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Darum wollen die USA die Ukraine nicht am Verhandlungstisch dabei haben

U.S. Secretary of State Marco Rubio, foreground left, arrives at King Khalid International Airport in Riyadh, Saudi Arabia, Monday Feb. 17, 2025. (Evelyn Hockstein/Pool Photo via AP)
US-Aussenminister Marco Rubio wurde am Montagvormittag auf dem Flughafen von Riad von saudischen Würdenträgern empfangen.Bild: keystone

Darum wollen die USA die Ukraine nicht am Verhandlungstisch dabei haben

Die erste Gesprächsrunde zwischen den Aussenministern der USA und Russland findet am Dienstag in der saudi-arabischen Hauptstadt Riad statt. Dort sollen die Voraussetzungen für einen dauerhaften Frieden in der Ukraine geschaffen werden. Allerdings gelten hierbei nur Donald Trumps Regeln.
17.02.2025, 22:3118.02.2025, 06:37
Bojan Stula / ch media
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Losgelöst vom Pariser Sondergipfel der Europäer treiben die USA zum Wochenstart ihre Ukraine-Agenda voran. US-Aussenminister Marco Rubio traf am Montagvormittag in der saudi-arabischen Hauptstadt Riad ein, wo einen Tag später die Gespräche mit seinem russischen Amtskollegen Sergej Lawrow stattfinden sollen.

Die Anreise des russischen Aussenministers war laut Kreml-Angaben für Montagabend vorgesehen. Dieses erste US-russische Zusammentreffen auf Aussenministerebene seit Kriegsausbruch diene der Vorbereitung «möglicher» Ukraine-Gespräche und der Wiederaufnahme der diplomatischen Beziehungen, hiess es in Moskau.

Ohne Ukraine und Europa

Ergänzt werden soll die US-Delegation durch den Nationalen Sicherheitsberater Mike Waltz und den Nahost-Sondergesandten Steve Witkoff. Offenbar nicht mit an Bord ist Trumps eigentlicher Ukraine-Beauftragter Keith Kellogg, der an der Münchner Sicherheitskonferenz mit widersprüchlichen Aussagen über eine Beteiligung der Ukraine an den Verhandlungen für Verwirrung gesorgt hatte.

Spätestens seit Montagmittag steht aber fest, dass diese erste Gesprächsrunde in Saudi-Arabien ohne die Ukraine und sonstige europäische Teilnehmer stattfinden wird. Präsident Wolodimir Selenski gab am Montag deutlich zu verstehen, dass die Ukraine über die Zusammenkunft weder informiert noch an der Vorbereitung irgendwie beteiligt worden sei. Entsprechend werde sie alle Verhandlungen «über die Ukraine ohne die Ukraine als ergebnislos» betrachten.

Selenski, der sich am Montag in den Vereinigten Arabischen Emiraten auf Staatsbesuch aufhielt, wird laut Angaben aus Kiew erst am Tag nach der US-russischen Zusammenkunft nach Riad für ein «schon lange vorher geplantes Treffen» weiterreisen.

US-Schürfrechte als angeblich beste Sicherheitsgarantie für die Ukraine

Wie schon zuvor Kellogg in München konnte auch der US-Sicherheitsberater nicht so recht begründen, wieso die USA die Ukraine aussen vor lassen. Direkt darauf angesprochen wich Mike Waltz in einem Interview auf Fox News aus. Stattdessen sprach er von «vier Grundsätzen», welche die aktuelle Ukraine-Agenda der USA anleiten würden.

  • Erstens strebe man «ein permanentes, nicht bloss temporäres Kriegsende» an.
  • Zweitens könne dieses «nicht auf dem Schlachtfeld» herbeigeführt werden.
  • Drittens müsse sich «die Struktur der amerikanischen Ukraine-Unterstützung ändern».
  • Und viertens wäre eine «wirtschaftliche Integration der beste Friedensvermittler».

