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Merkel wollte keinen schnellen NATO-Beitritt der Ukraine

epa11362294 Former German Chancellor Angela Merkel arrives to attend an ecumenical service in St. Mary's Church on the occasion of the 75th anniversary of the proclamation of the Basic Law, in Be ...
Angela Merkel veröffentlicht demnächst ihre Memoiren.Bild: keystone

Merkel wollte keinen schnellen NATO-Beitritt der Ukraine

Ex-Bundeskanzlerin Angela Merkel hat ihre Erinnerungen als Buch vorgelegt. Darin beschreibt sie auch, wie sie in ihrer Amtszeit den Wunsch der Ukraine nach einem schnellen NATO-Beitritt auszubremsen versucht hatte.
21.11.2024, 06:4921.11.2024, 06:52
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Merkel befürchtete damals eine militärische Antwort Russlands. Das berichtet die 70-jährige Christdemokratin in ihren am Dienstag erscheinenden Memoiren mit dem programmatischen Titel «Freiheit», aus denen die «Zeit» vorab einen Auszug veröffentlicht hat.

Ihre Politik gegenüber der Ukraine wird Merkel in Kiew bis heute vorgehalten. Über den entscheidenden NATO-Gipfel 2008 in Bukarest, als es um einen Plan für einen Beitrittskandidaten-Status der Ukraine und Georgiens ging, schreibt die damalige Kanzlerin: «Ich ver­stand den Wunsch der mittel- und osteuropäischen Länder, so schnell wie möglich Mitglied der NATO zu werden.» Aber:

«Die Aufnahme eines neuen Mitglieds sollte nicht nur ihm ein Mehr an Sicherheit bringen, sondern auch der NATO.»

Minderheit der Ukraine für Beitritt

Dabei sah sie Risiken hinsichtlich der vertraglich abgesicherten Präsenz der russischen Schwarzmeerflotte auf der ukrainischen Halbinsel Krim. «Eine solche Verquickung mit russischen Militärstrukturen hatte es bislang bei keinem NATO-Beitrittskandidaten gegeben. Ausserdem unterstützte damals nur eine Minderheit der ukrainischen Bevölkerung eine Mitgliedschaft des Landes in der NATO», erinnert sie sich.

Am Ende stand ein Kompromiss, der aber einen Preis hatte, wie Merkel schreibt: «Dass Georgien und die Ukraine keine Zusage für einen MAP-Satus (Beitrittskandidaten-Status) bekamen, war für sie ein Nein zu ihren Hoffnungen. Dass die NATO ihnen zugleich eine generelle Zusage für ihre Mitgliedschaft in Aussicht stellte, war für Putin ein Ja zur NATO-Mitgliedschaft beider Länder, eine Kampfansage.» (sda/dpa)

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49 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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rodolofo
21.11.2024 07:26registriert Februar 2016
Schon klar, dass Merkel nichts Schnelles wollte.
So bremste sie auch die Solarenergie aus und später auch noch die Windenergie.
Man weiss einfach nicht wofür diese Frau steht!
Vermutlich war ihr vor allem der Machterhalt wichtig.
Und dafür schüttelt man halt auch das sauber gewaschene Händchen von Putin...
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buddelflink
21.11.2024 07:45registriert März 2020
Mit anderen Worten, das Ergebnis des NATO-Gipfels 2008 war das schlechtmöglichste. Und man hat sich dennoch jahrelang der Illusion eingegeben, Putin-Russland durch wirtschaftliche Beziehungen und Abhängigkeiten einhegen zu können. Das ist wohl komplett in die Hose gegangen.
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