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Selenskyj begrüsst Völkermord-Einstufung – das Nachtupdate ohne Bilder

Selenskyj begrüsst Völkermord-Einstufung – das Nachtupdate ohne Bilder

Deutschland stuft den Holodomor in den 30er-Jahren als Genozid ein, Selenskyj spricht von einem «wichtigen Symbol» – und die USA will weitere Milliarden sprechen. Das Nachtupdate.
01.12.2022, 05:17
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Deutschland stuft Holodomor als Genozid ein – Freude bei den Ukrainern

Die Einstufung der vor 90 Jahren gezielt herbeigeführten Hungersnot in der Ukraine als Völkermord durch den Bundestag ist von der ukrainischen Staatsführung ausdrücklich begrüsst worden. «Dies ist eine Entscheidung für Gerechtigkeit, für Wahrheit», sagte Präsident Wolodymyr Selenskyj am Mittwochabend in seiner täglichen Videoansprache. «Und das ist ein sehr wichtiges Signal für viele andere Länder der Welt, dass es dem russischen Revanchismus nicht gelingen wird, die Geschichte umzuschreiben.»

Mit grosser Mehrheit hatten die Abgeordneten in Berlin am Mittwoch einen gemeinsamen Antrag von Ampel-Koalition und Unionsfraktion angenommen, in dem von einem «menschenverachtenden Verbrechen» die Rede ist. Unter der Verantwortung des sowjetischen Diktators Josef Stalin waren dem sogenannten Holodomor («Mord durch Hunger») in den Jahren 1932 und 1933 allein in der Ukraine bis zu vier Millionen Menschen zum Opfer gefallen.

Auch Selenskyjs Berater Mychajlo Podoljak begrüsste die Entscheidung des Bundestags. «Deutschland, 2022. Nennt offen Russland Mörder, der den Krieg in Europa führt, anerkennt Holodomor 1932-33 als Völkermord am ukrainischen Volk, spricht über die Unmöglichkeit eines »ungerechten Friedens« zu russischen Bedingungen», twitterte Podoljak am Abend auf Deutsch. «Wir danken Ihnen für diese starke deutsche Führungsposition und hoffen auf Leos.» Damit bekräftigte er den Wunsch der Ukraine, deutsche Kampfpanzer vom Typ Leopard geliefert zu bekommen. In der ukrainischen Version seines Tweets verlieh er auch der Hoffnung auf Raketenabwehrsysteme Ausdruck.

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Selenskyj hofft auf Patriots aus Deutschland

Der ukrainische Staatschef setzt weiter auf die Überstellung von Patriot-Luftabwehrsystemen aus Deutschland. Eine derartige Entscheidung Berlins wäre «historisch» , meinte Selenskyj am Mittwochabend. «Generationen von Ukrainern» würden Kanzler Olaf Scholz dafür danken. Bisher hat der Kanzler nur dem Nachbarn Polen Patriot-Flugabwehrsysteme zur Sicherung seines Luftraums angeboten. Warschau hält eine Stationierung auf ukrainischem Boden aber für sinnvoller.

Kiew: Russland bereitet in «Raketenpause» neue Angriffe vor

Nach den schweren Angriffen der vergangenen Wochen hat das russische Militär nach Erkenntnissen der ukrainischen Streitkräfte eine «Raketenpause» eingelegt. Allerdings nutze das russische Militär diese Unterbrechung zur Vorbereitung neuer massierter Angriffe, sagte am Mittwoch Vadim Skibizki, ein Vertreter des ukrainischen Militärgeheimdienstes. Zum einen überprüfe die russische Seite, welche Ziele anzugreifen seien, zum anderen werde die Wirkung bisheriger Angriffe ausgewertet.

Darüber hinaus würden neue Raketen auf einen Einsatz vorbereitet, sagte Skibizki weiter. «Das braucht Zeit.» Da Russland einen Grossteil seiner gefechtsbereiten Raketen aufgebraucht habe, würden nunmehr Projektile, die noch zu Sowjetzeiten gebaut wurden, aus den Arsenalen geholt und aufbereitet. Dennoch setze Russland auch einige moderne Raketen aus der strategischen Reserve ein. Die Angaben liessen sich nicht überprüfen.

Die russischen Streitkräfte greifen seit einiger Zeit gezielt Objekte der energetischen Infrastruktur an, um mit dem Ausfall der Strom- und Wasserversorgung die ukrainische Bevölkerung unter Druck zu setzen.

Selenskyj: Noch sechs Millionen Ukrainer ohne Strom

Trotz fieberhafter Reparaturen am Elektrizitätsnetz sind in der Ukraine aktuell immer noch rund sechs Millionen Menschen ohne Strom. «Techniker und Versorgungsunternehmen tun alles, um das System zu stabilisieren und den Menschen länger mehr Energie zu geben», sagte Selenskyj am Abend. Aber: «Die Situation in der Hauptstadt sowie in den Gebieten Winnyzja, Lemberg, Odessa, Chmelnyzkyj und Tscherkassy bleibt sehr schwierig.»

US-Regierung hofft auf Freigabe weiterer Milliardenausgaben

Die US-Regierung erhofft sich vom Kongress eine baldige Billigung weiterer Milliardenausgaben zur Unterstützung der Ukraine. Der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrates, John Kirby, sagte am Mittwoch, die Regierung sei dabei, Kongressmitgliedern detailliert darzulegen, wofür das Geld eingesetzt werden solle. Die Regierung hat beim Kongress weitere Mittel im Umfang von 37.7 Milliarden Dollar (36.5 Milliarden Euro) erbeten, um die Ukraine im Kampf gegen den Angreifer Russland zu unterstützen.

Washington hat in den vergangenen Monaten gewaltige Summen zur Unterstützung der Ukraine mobilisiert. Im Mai hatte der US-Kongress dafür Mittel im Umfang von fast 40 Milliarden Dollar gebilligt, die nach und nach in verschiedenen Paketen an Kiew ausgeschüttet wurden. Die USA lieferten dabei auch Waffen und Munition aus eigenen Militärbeständen, die nun aufgestockt werden müssen. (sda/dpa)

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UN-Chef: «Naher Osten steht am Rande des Abgrunds» – das Nachtupdate ohne Bilder
Israel diskutiert weiter über die Art und Weise der Reaktion auf die iranischen Luftangriffe mit Drohnen und Raketen. Derweil legt die Hamas offenbar einen weiteren Gegenvorschlag für den Geiselaustausch vor – hier ist das Nachtupdate.

Nach dem beispiellosen Angriff des Irans auf Israel behält sich der jüdische Staat eine militärische Reaktion vor. Der Iran habe «jede rote Linie überschritten», sagte Israels Vertreter bei den Vereinten Nationen, Gilad Erdan, bei einer Sondersitzung des UN-Sicherheitsrats am Sonntag in New York. Sein Land habe nun wiederum das Recht, Vergeltung zu üben. Eine Entscheidung darüber habe das israelische Kriegskabinett bei mehr als dreistündigen Beratungen am Nachmittag aber noch nicht gefällt, berichtete die Zeitung «Times of Israel». In den kommenden Tagen sollten weitere Gespräche geführt werden, meldete auch das Nachrichtenportal «Axios» unter Berufung auf einen israelischen Beamten. Bei der Sitzung seien mehrere Optionen für einen möglichen Vergeltungsschlag erörtert worden.

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