Die Wagner-Söldner unter Jewgeni Prigoschin hatten Russland die Einnahme der ukrainischen Stadt Bachmut ermöglicht. Der militärische Wert der Wagner-Gruppe im Krieg gegen die Ukraine ist unbestritten – nicht zuletzt deswegen hatte Prigoschin vor gut einem Jahr auch den begehrten Titel «Held Russlands» von Putin verliehen bekommen.
Stirbt ein «Held Russlands», erhält er normalerweise auch ein dementsprechendes Begräbnis. Dem Söldnerführer blieben jedoch Salutschüsse und Militärkapelle vorenthalten. Es sei «eine normale VIP-Beerdigung» gewesen, schreibt das unabhängige Medium Agentstwo.
Neben dem Grabstein eines gewissen Viktor Prigoschin auf dem abgelegenen Porochowskoje-Friedhof in St. Petersburg erinnert nun ein simples Holzkreuz mit einem Namenstäfelchen an den Mann, der von Putins Koch zu Putins innerem Feind wurde.
Die Beerdigung selbst war weder gross angekündigt noch thematisiert worden, wie der Spiegel schreibt. Am Dienstag hatte Kreml-Sprecher Peskow angekündigt, dass Putin nicht an der Beisetzung teilnehmen werde; er selber kenne keine weiteren Einzelheiten über die Veranstaltung.
Bei der Zeremonie war dann tatsächlich weder Putin noch die Presse anwesend. Denn diese hatte bis zuletzt zwar heiss diskutiert und spekuliert, wo Prigoschin beigesetzt werde, blieb aber auch bis zuletzt im Dunkeln.
Der Kreml hatte bei der Verschleierung des Ortes ganze Arbeit geleistet: Gleich vor mehreren Friedhöfen in der Heimatstadt Prigoschins sollen zu Wochenbeginn Metalldetektoren oder Absperrungen gesichtet worden sein, so der «Spiegel». Das gut vernetzte unabhängige Medium «Fontanka» hatte den Tipp bekommen, die Beisetzung fände auf dem Serafimskoje-Friedhof statt, wo viele militärische Würdenträger begraben liegen.
Laut der Russland-Expertin und Politanalystin Tatjana Stanowaja kann man das wohl minutiös geplante Verwirrspiel um Prigoschins Beisetzung als «die letzte Etappe einer Spezialoperation zu seiner Beseitigung» betrachten.
Dem sei vorausgegangen, dass Putin den Söldnerchef in seinem Statement als «Geschäftsmann» bezeichnet hatte. Damit habe der Präsident nachdrücklich zeigen wollen, dass Prigoschin, im Gegensatz zu ihm selber, ein Mann gewesen sei, der bloss private Interessen verfolgt habe.
Weiter schreibt die Analystin auf Telegram:
Tatsächlich ist die Zukunft der Söldnergruppe ungewiss. Die Strukturen von Wagner gleichen denjenigen eines Mafiaclans, schreibt der «Spiegel»: eine Organisation mit einem mächtigen Anführer an der Spitze – in diesem Fall Jewgeni Prigoschin. Wagner-Söldner bezeichnen ihn gelegentlich respektvoll als «unseren Vater».
Ob nun jemand das Machtvakuum zu füllen vermag, ist fraglich – ein Anwalt, der mit der Söldnergruppe in Kontakt steht, meint: «Jeder hat jetzt Angst, Verantwortung zu übernehmen, etwas zu verkünden und die Tätigkeit der Truppe fortzusetzen.» Es könnte also durchaus sein, dass Wagner mit Prigoschin zusammen abgestürzt und gestorben ist.
Freue mich auf das nicht mehr erkennbare Grab des Oberhalunken Putin.