische Gegenoffensive bauen liess. Sie bestehen in der Regel aus drei Elementen: Antipanzergräben, Panzersperren aus Beton (sogenannte «Drachenzähne») und dahinter liegenden Kampfstellungen. Dazu kommen riesige Minenfelder, die die Ukrainer zuerst überwinden müssen.
Die ukrainischen Soldaten befinden sich offenbar zwischen den «Drachenzähnen» und den laut Barros sehr viel weiter entfernten Kampfstellungen der russischen Armee. Ob sie diese auch überwinden oder lediglich ausspähen wollen, ist unklar. Es könnte sich auch um eine Aufklärungseinheit handeln, so Barros. In naher Zukunft jedoch würden «die Ukrainer diese Linie, einschliesslich der dreischichtigen Verteidigung, […] ernsthaft mit schwerem Gerät durchbrechen», glaubt Barros.
Die ukrainische Gegenoffensive läuft bereits seit mehreren Monaten und geht langsamer voran, als Kiew und der Westen es erhofft hatten. Dennoch gelingen der ukrainischen Armee immer wieder Fortschritte, zuletzt mit der Eroberung Robotynes. Das sei «kein Durchbruch auf breiter Front», erklärte der Militärexperte Gustav Gressel im Interview mit t-online vor wenigen Tagen.
Doch die ukrainischen Truppen scheinen dem Militärexperten zufolge eine Schneise an einer Stelle südlich von Robotyne geschlagen zu haben. «Wenn sich das bewahrheitet, wird die Ukraine nun versuchen, diesen Durchbruch zu verbreitern», so Gressel. Dies scheint nun bei dem Angriff bei Werbowe östlich von Robotyne zu geschehen. (t-online, mam)
Wenn ihnen das gelingt und sie hinter die russischen Verteidigungslinien kommen, haben die Russen ein echtes Problem.
Gegen hinten sind diese Stellungen normal nicht ausgebaut und ein Rückzug geht auch nicht, liegen dort doch ihre eigenen Minenfelder.
Ich hoffe, die Ukrainer packen das und zwingen den Aggressor endlich aus ihrem Land.