Während Russland die ukrainische Zivilbevölkerung Nacht für Nacht mit Bombenangriffen terrorisiert und Putins Soldaten schwerste Kriegsverbrechen begehen, stellen die Bürgerinnen und Bürger des überfallenen Landes ihre Menschlichkeit unter Beweis.
Der ukrainische Militärgeheimdienst (HUR) informierte kürzlich in seinem Telegram-Kanal über eine aussergewöhnliche Mission. Demnach konnten Elitesoldaten 15 «Fellknäuel» von der Schlangeninsel evakuieren.
Da der Winter nahe, erschwere die bittere Kälte das Überleben der zahlreichen Katzen und Kätzchen auf dem Eiland, hiess es. Um ihre Sicherheit zu gewährleisten, seien die Tiere vorsichtig in eines der grössten Tierheime der Ukraine überführt worden.
An der Rettungsaktion auf der als Snake Island weltberühmt gewordenen Zmiinyi-Insel waren Zivilistinnen und eine Software-Firma beteiligt, wie watson zu berichten weiss. Hier erfährst du ihre Geschichte.
In der griechischen Mythologie galt sie als «Insel der Glücklichen», heute ist die Schlangeninsel militärisches Sperrgebiet. Zu Beginn der russischen Invasion im Frühjahr 2022 erlangte sie weltweite Berühmtheit.
Damals weigerten sich die dort stationierten ukrainischen Verteidiger, sich der feindlichen Übermacht zu ergeben. Ihr trotziger Funkspruch «Russian Warship, Go Fuck Yourself!» wurde zur Legende.
Die kleine Insel im Schwarzen Meer – mit einem Durchmesser von 600 Metern und einer Küstenlänge von 4 Kilometern – hat hohen symbolischen Wert. Sie steht für den ungebrochenen Verteidigungswillen der Ukraine. Und nun ist sie um eine packende Geschichte reicher.
Wie der ukrainische Militärgeheimdienst (HUR) bei Telegram schreibt, beschlossen Elitesoldaten auf Patrouille, die auf der Insel lebenden Katzen zu evakuieren.
Die tierische Rettungsaktion wurde «Operation HUR-KIT» genannt. In ihrem Telegram-Kanal haben die Verantwortlichen diverse Fotos veröffentlicht, die den Abtransport der Tiere dokumentieren.
Die Spezialeinheit, die die Katzenrettung auf der Schlangeninsel durchführte, ist nach ihrem Kommandeur mit dem Rufzeichen Tymur benannt. Sie hat bereits zahlreiche Spezialeinsätze hinter den feindlichen Linien absolviert, auch auf der besetzten Halbinsel Krim.
Der Chef des ukrainischen Militärgeheimdienstes war einverstanden mit der Katzen-Evakuierung. Er gilt selbst als grosser Tierfreund (dazu unten mehr).
Hier kommt die MacPaw Foundation ins Spiel. Das ist eine gemeinnützige Organisation, die von der ukrainischen Software-Firma MacPaw gegründet wurde. Erklärtes Ziel der Verantwortlichen ist es, einen Teil der Einnahmen der Firma und private Spenden zu verwenden, um so viele Leben wie möglich zu retten.
Die MacPaw Foundation hat die Katzen-Evakuierung durch logistische Hilfe und vor Ort unterstützt. Die Leiterin der gemeinnützigen Stiftung, Anna Manukhina, nahm persönlich an der Rettungsaktion teil.
Die Firmensprecherin Oleksandra Lytvynenko, eine PR-Fachfrau und zuständig für Corporate Social Responsibility (CSR), spricht von einer gelungenen Aktion.
In eines der grössten Tierheime des Landes.
Die MacPaw-Sprecherin weist auf die Bemühungen hin, inmitten der russischen Aggression den Tierschutz und humanitäre Bedürfnisse abzudecken.
Im April 2022, nach der Befreiung der Region Kiew, seien Freiwillige ihrer Stiftung die ersten gewesen, die das Tierheim Sirius mit Futter und allen notwendigen Hilfsgütern für die Tierpflege versorgt hätten.
Gemeinsam mit der privaten ukrainischen Hilfsorganisation Come Back Alive habe man daraufhin alles Nötige veranlasst, um die Situation zu verbessern.
Anna Manuhina erinnert sich:
Auf der Website der MacPaw Foundation heisst es, dass die Organisation mitten im Krieg «ausschliesslich nicht-tödliche Hilfe» leiste. Nach den Gründen gefragt, erklärt die Sprecherin, als gemeinnützige Stiftung eines IT-Unternehmens engagiere man sich «innerhalb klarer rechtlicher und ethischer Grenzen». Dies hindere sie daran, Spendengelder für Waffenkäufe einzusetzen.
Man stelle unter anderem Starlink-Empfänger (Satelliten-Internet), EcoFlow-Geräte (Stromgeneratoren), Laptops und Tablets sowie medizinische Hilfe wie Aderpressen, aber auch Evakuierungsfahrzeuge bereit.
Auf Nachfrage erklärt die MacPaw-Sprecherin, dass auch Spenden aus der Schweiz sehr willkommen seien. Dies sei direkt über die Stiftungs-Website möglich. Darüber hinaus erhoffe man sich einen positiven Effekt, wenn die Geschichten wie die von der Katzen-Rettung auf den Social-Media-Plattformen geteilt werden. So könne man andere Leute ermutigen, sich zu engagieren.
Seit Februar 2022 habe die MacPaw Foundation über zehn Millionen Dollar an nicht-tödlicher Hilfe bereitgestellt, um die ukrainischen Verteidiger, Vertriebenen und gefährdeten Bevölkerungsgruppen zu unterstützen.
Bereits seit der Lancierung 2018 unterstützt das IT-Unternehmen soziale Initiativen und Projekte, wobei jeweils der Hashtag #MacPawCares genutzt wird. Wer sich für Details interessiert, wird hier im Netz fündig.
Der Chef des ukrainischen Militärgeheimdienstes (HUR), Kyrylo Budanow, gilt als grosser Tierfreund und ist eine lebende Legende in seiner Heimat. Er hat bereits mehrere russische Anschläge überlebt. Zu seinen Haustieren gehören Kanarienvögel, zwei Katzen (Günter und Zmiy) sowie ein Frosch namens Petro, der im Büro des Ex-Elitesoldaten in einem Aquarium lebt.
Gut zu wissen: Seit 2016 ist die Eule das Symbol des ukrainischen Militärgeheimdienstes HUR. Zugleich ist die Fledermaus – ein Beutetier der Eulen – das Symbol der russischen Sondereinheiten GRU Speznas.
Das lateinische Motto des ukrainischen Militärgeheimdienstes lautet «Sapiens Dominabitur Astris» («Der Weise wird über die Sterne herrschen») und ist ebenfalls eine Anspielung auf das Motto der feindlichen russischen Speznas («Nur die Sterne sind über uns»).
Während einer Militäroperation in der Region Charkiw in diesem Jahr entdeckten Soldaten der 92nd Assault Brigade (OShBr) hungrige Eulen, die in einem Käfig in einem zerstörten Haus eingesperrt waren. Die Vögel wurden gerettet und in die Obhut des Geheimdienstchefs gegeben. HUR-Chef Budanow beschloss, dass die Tiere im Kiewer Zoo ein neues Zuhause finden sollten.