International
Ukraine

Robotyne: Durchbricht die Ukraine hier die Hauptlinie der Russen?

Durchbricht die Ukraine hier die Hauptlinie der Russen?

Ukrainischen Truppen könnte ein wichtiger Erfolg gelungen sein: An der Südfront wurde offenbar die Hauptverteidigungslinie der Russen durchstossen. Oder war es nur ein Aufklärungstrupp?
31.08.2023, 11:49
Mehr «International»
Ein Artikel von
t-online

Der ukrainischen Armee ist offenbar ein Fortschritt im Süden der Ukraine gelungen: Nachdem sie Anfang der Woche das Dorf Robotyne in der Südukraine befreien konnte, gibt es nun Hinweise darauf, dass die Ukraine die erste russische Hauptverteidigungslinie wenige Kilometer östlich davon durchstossen konnte. Das berichten die Militäranalysten George Barros vom Institute for the Study of War (ISW) sowie der Militärexperte Emil Kastehelmi auf dem Kurznachrichtendienst X (vormals Twitter).

Ukraine: Situation in Artyomovsk UKRAINE, DONETSK REGION - MARCH 24, 2023: A view of the Wagner Line in the outskirts of the city of Artyomovsk Bakhmut. Artyomovsk is located in the Kiev-controlled pa ...
Russische Drachenzähne in der Nähe von Bachmut. (Aufnahme vom 24. März)Bild: www.imago-images.de

Demnach soll eine ukrainische Einheit hinter einem russischen Panzergraben lokalisiert worden sein, der zur Hauptverteidigungslinie der Russen bei Werbowe gehört. Das Dorf liegt rund acht Kilometer östlich von Robotyne. Laut Barros soll es sich um die Kämpfer der 82. ukrainischen Luftlandebrigade handeln, die den Panzergraben zu Fuss überquert haben sollen. Anzeichen dafür, dass sie Panzer oder gepanzerte Fahrzeuge bei sich hätten, gebe es nicht. «Das Fehlen von schwerem Gerät deutet auf eine Infiltration hin, nicht auf einen Durchbruch», schreibt Barros auf X.

Ukrainische Soldaten dringen hinter die «Drachenzähne» vor

Die Soldaten könnten die Abwehrlinie bereits durchbrochen haben, das aber werde sich erst bestätigen, wenn grössere Einheiten oder schweres Gerät sichtbar seien. Auch gebe es bislang keine Hinweise darauf, dass die Ukrainer bereits alle drei Elemente der russischen Verteidigungslinie überwunden hätten. Auch der Militärexperte Kastehelmi schreibt, die Ukrainer hätten bislang zwei der dreischichtigen Verteidigungslinie durchbrochen.

Die «Surowikin-Linien» genannten Hauptverteidigungslinien erstrecken sich auf mehr als 800 Kilometern Länge über die gesamte Front. Benannt wurden sie nach dem inzwischen abgesetzten russischen Ex-Oberbefehlshaber der russischen Truppen, Sergej Surowikin, der die Anlagen über mehrere Monate zur Verteidigung gegen die ukrainische Gegenoffensive bauen liess. Sie bestehen in der Regel aus drei Elementen: Antipanzergräben, Panzersperren aus Beton (sogenannte «Drachenzähne») und dahinter liegenden Kampfstellungen. Dazu kommen riesige Minenfelder, die die Ukrainer zuerst überwinden müssen.

Die ukrainischen Soldaten befinden sich offenbar zwischen den «Drachenzähnen» und den laut Barros sehr viel weiter entfernten Kampfstellungen der russischen Armee. Ob sie diese auch überwinden oder lediglich ausspähen wollen, ist unklar. Es könnte sich auch um eine Aufklärungseinheit handeln, so Barros. In naher Zukunft jedoch würden «die Ukrainer diese Linie, einschliesslich der dreischichtigen Verteidigung, […] ernsthaft mit schwerem Gerät durchbrechen», glaubt Barros.

Die ukrainische Gegenoffensive läuft bereits seit mehreren Monaten und geht langsamer voran, als Kiew und der Westen es erhofft hatten. Dennoch gelingen der ukrainischen Armee immer wieder Fortschritte, zuletzt mit der Eroberung Robotynes. Das sei «kein Durchbruch auf breiter Front», erklärte der Militärexperte Gustav Gressel im Interview mit t-online vor wenigen Tagen.

Doch die ukrainischen Truppen scheinen dem Militärexperten zufolge eine Schneise an einer Stelle südlich von Robotyne geschlagen zu haben. «Wenn sich das bewahrheitet, wird die Ukraine nun versuchen, diesen Durchbruch zu verbreitern», so Gressel. Dies scheint nun bei dem Angriff bei Werbowe östlich von Robotyne zu geschehen. (t-online, mam)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
«Ich hatte religiöse Wahnvorstellungen» – Schizophrener erzählt
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
Hast du technische Probleme?
Wir sind nur eine E-Mail entfernt. Schreib uns dein Problem einfach auf support@watson.ch und wir melden uns schnellstmöglich bei dir.
58 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Liebu
31.08.2023 12:47registriert Oktober 2020
Doch die ukrainischen Truppen scheinen dem Militärexperten zufolge eine Schneise an einer Stelle südlich von Robotyne geschlagen zu haben. «Wenn sich das bewahrheitet, wird die Ukraine nun versuchen, diesen Durchbruch zu verbreitern»

Wenn ihnen das gelingt und sie hinter die russischen Verteidigungslinien kommen, haben die Russen ein echtes Problem.
Gegen hinten sind diese Stellungen normal nicht ausgebaut und ein Rückzug geht auch nicht, liegen dort doch ihre eigenen Minenfelder.
Ich hoffe, die Ukrainer packen das und zwingen den Aggressor endlich aus ihrem Land.
1496
Melden
Zum Kommentar
avatar
Repplyfire
31.08.2023 13:36registriert August 2015
Auffällig ist, dass die Ukrainer in den letzten 2 Wochen so viel Land zurckerobern konnten für was sie zuvor 2 Monate lang brauchten. Das könnte ein Anzeichen sein, dass a) die russische Verteidigung bröckelt, bzw das Abnutzen und Angreifen der Logistik Früchte trägt. B) den Russen die Soldaten fehlen oder C) die Ukrainer sich besser mit der russischen Verteidigung zurecht finden.
1034
Melden
Zum Kommentar
avatar
Xsa
31.08.2023 13:56registriert Oktober 2021
Ach, wäre das schön: die Ukraine hat durch die monatelange systematische Zerstörung von Munitionsdepots und logistisch wichtigen Knoten (Brücken etc) eine Schwachstelle geschaffen, kann dort durchbrechen und schnell einen Brückenkopf errichten. Dahinterliegende Stellungen werden schnell eingenommen, so dass an diesem Punkt die russischen Besatzung in Panik flieht, das ganze (begleitet von Sabotsgeakten) von da aus wie ein Dominoeffekt auf umliegende Stellungen auswirkt, und nach ein paar Wochen gibt es keine intensiven Kämpfe mehr, sondern die Russen fliehen zurück über die Grenze. Krieg Ende.
946
Melden
Zum Kommentar
58
38 Tote bei Angriffen Israels im Gazastreifen +++ Israel zieht sich aus Dorf Chiam zurück
Die wichtigsten Geschehnisse im Nahen Osten in der Übersicht, fortlaufend aktualisiert.

(red)

Zur Story