Sicherheitsberater Waltz sprach damit den US-Anspruch auf die Aufteilung der Seltenen Erden der Ukraine an. Das US-Volk hätte ein «Anrecht auf eine Entschädigung» für die bisher geleistete Hilfe, betonte er gegenüber Fox News. Selenski dagegen lehnt den von den USA vorgelegten Vertragsentwurf ab. Er habe «seine Minister angewiesen», das Abkommen nicht zu unterzeichnen, weil dieser «die Interessen seines Landes» nicht genügend schütze, sagte der ukrainische Präsident am Sonntag.

Dies wiederum stiess bei Waltz auf Kritik. Selenski solle diesem Vertrag lieber zustimmen, denn eine bessere Sicherheitsgarantie als die USA als Co-Investor bei den Schürfrechten könne es für die Ukraine in Zukunft gar nicht geben. Den Europäern möge vielleicht die Abfolge des Friedensprozesses nicht gefallen, aber letztlich werde «dieser Krieg unter der Führung von Präsident Trump zu Ende gebracht». Entsprechend müsse jetzt auch nach Trumps Regeln gespielt werden, argumentierte der US-Sicherheitsberater sinngemäss.

Und diese Regeln besagen nun mal, dass Trump mit der Ukraine und Europa im Schlepptau die schnelle Erfolgsmeldung eines russischen Verhandlungsbeginns gar nie hätte landen können. Genauso wenig wie es die Schweiz niemals geschafft hätte, Selenski und Putin auf dem Bürgenstock an einen Tisch zu bringen.

Hemdsärmeliger gab sich in dieser Hinsicht Lawrow am Montag: Er wüsste nicht, was Europa am Verhandlungstisch überhaupt zu suchen hätte, betonte Putins Aussenminister; und territoriale Zugeständnisse an die Ukraine kämen schon gar nicht infrage.

Keine Entscheidungen bei EU-Krisengipfel in Paris
Unter dem Eindruck des abrupten Kurswechsels der neuen US-Regierung hatten einige europäische Staats- und Regierungschefs sowie die Spitzen von EU und Nato auf Einladung von Frankreichs Präsident Emmanuel Macron am Montag Gespräche in Paris geführt.

Der Krisengipfel wurde überschattet von Uneinigkeiten über die mögliche Entsendung von Friedenstruppen zum Absichern eines etwaigen Friedensabkommens zwischen Kiew und Moskau. Entscheidungen wurden bei den informellen Gesprächen nicht getroffen.

NATO-Generalsekretär Mark Rutte erklärte nach dem Treffen, über Einzelheiten werde noch zu entscheiden sein. Europa sei jedoch «bereit und willens», eine Führungsrolle beim Bereitstellen von Sicherheitsgarantien für die Ukraine zu übernehmen und «viel mehr» in die eigene Sicherheit zu investieren. (sda)​

(aargauerzeitung.ch)

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132 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Hans Jürg
17.02.2025 22:44registriert Januar 2015
Die Trump-Mafia verhandelt mit der Putin-Mafia über eine Aufteilung ihrer Reviere. Da würden die Opfer natürlich stören. Europa und die Ukraine sollen gefälligst ihre Schutzgelder bezahlen und sich nicht wehren.
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Scaros_2
17.02.2025 22:51registriert Juni 2015
Wird also wieder zeit die "Demokratie" Memes herauszuholen. Früher war es Öl heute ist es Seltene Erde. Dabei geht es nicht mal um den Frieden. Es geht einzig darum, dass die USA zu ihren Materialien kommt. Fertig.
1967
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Der Micha
17.02.2025 23:26registriert Februar 2021
"Selenski solle diesem Vertrag lieber zustimmen, denn eine bessere Sicherheitsgarantie als die USA als Co-Investor bei den Schürfrechten könne es für die Ukraine in Zukunft gar nicht geben."

Die USA ist unter Trump sicherlich kein Freund und Sicherheitsgarantien gibt es auch nicht. Sie wollen einen autokratischen Scheinfrieden erkaufen, in dem sie die Ukraine ausbeuten.

Um mehr geht es hierbei nicht.
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