Mit seinem Taxi transportiert Roman Tymchyshyn flüchtende Ukrainer und Ukrainerinnen über die polnische Grenze. Der in Nordirland wohnhafte 31-Jährige kehrte nach Kriegsbeginn mit seiner Frau in seine Heimatstadt Lviv zurück, um gefährdeten Menschen zu helfen.
Seit dem 28. Februar ist er mit seinem Londoner Taxi auf Mission und hat dabei rund 3500 Kilometer zurückgelegt – das sind fast 500 Kilometer täglich. Der Oldtimer-Enthusiast setzt sein Augenmerk vor allem auf körperlich behinderte Menschen, welche in dem geräumigen Taxi gut Platz finden.
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Bisher habe er etwa 80 Menschen transportiert, sagt er gegenüber der britischen Presseagentur PA. Darunter schwangere Frauen, behinderte ältere Menschen, Kinder und sogar ein neun Monate altes Baby. Nicht nur das: Auch Haustiere dürfen bei ihm mitfahren. Eine Katze, ein Hase, zwei Hunde und eine Schildkröte konnten mit ihren Haltern in Sicherheit gebracht werden.
Sein Arbeitgeber sei sehr grosszügig und habe ihm für dieses Unterfangen einen Monat bezahlten Urlaub gewährt, erzählt Tymchyshyn. Er tue alles mögliche, um zu helfen. Es sei eine Sache, alles am Fernsehen mitzuverfolgen, aber wenn man es selbst erlebe, breche es einem das Herz.
Seine Passagiere seien oft sehr verängstigt, bis sie die Grenze erreichten. Tymchyshyn füllt sein Taxi mit verschiedenen Personen und Familien, welche im geteilten Leid Trost finden. So erzählen sie sich während der Fahrt ihre Geschichten, berichten über getrennte Familien und weinen zusammen über ihre Verluste.
Vor allem die älteren Menschen fürchten sich vor den Flugzeugen und Bomben, einige von ihnen hätten den Zweiten Weltkrieg miterlebt, erzählt der gebürtige Ukrainer weiter. «Die meisten von ihnen reden nicht, sondern beten, während ich zwei Stunden lang fahre.»
Oft transportiere er auch Kinder, die ohne ihre Eltern unterwegs seien.
Sein Wunsch ist es, auch verletzte Personen transportieren zu können, doch dafür sei sein Taxi zu klein und zu langsam. Aus diesem Grund hat er ein Crowdfunding-Projekt gestartet, um Geld für einen gebrauchten 4x4 SUV zu sammeln. Das Auto würde dann von jemand anderem in der Kriegszone gefahren werden, schreibt Tymchyshyn auf der Crowdfunding-Seite. (saw)